„Wetter wiederholt sich nie“ lautet ein weiser Spruch in der Meteorologie, da selbst sich ähnelnde Wetterlagen im Detail immer gewisse Unterschiede aufweisen. Im gröberen Ablauf hingegen ist ein wiederkehrendes Muster in ungefährem 7-Tage-Rhythmus ein altbekanntes Phänomen, und in genau so einem scheinen wir im Verlauf der nächsten Tage zu stecken. Wie schon vor Wochenfrist ist erneut der Freitag der heisseste Tag der Woche, und während des Wochenendes wird die Luftmasse durch tägliche Gewitter allmählich abgekühlt, ohne jedoch viel an Energie zu verlieren. Diese manifestiert sich anstelle von Wärme in mehr Feuchtigkeit – Waschküchenwetter ist bis Montag angesagt. Die erste Wochenhälfte ist erneut durch recht kühle Witterung charakterisiert, wobei sich die ursprünglich gerechnete Schafskälte im Alpenraum nach neueren Berechnungen allmählich zu einem Lämmchen zu wandeln scheint. Ein spekulativer Blick in die zweite Hälfte der nächsten Woche lässt vermuten, dass das bekannte Spiel dann erneut von vorne losgeht.
Die Grosswetterlage präsentiert sich am Wochenende wie folgt: Ein nahezu stationäres Tief mit Zentrum vor der galizischen Küste schaufelt aus Südwest bis Süd sehr warme und zunehmend feuchte Luft nach Mitteleuropa. Gegenspieler ist ein schwacher Höhenrücken über dem Balkan, der allerdings weit weniger Einfluss auf unser Wetter ausübt als das fette Hoch vor einer Woche. Er blockiert aber die Lage dergestalt, dass es in den Alpen für einen für die Jahreszeit kräftigen Föhnschub reicht.
Dieser Föhn macht die Prognose für Freitag etwas kompliziert, insbesondere was seinen Einfluss auf die Osthälfte der Schweiz angeht. Im Normalfall kann man davon ausgehen, dass die Gewittertätigkeit hier vorerst stark gedämpft wird. Bemerkenswert sind jedoch stürmische Föhnböen, die am Nachmittag durch die dafür bekannten Täler fegen dürften. Auch in den übrigen Gebieten der Alpennordseite sorgt der Föhn vorerst für eine starke Deckelung der Atmosphäre. In Alpennähe ist somit bis zum späteren Nachmittag kaum mit Überentwicklungen zu rechnen. Anders sieht es im Hochjura aus: Hier können ab den Mittagsstunden heftige Gewitter entstehen, die mitunter grossen Hagel bringen. Die Zugbahn dürfte meist in Richtung Norden weisen, heftige Kaliber können aber als Rightmover durchaus bis in die Nordwestschweiz gelangen. Gegen Abend melden sich dann Gewitter auch aus den westlichen Voralpen bis etwa Höhe Hohgant-Napfgebiet, vereinzelt kann eine Zelle auch mal weit ins Mittelland laufen, bevor sie eingeht. Auch hier sind lokal grössere Hagelsteine zu erwarten.
Spannend wird es in der Nacht auf Samstag. Verschiedene Modelle deuten auf die Entwicklung mindestens eines MCS über Südfrankreich hin, der in der Nacht mit gewittrigem Starkregen über den Jura nach Nordosten zieht. Seine stürmische Druckwelle kann dabei durchaus durch das ganze Mittelland fegen. Ein weiterer Cluster wird in den Südalpen modelliert. Wie immer sind zeitliche Abläufe, Intensität und genaue Zugbahn solcher Systeme erst kurzfristig vorhersagbar und bedürfen der genauen Beobachtung am Niederschlagsradar.
Am Samstag sollte sich das Wetter im Lauf des Vormittags beruhigen. Sobald sich die Sonne durchsetzt, kocht die feuchte Suppe jedoch rasch wieder auf. Ein schwächerer Föhn als noch am Vortag sorgt in den Alpen der Ostschweiz für Stabilität, sein Einfluss dürfte aber nicht mehr so weit reichen, womit Gewitter auf der gesamten Alpennordseite entstehen können. Die Hauptgefahr geht diesmal von Starkregen aus, am stärksten betroffen bleiben vorerst die westlichen Landesteile inklusive Wallis.
Am Sonntag bricht der Föhn im Lauf des Vormittags zusammen. Doch beendet keine klassische Kaltfront die Lage. Die Luftmasse bleibt dieselbe wie am Samstag, jedoch mit noch mehr Feuchtigkeit angereichert. Nur wenig Sonnenschein reicht aus, um die labile Luft erneut in Wallung zu bringen. Zu erwarten ist verbreitete Auslöse von zunächst einzelnen Zellen, die sich jedoch im Verlauf des Nachmittags zu einem nahezu flächendeckenden, gewittrig durchsetzten Starkregengebiet zusammenschliessen.
Eine längs den Alpen verlaufende Tiefdruckrinne und nur schwacher Höhenwind sorgen dafür, dass sich diese extrem feuchte Luftmasse bis weit in den Montag hinein ausregnet. Dabei drückt ein britisches Hoch in den tiefen Luftschichten allmählich kühlere Luft von Norden her ins Mittelland. Eine ähnliche Konstellation mit Hochnebel und Bise im Mittelland und nach wie vor gewitteranfälliger Luft inneralpin und im Süden wie schon in der vergangenen Woche dürfte sich bis Mittwoch halten, bevor der Wind wieder auf Südwest dreht und uns den warmen und nassen Waschlappen zurückbringt. Jedenfalls ist die Lage bestens dafür geeignet, in den Alpen nicht nur regional, sondern grossräumiger für prekäre Abflussverhältnisse zu sorgen.