Zwar hat uns der Frühling bereits einige Gewitter beschert, diese waren jedoch meist Erzeugnisse von Höhenkaltluft auf Tiefrückseiten und daher mit geringem Unwetterpotenzial verbunden. Dies ändert sich nun mit dem Einbezug energiereicher subtropischer Luftmassen. Zur Saisoneröffnung wird uns gleich ein ganzer Korb voll mit harten Knacknüssen aufgetischt. Eigentlich würde fast jeder Tag der kommenden Woche einen eigenen Blogbeitrag verdienen, um der Komplexität der Lage gerecht zu werden. Um den Rahmen nicht zu sprengen, kann hier allerdings nur auf die wichtigsten Umstände eingangen werden. Für die tägliche detaillierte Entwicklung sei auf die Diskussionen im Sturmforum verwiesen.
Die erste Knacknuss liefert uns am Donnerstag eine kräftige Föhnsituation mit gleichzeitiger Annäherung einer Kaltfront aus Westen. Am besten grenzen wir erst mal die Gebiete mit der geringsten Gewitterwahrscheinlichkeit ab: Im zentralen und östlichen Mittelland sowie entlang der Voralpen zwischen Napf und Bodensee werden aufgrund der mangelnden Feuchte kaum Gewitter entstehen können. Allenfalls greifen am Abend vom Tessin her Zellenreste ins Gotthardgebiet und auf Nordbünden über, fallen dort aber bald zusammen. Spannend wird die Entwicklung im Westen. Als Folge länger anhaltender Gewittertätigkeit in Frankreich wird dort bodennah ein Kaltluftpolster entstehen, das zum niedrigsten Druck hin (Hitzetief mit Zentrum über Süddeutschland) ausbricht. Die Folge ist eine seichte Kaltfront, die im Lauf des Abends zuerst durch den Oberrheingraben zum Hochrhein, leicht zeitversetzt dann auch durchs Mittelland fegt. Diese wird sich in erster Linie durch heftige Böen manifestieren. Gewitter sind nicht hausgemacht sondern ziehen typisch für eine Südlage von den Savoyer Alpen und vom Jura nach Norden. Allenfalls können Zellen von den Waadtländer und Freiburger Voralpen ins westliche Mittelland ziehen, auch vom Jura Richtung Nordwestschweiz sind Gewitter möglich. Die „Musik“ spielt allerdings ausserhalb der Schweiz: Vom Schwarzwald und der Schwäbischen Alb weg nordwärts ist das Unwetterpotential gross.
Wie man an obiger Karte erkennen kann, bleibt die Höhenströmung auch hinter der Front auf Süd und folglich auch die Höhenkaltluft, welche eine weitere Labilisierung in Gang setzen könnte, westlich der Schweiz. Somit ist im Lauf der Nacht und bis weit in den Freitag hinein zwar ein Vorankommen von flächigem, mitunter auch kräftigem Regen bis in die West- und Nordschweiz wahrscheinlich, Gewitter dürften aber nur vereinzelt eingelagert sein. Mit etwas nachlassender Südströmung in der Höhe sind bei ausreichender Sonneneinstrahlung in der Osthälfte der Schweiz am Freitagnachmittag und -abend kräftige Entwicklungen in den Voralpen zu erwarten, die vermehrt auch ins Mittelland ziehen.
Der Samstag dürfte unter leichtem Zwischenhocheinfluss der ruhigste und sonnigste Tag werden. Feuchtigkeit ist allerdings genügend vorhanden, sodass im Tagesverlauf mit Quellwolken über den Bergen und nachfolgend lokalen Schauern und Gewittern zu rechnen ist. Der Schwerpunkt liegt dabei im Jura und entlang der Voralpen, mit schwacher Höhenströmung erfolgt nur eine langsame Verlagerung Richtung Norden.
Am Sonntag kommt wieder Föhn auf und es entwickelt sich das nächste Hitzetief über der Alpennordseite – das Spiel vom Donnerstag kann von vorne beginnen. Irgendwo über unserem Land wird sich wahrscheinlich eine Bodenkonvergenz zwischen Bise und Westwind entwickeln. Allerdings ist keine Höhenkaltluft im Spiel, was heftige Entwicklungen eher ausschliesst. Zudem ist das Tief im Westen im Begriff sich aufzufüllen, was der Luftmassengrenze westlich der Schweiz keinen Antrieb mehr leistet. Die Luftdruckverteilung wird flach und die warm-feuchte Luft bei uns zunehmend träge.
Entscheidend für die Weiterentwicklung der oben geschilderten Ausgangslage wird das Verhalten des verbleibenden Kaltlufttropfens über Westeuropa sein. Wahrscheinlich ist eine langsame Verlagerung in Richtung westliches Mittelmeer, das Zentrum könnte allerdings auch nur knapp südlich der Alpen zu liegen kommen. Die warme Höhenströmung bleibt erhalten und dreht dabei auf Südost. Damit ist eine schwache Föhnlage über den Alpen mit Zufuhr feucht-warmer Luftmassen zur Nordseite gegeben. Je nach Lage des Höhentiefs und der korrespondierenden Bodentiefs kann sich dabei eine Gegenstromlage entwickeln (Zufuhr eher kühler, aber ebenfalls feuchter Luftmassen aus Nordwest). Es entscheiden somit Details darüber, ob wir es mit einer permanenten Gewitterlage mit „gesundem“ Tagesgang zu tun bekommen oder ob doch eher ein Trend zu Dauerregen mit konvektiven Einlagerungen jeweils in der zweiten Tageshälfte ein Thema wird. Sicher ist: Die Woche wird ausgesprochen nass. Ein Trend zu stabilerem Wetter ist vorerst nicht auszumachen.
Die Karte mit den Winden kann ich nicht interpretieren. Man erkennt die einzelnen Länder nicht.
In der Tat sind die Landesgrenzen nur sehr schwach in Grau vorhanden und innerhalb Deutschlands sind auch die Bundesländergrenzen eingezeichnet. Mit etwas Übung bekommt man sie aber zu sehen, und einmal gefunden fällt es wie Schuppen von den Augen 😉 Hilfreich ist die erste Orientierung anhand der Meeresflächen (Nordsee und nördlichster Teil der Adria) sowie des Reliefs (Flachland z.B. Po-Ebene ist grün, Gebirge grau bis weiss).