Beim vor einer Woche angekündigten Wettbewerb der beiden Wettermodell-Riesen EZ und GFS hat das amerikanische Modell das Rennen gemacht. Es hat als erstes auf der Grosswetterlage „Tief Mitteleuropa“ mit der Option der um das Tief herumgeholten Warmluft beharrt, die uns ab der Nacht auf Freitag erreicht und für eine weitere Gewitterphase besorgt sein wird. Die bisher gefallenen Niederschläge konnten von den Seen und Flüssen gerade geschluckt werden, ohne über die Ufer zu treten. Mit den nun folgenden konvektiven Niederschlägen mit steigender Schneefallgrenze verschärft sich die Lage, sollte aber nur lokal an den Oberläufen unseres Gewässersystems für gröbere Probleme sorgen. Im Unterland muss die Lage trotzdem im Auge behalten werden.
Die Höhenkarte (500 hPa) im Titelbild zeigt uns die für die niederschlagsreiche Phase verantwortliche Wetterlage auf. Erkennbar sind die Höhentiefs und die damit verbundenen Strömungen in rund 5000 m Höhe. Z bezeichnet das aktuell steuernde Zentraltief, um das sich die Teiltiefs im Gegenuhrzeigersinn bewegen. Das am Samstag nach Osten abziehende Tief Nr. 1 ist für die Niederschläge in der ersten Tageshälfte des Freitags verantwortlich, Nr. 2 beschäftigt uns am Samstag, während Nr. 3 sich erst noch entwickeln muss und von Sonntagnachmittag bis Montag die vorerst letzte Unwetterphase bringt. Nr. 4 an der Stelle, wo zu dieser Jahreszeit eigentlich das Azorenhoch sein sollte, wird sich langsam vor die Küste Portugals begeben und sich mit einem von Island her vorstossenden Trog verbinden. Es sorgt von Dienstag bis Freitag nächster Woche für eine Vorderseite (Südwestlage) und stützt damit einen Hochdruckkeil über Mitteleuropa – eine hoch willkommene Wetterberuhigung und hochsommerliche Phase zumindest für ein paar Tage steht somit in Aussicht.
In der Nacht zum Freitag erreicht uns von Norden her eine Warmfront und bringt zunächst flächigen Regen, der im Tagesverlauf mit der bodennahen Erwärmung zunehmend konvektiv wird. Dabei handelt es sich um kräftige Regengüsse, teils von Blitz und Donner begleitet. Mit der strammen Nordströmung stauen sich diese am Alpennordhang und können dort für weiteren, recht kräftigen Dauerregen sorgen, was Grund zur Sorge für die Oberläufe der betroffenen Einzugsgebiete gibt. Eine regionale Hochstufung der aktuellen Gefahrenstufe 2 wäre keine Überraschung. Weitere Gefahr geht von Erdrutschen Murabgängen in den mittlerweile stark gesättigten Steillagen aus. In Lagen oberhalb von 2000 m ist zudem mit Nassschneelawinen zu rechnen, da die Schneefallgrenze rasch auf über 3000 m ansteigt.
In der Nacht auf Samstag geht die Schauerneigung tagesgangbedingt zurück, um am Samstag unter dem nächsten Höhentief erneut aufzuflammen. Nach den heutigen Unterlagen befindet sich die energiereichste (d.h. bodennah wärmste) Luft in der Ostschweiz, sodass der Schwerpunkt der Gewittertätigkeit dort zu liegen kommen dürfte. Die Gefahr geht wieder hauptsächlich von Starkregen aus, doch auch kleinkörniger Hagel ist örtlich nicht ausgeschlossen.
Am Sonntag wiederholt sich das Spiel mit dem dritten Höhentief von neuem. In der ersten Tageshälfte werden längere sonnige Abschnitte für die notwendige Erwärmung sorgen, ab den Mittagsstunden steigt die Gewittergefahr verbreitet an. Der Höhenwind dreht allerdings auf westliche Richtungen, sodass zumindest die Gebiete am Alpennordrand etwas entlastet werden. Dennoch ist wieder mit lokalen Überflutungen zu rechnen, auch Hagel und Sturmböen sind zu erwarten. Organisierte Gewitterverbände sind weniger ein Thema, da keine Front und auch keine markanten Konvergenzlinien mit im Spiel sind. Die geringe Deckelung spricht für zahlreiche und verbreitete Einzel- und Multizellen.
Im Lauf des Montags sickert bodennah etwas kühlere Luft ein, während die Höhenkaltluft nach Südosten abzieht. Damit setzt eine langsame Stabilisierung der Atmosphäre ein: Zu nur noch vereinzelt gewittrigen Schauern kommt es bevorzugt entlang der Berge, insbesondere in den zentralen und östlichen Regionen.
Ab Dienstag setzt sich Hochdruckeinfluss durch und beruhigt die Lage nachhaltig. Mit der Zufuhr von zunehmend wärmeren Luftmassen aus Südwest kann es ab Mittwoch aber wieder vereinzelt zu Hitzegewittern über den Bergen kommen. Neuralgische Punkte sind wie so oft der Jura, der Schwarzwald und die Voralpen, aber auch die Südalpen. Das Flachland sollte noch weitgehend verschont werden. Eine erhöhte Gewitterneigung aufgrund von jetzt noch unvorhersehbaren Randtrogentwicklungen in der Südwestströmung ist jedoch nicht ganz auszuschliessen.