Heute Freitag bekommen wir wieder mal vorgeführt, weshalb das Wort „zwischen“ im Begriff Zwischenhoch eine wichtige Bedeutung hat. Kaum hat uns mal ein anständiger Schub trockener Luft vom Waschküchenwetter der vergangenen bald zwei Wochen befreit, steht das nächste Tief vor der Tür. Dabei hatten die Langfristaussichten Ende Mai für den Juni noch viel Hoffnung gemacht, dass in der meridionalen Zirkulation, wo der Westwind überhaupt nichts zu melden hat, sich nach einer längeren Tiefdruckphase eine ebensolche Hochdruckphase einstellen könnte. Nichts wird damit, denn genau zum Schlüsselmoment besinnt sich das Azorenhoch seines angestammten Platzes und prompt produziert der Nordatlantik wieder seine obligaten Tiefs. Was im Juni durchaus üblich ist, wenn die Umstellung von der Frühlings- zur Sommerzirkulation erfolgt. Statt Hochdruckwetter gibt es jetzt also vorerst eine Mini-Schafskälte und danach dürfen wir gespannt sein, ob das mit der Westwindzirkulation nur eine Eintagsfliege war oder ob sich bereits so etwas wie der Beginn des Siebenschläferzeitraums andeutet.
Schauen wir uns doch zunächst an, was die grossräumige Druckverteilung derzeit für Absichten hegt:
Die Prognosekarte für den Sonntag zeigt uns, wie sich zwischen Azorenhoch und Nordatlantiktief die seit über zwei Monaten völlig lahmgelegte Westwindströmung aufbaut. Über Mitteleuropa ist noch der Rest des Barosumpfs der letzten zwei Wochen zu sehen, und die Frontalzone kann sich nun entscheiden, ob sie den Weg nach Norden oder Süden einschlagen möchte. Ersteres war lange Zeit in den Mittelfristkarten favorisiert und hätte uns eine angenehme antizyklonale Westlage beschert, in der uns die Fronten nur streifen und dazwischen ruhiges, nicht zu heisses Wetter beschert hätte. Stattdessen scheint sich nun die südlichere Variante durchzusetzen, gemeinhin auch bekannt als südliche Westlage und im Sommer bei uns gar nicht gerne gesehen. Doch dazu etwas später.
In der Nacht auf Samstag erreicht uns die Störungszone eines Tiefs, dessen Antrieb vor allem in den höheren Luftschichten (5000-9000 m) zu sehen ist. Am Boden ist nur eine schwache Konvergenzzone vorhanden. In der Luftmassenanalyse kann man keine klassischen Fronten ausmachen, und dennoch zieht am frühen Samstagmorgen eine ausgeprägte Linie durchs Land, in der auch Gewitter eingelagert sein können. Einzig die tageszeitliche Unpässlichkeit sorgt dafür, dass es hauptsächlich bei Regen bleibt. Dieser deckt die Schweiz allerdings nahezu flächendeckend ein, was aufgrund der Vorgeschichte und dem, was danach noch folgt, von Bedeutung sein könnte. Diese Regenzone verlässt uns am Vormittag rasch ostwärts, doch wir verbleiben auf der Vorderseite eines schwachen Bodentiefs über Nordfrankreich:
Die blockierende Ostströmung eines Hochs über der Nordsee verhindert, dass das Tief zügig weiter nach Osten vorankommt. Somit wird am Samstag weiterhin recht energiereiche Luft aus Südwesten zu den Alpen geführt, wobei sich die Energie mehr in Feuchtigkeit als in Wärme manifestiert. Sobald sich also die Sonne durchsetzt, kann die Suppe erneut aufkochen und es kommt im Tagesverlauf zu Regengüssen und Gewittern. Die Voraussetzungen für heftige Entwicklungen sind allerdings nicht sehr günstig, und die mässige Höhenströmung ist immerhin dafür besorgt, dass sich die Zellen nicht wie zuletzt gehabt während Stunden über demselben Gebiet ausregnen, sondern weiterziehen. Trotzdem ist natürlich jeder Tropfen auf die durchnässten Böden zu viel, sodass es lokal doch erneut brenzlig werden kann. Erst durch die langsame Verlagerung des Hochs von der Nord- zur Ostsee im Verlauf des Sonntags kann das Tief mitziehen und wir gelangen ab Sonntagnachmittag auf die kühlere Rückseite. Damit nimmt die Gewitterneigung allmählich ab und es erfolgt ein Übergang zu gewöhnlichen Schauern.
Wer nun hofft, dass sich auf der Rückseite des Tiefs ein neues (Zwischen-)Hoch durchsetzt, wird enttäuscht werden. Denn die bereits oben erwähnte Tatsache, dass sich der Jetstream die südliche Route aussucht, lässt uns genau in die Zugbahn der nachfolgenden Randtiefs gelangen:
Hier erkennt man schön, wie der nördliche Verlauf des Höhenwindes abgeschnitten wird und sich der südliche Ast durchsetzt. Für uns hat dies wechselhaftes, leicht unterkühltes Westwindwetter zur Folge. Die hier gezeigten 850er-Temperaturen bewegen sich zwar im saisonalen Normbereich, doch durch die hohe Feuchtigkeit ist der Tagesgang stark reduziert, das „Normale“ manifestiert sich folglich durch milde Nächte und mangels Sonnenschein kühle Tage. Nicht wirklich das, was wir gemeinhin unter Sommerwetter verstehen. Eher aprilartig zeigt sich von Montag bis Mittwoch das Wetter: Viele Wolken, kurze sonnige Abschnitte und dazwischen immer wieder Schauer, die gelegentlich auch mal Blitz und Donner mit sich führen, aber kaum dem für Juni zu erwartenden Höhepunkt der Gewittersaison entsprechen. Diese Lage trägt einzig dazu bei, dass die Böden nach wie vor nicht abtrocknen können, dabei wäre dies doch bei dem, was die erweiterte Mittelfrist zeigt, so wichtig…
Wagen wir nämlich einen Blick auf die zweite Wochenhälfte, so zeigt sich eine markante Luftmassengrenze quer über die Alpen hinweg:
Je nach Modell und Lauf wird der Trog über Westeuropa oder das Tief über den Britischen Inseln etwas mehr oder weniger ausgeprägt gerechnet. Sicher ist, das uns die massive Warmluftzufuhr aus Süden verpasst. In Italien und auf dem Balkan sind erstmals in diesem Sommer Werte gegen 40 Grad möglich, je nach Verlauf der Front kann auch der Osten Österreichs die 35-Grad-Marke ritzen. Die Schweiz hingegen kommt höchstwahrscheinlich in den Einflussbereich des Tiefs zu liegen: Permanente Zufuhr feuchter Luftmassen aus Südwest, vielleicht mit etwas Föhneinfluss in der Ostschweiz, aber recht sicher hohen Niederschlagsraten im Süden und Westen des Landes. Was daraus genau werden soll, können wir in der Gewittervorschau der nächsten Woche behandeln.