Nach dem Föhnsturm vom Wochenende ist noch lange nicht genug: Auf der Westautobahn auf dem Atlantik ist in dieser Woche „freie Fahrt“ angesagt. Von Nordamerika erstreckt sich die Frontalzone schnurgerade über den Nordatlantik bis nach Mitteleuropa (siehe Titelbild). Dabei ist sehr gut zu erkennen, wie die extremen Temperaturgegensätze vor der amerikanischen Ostküste ständig neue Tiefs produzieren. Auf dem weiten Weg über das Wasser werden die Extreme dann stark abgemildert. Bei der polaren Luftmasse ist schön zu sehen, wie sie von anfänglich violett über pink ins blau wechselt, je weiter östlich sie vorankommt. Sie nimmt also vom Atlantik Wärme und Feuchte auf und kommt am Mittwoch als gemässigte Polarluft bei uns an. Zwei Tage Schnee bis in tiefe Lagen, doch nur kurz währt die Freude: Am Freitag gelangen wir wieder auf die milde Seite der Frontalzone und das Schneefallgrenzen-Jojo beginnt von neuem.
Heute Montag bestimmt ein Tief über der Nordsee unser Wetter. Am Nachmittag und Abend streift eine Kaltfront die Schweiz, dabei sorgt vor allem die Höhenkaltluft für etwas Turbulenz. Da sich gleichzeitig in den bodennahen Schichten sehr warme Luft aus Südwesten hält, ist die Labilität hoch. Es kommt zu kräftigen Regengüssen, die auch mal von Blitz und Donner begleitet sein können. In der ohnehin starken Südwestströmung sorgen diese Schauer für Sturmböen, die vor allem in der Nordschweiz und in exponierten Lagen des Mittellands und durch Kanalisierungseffekte am Jurasüdfuss 80 bis 90 km/h erreichen können. In der Nacht zum Dienstag wird es vorübergehend wieder ruhiger, bevor am Dienstag tagsüber ein Randtief nördlich von uns den Druckgradienten erneut verschärft:
Die Entwicklung des Randtiefs, das mit seinem Kern entlang der belgisch-französischen Grenze nach Deutschland ziehen soll, wird von den Modellen noch sehr unterschiedlich berechnet. Die oben gezeigte Karte von GFS zeigt die progressivste Variante mit einem Kerndruck von 975 hPa, andere Modelle sehen „nur“ 982 hPa oder lassen den Kern weiter nördlich ziehen. Entsprechend sind auch die berechneten Druckdifferenzen zum Alpennordrand unterschiedlich, was sich auf das Sturmfeld bei uns auswirkt. Wenn wir von der stärksten Variante ausgehen, muss mit schweren Sturmböen von 90 bis 100 km/h gerechnet werden. Dies betrifft vor allem die Nordschweiz und den Jura, aber auch das Rheintal bis zum östlichen Bodensee, wo sich um die Mittagszeit vor der Kaltfront noch mal ein kräftiger Föhnstoss durchsetzt. In den übrigen Föhntälern sowie im Mittelland bleibt es wahrscheinlich bei Sturmböen um 75 bis 90 km/h. Auf den Voralpengipfeln wie etwa dem Säntis sind Böen bis 160 km/h möglich.
Am späten Dienstagabend sinkt die Schneefallgrenze mit der Kaltfront allmählich in tiefe Lagen. Am Mittwoch erreicht uns auf der Rückseite des Tiefs markante Höhenkaltluft:
Der Wind bleibt allerdings unterhalb von 3000 m auf West, sodass sich die Stauniederschläge am Alpennordhang in Grenzen halten. Im Flachland ist immer wieder mit kräftigen Schneeschauern zu rechnen, bei knapp positiven Temperaturen tagsüber bleibt die weisse Pracht allerdings nur kurz liegen. In der Nacht zum Donnerstag kann es aufklaren, sodass es wieder mal für verbreiteten Frost reicht. Am Donnerstag selbst ziehen nur schwache Störungen durch, sie können gelegentlich für leichtes Geflöckel sorgen.
Das nächste Tief nähert sich uns am Freitag, wobei auch hier auf vier Tage hinaus Zugbahn und Intensität noch ändern können. Nach aktuellem Stand bringt zunächst die Warmfront Schnee bis in tiefe Lagen, dann allerdings steigt die Schneefallgrenze bei stark auffrischendem Südwestwind an der Alpennordseite auf etwa 1000 Meter, während es inneralpin wahrscheinlich bei Schneefall bis in die Tallagen bleibt. In der Nacht zum Samstag kann es durchaus auch im Flachland wieder zu Sturmböen kommen:
Möglicherweise – dies ist aber bei einer solch dynamischen Wetterlage schon ziemliche Spekulation – folgt in der Nacht auf Sonntag das nächste Sturmtief mit einem noch ausgeprägteren Warmsektor, dann wäre auch inneralpin wieder mal Vollwaschgang bis auf etwa 1500 m Höhe angesagt. Danach zeigen die Modelle ein Aufsteilen des Azorenhochs, was die Westautobahn auf dem Atlantik für einige Zeit sperren dürfte. Die genauen Auswirkungen auf die Grosswetterlage in Europa sind allerdings noch unklar: Sowohl eine Trogsituation mit Polarluft direkt aus Norden ist möglich, aber auch die Etablierung eines kräftigen Hochs, das uns für einige Zeit etwas Ruhe bescheren könnte. Nur eines sollte klar sein: Der Kampf zwischen Winter und Frühling ist noch lange nicht beendet.