Man könnte es sich einfach machen als Blogautorin: Beitrag vom 21. Juni kopieren, ein paar Sätze ändern, Karten durch aktuelle ersetzen und fertig. Da dies nicht der Arbeitsmoral der Autorin entspricht und doch einige Details von der Lage vor einem Monat abweichen, wird solcherlei „Aufgewärmtes“ unserer Leserschaft nicht zugemutet, das erledigt das Wetter schon selbst. Kurzum: Nach den zwei gemässigten Wochen mit Lufmassen aus meist nordwestlicher Richtung steht die nächste Hitzewelle ins Haus, diesmal angetrieben von einem lehrbuchmässigen „Hoch Mitteleuropa“. Dass diese pünktlich zum Beginn der Hundstage eintritt, ist Zufall, wenn auch der langjährigen Statistik Rechnung tragend. Offen ist noch, wie lange die Hitzephase diesmal dauern wird.
Die paar Regengüsse und Schwachstrom-Gewitterchen am Freitag, wie in den vorangegangenen Tagen mehrheitlich auf das Gebiet südlich und östlich des Gotthards beschränkt, sind kaum der Rede wert. Bis Sonntag ist noch eine antizyklonale Westlage vorherrschend, inzwischen der Klassiker im Hochsommer mit sehr warmem Alpenraum inkl. Süddeutschland und stetig über Norddeutschland hinwegziehenden Fronten, deren kümmerliche Reste gelegentlich bis zu uns vordringen. In der Titelgrafik erkennen wir ein kleines, eingebettetes Tröglein, auf dessen Vorderseite die Höhenströmung vorübergehend auf Südwest dreht und uns am Samstag heisse Luft bringt.
Waren die Modelle für Samstag in den letzten Tagen noch mehrheitlich auf Krawall gebürstet, so scheint sich nun auch dieser Einschub von Labilität als relativ zahm zu entpuppen: Zu stark ist der Einfluss des sich immer häufiger bis zu den Alpen ausdehnenden Subtropenhochs. Die Höhen“kalt“luft kommt gerade mal mit -13 Grad in 5500 m daher. Entsprechend bekunden auch die hoch aufgelösten Kurzfristmodelle ihre liebe Mühe mit dieser Pseudo-Südwestlage (in den Alpen wird sogar ein kurzer Föhnschub gerechnet). Während die COSMO-Varianten wie auch Euro4 am Nachmittag einige doch anschauliche Gewitterzellen in den Alpen rechnen, die auch die Voralpenschiene aktivieren können, will Arome davon nichts wissen und beschränkt die Gewitteraktivität auf den Jura am Abend, die in der Nacht möglicherweise aufs Mittelland übergreift. Also wird es wieder mal auf Nowcasting, sprich sehr kurzfristige Prognosen hinauslaufen, was den einen oder anderen Veranstalter mitunter etwas nervös machen könnte. Während also noch nicht klar ist, wen es zu welcher Zeit überhaupt treffen könnte, ist die Art der Gewitter schon etwas klarer: In der recht zügigen Höhenströmung handelt es sich um rasch ziehende (ca. 50 km/h), mitunter linienförmig verbundene Zellen, was zumindest das Risiko von Überflutungen mindert. Hingegen ist die Scherung gut für mittelgrossen Hagel und wie immer bei solchen Lagen muss man damit rechnen, dass heftige Sturmböen auftreten. Auch die Gefahr von lokalen Downbursts ist aufgrund der trockenen Grundschicht erhöht – immer vorausgesetzt, dass sich die Gewitter überhaupt weit genug entwickeln können.
Die Sache zieht sich wahrscheinlich noch etwas in den Sonntag hinein, denn die schleifende Kaltfront soll genau über das Mittelland zu liegen kommen:
Allerdings sieht man bereits, wie sich das Bodenhoch zu entwickeln beginnt und in der Höhe steigt die Temperatur auch schon wieder auf über -10 Grad, kurzum: Die Front wird sowohl von oben wie unten zerlegt. Möglicherweise reicht das mit etwas Restfeuchte im Nordstau der Alpen noch für den einen oder anderen Regenguss am Nachmittag, für Gewitter scheint die Labilität aber bereits nicht mehr auszureichen.
Und dann können wir es kurz machen: Von Montag bis Mittwoch, ev. noch Donnerstag liegt das Zentrum eines kräftigen Höhenrückens konstant genau über der Schweiz:
Obwohl aus südwestlicher Richtung sehr heisse Luft zugeführt wird, die sich in der Grundschicht allmählich mit Feuchtigkeit anreichert und somit die Schwüle von Tag zu Tag zunimmt, wird es für Quellwolken selbst in den Alpen schwierig, diesen massiven Deckel zu brechen – gute Nachrichten für alle, die schon lange auf Bergtour gehen möchten. Der Höhepunkt der Hitze wird am Mittwoch/Donnerstag mit verbreitet 32 bis 35 Grad erreicht, an den neuralgischen Punkten wie dem Hochrhein, Genf und dem Zentralwallis kann es auch etwas darüber gehen.
Noch unklar ist, wie sich dieses Hoch in der Folge verhält. In obiger Karte ist bereits der Beginn einer Omegastruktur zu erkennen. Die meisten aktuellen Modellläufe gehen davon aus, dass sich das Mitteleuropahoch nach Norden verschiebt und wir von den flankierenden Tiefs sowohl von Westen wie von Osten in die Zange genommen werden. Am progressivsten ist das kanadische Modell, das bereits am Donnerstagabend den Westeuropatrog auf unser Wetter Einfluss nehmen lassen will, nach EZ und den GFS-Ensembles bleibt der Hochdruckrücken ein bis zwei Tage länger wetterbestimmend:
Aus aktueller Sicht könnte es also genau auf das nächste Wochenende wieder spannend werden, wir bleiben selbstverständlich dran!