Gewittervorschau 04.-09.06.2016

Waschküchenwetter von seiner besten Seite

Waschküchenwetter von seiner besten Seite

Bereits seit sieben Tagen bewegt es sich kaum von der Stelle, das Tief über Mitteleuropa. War zu Beginn der Woche das zugehörige Bodentief noch sehr ausgeprägt und hat durch seine Konvergenzzonen die verheerenden Sturzfluten in einigen Regionen Deutschlands und Österreichs verursacht, so füllt es sich nun langsam auf. Zurück bleibt ein schwach ausgeprägtes Höhentief mit Zentrum im Dreiländereck D/F/CH, das sich durch sämtliche Höhen zwischen 2000 und 9000 m erstreckt und daher die Niederschlagsgebiete langsam im Gegenuhrzeigersinn um sich drehen lässt. Am Boden hingegen sind die Druckdifferenzen inzwischen extrem schwach, sodass sich kaum noch Wind einstellt. Dieses Überraschungsei wird jeden Tag neu ausgebrütet und man wartet stets gespannt darauf, ob daraus ein Rotkehlchen oder doch ein Kuckuck schlüpft.

Denn die langsamen Verlagerungen des Höhentiefs – mal ein paar Kilometer nach Osten, dann wieder nach Westen – sind von den Wettermodellen kaum zu erfassen. Je näher man aber beim Zentrum liegt, umso mehr fallen diese kleinen Verlagerungen ins Gewicht, da sich vor Ort die Strömungsrichtung markant verändern kann.

Lage des Höhentiefkerns am Samstagmittag

Lage des Höhentiefkerns am Samstagmittag

Liegt der Tiefkern genau nördlich, herrschen in der Höhe Westwinde. Verschiebt er sich leicht nach Osten, dreht der Höhenwind auf Nordwest bis Nord. Verschiebt er sich ein wenig westwärts, herrscht plötzlich Südwestwind vor. Man kann sich vorstellen, dass zum Beispiel am Juranordfuss diese geringen Veränderungen grosse Auswirkungen haben können. Dazu kommen schwache eingelagerte Randtröge, die um das Tief herum kreisen und an denen sich Schauer und Gewitter verstärkt bilden können. Dieses Zusammenspiel der Unsicherheiten verunmöglicht genaue Prognosen. Wann und wo sich Gewitter bilden, wie stark sie sich entwickeln und in welche Richtung sie sich verlagern – wenn überhaupt – wird zur Lotterie.

20160604-3Die Luftmassenanalyse für Samstagmittag zeigt, dass nach wie vor energiereiche Luft aus Südosten um das Tief herum gewickelt wird und uns schlussendlich von Norden her erreicht. Dazwischen gibt es einen kleinen Einschub etwas kühlerer Atlantikluft aus Westen. Auch diese Differenzen sind kleinräumig und vereinfachen die Prognosen keineswegs. Klar ist einzig, dass die Luft stellenweise viel ausfällbares Wasser enthält. Die Scherung ist hingegen sehr schwach ausgeprägt. Dies begünstigt die Entwicklung von zahlreichen, wenig organisierten Schauer- und Gewitterzellen, die sich jedoch im Lauf der zweiten Tageshälfte zusammenballen können. Dadurch dass der Höhenwind schwach ist und sich die Zellen nur sehr langsam verlagern, kann es über längere Zeit intensiv über dem selben Gebiet schütten. Je nach Beschaffenheit der Topografie und der Abflüsse kann es zu lokalen Überflutungen kommen, nicht zuletzt deshalb weil wir seit Wochen wiederkehrende feuchte Perioden hatten und die Böden vielerorts gesättigt sind.

Ab Sonntag soll sich der Höhentiefkern nach den aktuellen Unterlagen langsam nach Westen verschieben und sich weiter auffüllen, somit nimmt sein direkter Einfluss auf unser Wetter allmählich ab. Die feuchte Luft bleibt jedoch bei uns liegen und wird durch den hohen Sonnenstand aufgeheizt. Schlussendlich ist es ein Nullsummenspiel: Der Tiefdruckeinfluss nimmt ab, im Gegenzug wird die Luft energiereicher. Die Folge davon ist, dass es zwar weiterhin tagtäglich Schauer und Gewitter gibt, doch dass deren Schwerpunkt etwas einfacher zu prognostizieren ist: Statt  überall scheinbar unmotiviert aufzuploppen, entstehen sie bevorzugt über dem Relief. Womit zumindest weite Teile des Flachlands in den nächsten Tagen in den Genuss von mehr Sonnenstunden und dem einen oder anderen gänzlich trockenen Tag kommen.

Was schon im Verlauf der letzten Woche hätte geschehen sollen, nimmt nun doch konkretere Formen an:

20160604-4Durch ein Hoch über dem nördlichen Mitteleuropa wird trockenere Luft aus Osten herangeführt. Diese erreicht die Schweiz allerdings knapp nicht, so zumindest die Interpretation obiger Karte für den Dienstag. Die Lage des Tiefrestes über Frankreich sorgt dafür, dass die Zufuhr feucht-warmer Luftmassen aus Südwesten zu den Alpen anhält. Die Luftmassengrenze soll sich knapp nördlich der Schweiz einrichten. Bei uns bleibt das Tagesgangwetter mit Schauern und Gewittern über den Bergen wahrscheinlich während der ganzen Woche erhalten. Da es für einen Luftmassenwechsel bei uns aber nur geringfügige Änderungen bei der Lage der Druckgebiete benötigt, ist das letzte Wort hierzu möglicherweise noch nicht gesprochen.

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