Der tote Winkel des Radars La Dôle

Radarkomposit vom 07.02.2014 09:10 Uhr (Donnerradar/Winterradar von metradar.ch, frei zugänglich)

Radarkomposit vom 07.02.2014 09:10 Uhr (Donnerradar/Winterradar von metradar.ch, frei zugänglich)

Besonders in der kalten Jahreszeit fällt er gelegentlich auf: Der Winkel über dem Jura mit geringerer Reflektivität auf dem Radarbild. Am besten sichtbar wird er bei flächigen Niederschlägen mit einer breiten Front ohne stärkere konvektive Einlagerungen. Diese Bedingungen sind im Winterhalbjahr häufiger als im Sommer, daher eignet sich die Wetterlage am 07.02.2014 besonders für eine Dokumentation und Erklärung des Phänomens.

Funktionieren alle Radarstationen des Komposit-Radarbildes, fällt der tote Winkel des Radars La Dôle einzig durch geringere Reflektivität über dem Jura auf. Inmitten eines zusammenhängenden Gebiets mit mässigem Niederschlag wird in einem bestimmten Winkel (im Titelbild rot eingegrenzt) nur schwache Intensität angezeigt. Betroffen ist der grösste Teil des Waadtländer und Neuenburger Juras. Weiter nordöstlich, über dem Berner Jura und über dem Kanton Jura wird der tote Winkel durch die Sichtbarkeit der Radaranlage Albis bei Zürich kompensiert. Fällt das Albis-Radar hingegen bei einer solchen Wetterlage mal aus, wird das eigentliche Ausmass des toten Winkels sichtbar, wie das folgende Beispiel vom 15.05.2013 zeigt:

Radarkomposit bei Ausfall Albis am 15.05.2013 (Archiv Donnerradar von metradar.ch, kostenpflichtig)

Radarkomposit bei Ausfall Albis am 15.05.2013 (Archiv Donnerradar von metradar.ch, kostenpflichtig)

Niederschläge aus tiefen Schichtwolken werden in diesem Bereich überhaupt nicht erfasst, was hauptsächlich ein Problem des Winterhalbjahrs darstellt. Im Sommer entstehen die Niederschläge meist in höheren Bereichen, die vom weiter entfernten Radarstandort Albis wieder erfasst werden können. Die Sichtbarkeit von Schauern und insbesondere Gewittern mit hochreichenden Hageltürmen ist somit nur geringfügig eingeschränkt, allerdings werden auf Radarbilder basierenden Niederschlagssummenkarten nicht die vollen Regenraten erfasst. Da das Bodenmessnetz gerade im betroffenen Bereich Lücken aufweist, kann auch eine auf Bodendaten basierende Korrektur nicht alles ausgleichen.

Doch was ist überhaupt die Ursache dieses toten Winkels und warum kann er nicht einfach behoben werden? Wie das folgende Bild zeigt, ist der Gipfel des La Dôle mit allerlei Technik gespickt:

Wetterstation und Radaranlage La Dôle (Quelle: fotometeo.ch, 27.05.2013)

Wetterstation und Radaranlage La Dôle (Quelle: fotometeo.ch, 27.05.2013)

Im Vordergrund die SwissMetNet-Wetterstation, links der Radom des Niederschlagsradars und rechts der grössere Radom der Flugüberwachung Skyguide. Eine Informationstafel am Skyguide-Gebäude erklärt die verschiedenen Bestandteile der Anlage, wobei der frei stehende dritte Radom ganz links mittlerweile abgebaut wurde:

Informationstafel der Radaranlage La Dôle (Quelle: fotometeo.ch, 27.05.2013)

Informationstafel der Radaranlage La Dôle (Quelle: fotometeo.ch, 27.05.2013)

Der grössere Radom der Flugüberwachung steht nordöstlich des Niederschlagsradars und schattet somit einen Winkel von ungefähr 20° im Bereich Nord-Nordost ab. Der Aufnahmewinkel des folgenden Bildes (Blickrichtung Nordost, vorne Niederschlagsradar, hinten Skyguide-Radar) verdeutlicht die Situation:

Radaranlage La Dôle (Quelle: fotometeo.ch, 27.05.2013)

Radaranlage La Dôle (Quelle: fotometeo.ch, 27.05.2013)

Das Problem könnte dadurch behoben werden, indem der Niederschlagsradar höher gesetzt würde, doch dadurch entstünde ein toter Winkel bei der Flugüberwachung in Richtung Südwest. Was sicherheitstechnisch höhere Priorität hat, ist offensichtlich. Nur die geografisch getrennte Aufstellung der beiden Radaranlagen wie in der Region Zürich (Niederschlagsradar auf dem Albis, Skyguide-Radar auf der Lägern) verhindert die gegenseitige Störung, doch eine solche Lösung ist in der Westschweiz schwierig zu realisieren. Die benachbarten, ähnlich hohen Juragipfel sind kaum erschlossen (Kostenfrage!) und wahrscheinlich wäre hier auch ein Konflikt mit dem Landschaftsschutz vorprogrammiert.