Zugegeben, es gab schon heftigere Stürme als das, was uns bevorsteht. Doch angesichts der aktuellen Lage und den Plänen vieler Familien, Weihnachten aus bestens bekannten Gründen dieses Jahr im Freien oder sogar im Wald feiern zu wollen, soll doch auf gewisse Risiken aufmerksam gemacht werden. Zudem ist die Wetterlage durchaus interessant, dringt doch zufälligerweise genau zu Weihnachten Kaltluft aus Norden zu uns, in einem Monat, der sonst von südlichen Wetterlagen geprägt ist. So handelt es sich bei diesem Wintereinbruch denn auch nur um ein kurzes Gastspiel.
Wenn die Wetterlage kurzfristig so extrem auf den Kopf gestellt wird, so sind die Gründe dafür doch immer wieder interessant:
Der relativ kleine, aber sehr effektive Kaltluftausbruch direkt vom Nordpol bis zu uns ist nur möglich, weil sich über dem Nordatlantik, wo in den letzten Wochen permanent Tiefdruck herrschte, sich genau jetzt ein kräftiges Hoch aufplustert. Dieses wiederum entsteht als Folge eines anderen scharfen Kaltluftausbruchs aus der kanadischen Arktis in Richtung Neufundland. Das dort aufgrund des markanten Temperaturunterschiedes entstehende Tief führt karibische Warmluft weit nach Norden und schon werden die Druckverhältnisse im Nordatlantik ins Gegenteil verkehrt: Die Grosswetterlage in Europa wechselt abrupt von Südwest auf Nordwest bis Nord. Sobald der Warmluftstrom von der Karibik abreisst und die kanadische Kaltluft über dem Nordatlantik ihren Platz beansprucht, wird die „alte Ordnung“ des Winters 2020/21 wieder hergestellt und der nächste Atlantiktrog wird geboren.
Bereits in der Nacht zum 24. Dezember wird die wärmste derzeit über uns liegende Warmluft verdrängt, mit einer Kaltfront sinkt die Schneefallgrenze schon mal von über 2000 auf etwa 1200 Meter. Dank des kräftigen Südwestwinds bleibt die Abkühlung in den Niederungen aber noch moderat, womit wir beim eigentlichen Thema wären:
Aufgrund der Druckverhältnisse sind die stärksten Böen auf den Jurahöhen am Donnerstagmorgen zu erwarten, während Tageserwärmung und Durchmischung das Durchgreifen von Sturmböen bis in die Niederungen eher erst gegen Mittag den Höhepunkt erreichen dürfte, wenn der Regen mal pausiert. Die Modelle streuen noch stark, die stärkste Variante geht von verbreitet 50-60 km/h Böen in den Niederungen aus, in exponierten und hügeligen Lagen des Mittellands und der Nordschweiz sind bis zu 80 km/h möglich, auf den Jurahöhen etwa 100 km/h. Die gute Nachricht für alle, die am Abend draussen feiern möchten: Zumindest der Wind lässt in der zweiten Tageshälfte deutlich nach. Wetterfest anziehen muss man sich trotzdem, denn in den Abendstunden dreht der Wind auf Nordwest und die Temperatur sinkt spürbar, ebenso die Schneefallgrenze. In den Abendstunden wird der Regen von Nordwesten her oberhalb von 500 Meter in Schneefall übergehen. Bis es nach ganz unten für Schneeflocken reicht, muss man sich wahrscheinlich bis nach Mitternacht gedulden.
Am Morgen des 25. dürfte ausser in den tiefsten Lagen und in den warmen Städten wohl überall ein bisschen Schnee liegen. Die Luft trocknet im Tagesverlauf allmählich ab, im Flachland sind wohl nur noch kurze und eher unergiebige Schneeschauer zu erwarten, während am Alpennordhang bis zum Abend gut und gerne noch mal 10-20 cm Neuschnee zusammenkommen. In den Alpen herrscht jetzt starker Nordwind, der sich mit stürmischen Böen als Nordföhn in den Südtälern bemerkbar macht. Dort wird es denn auch im Lauf des Tages rasch sonniger.
Der 26. Dezember steht unter zunehmendem Zwischenhocheinfluss mit einer Divergenz genau über der Alpennordseite: Im Osten fliesst die Kaltluft nach Osten ab, in der Westschweiz herrscht Bise. Klart es bereits in der Nacht auf, dürfte der Morgen des 26. in den westlichen Landesteilen die Tiefsttemperatur des ganzen Jahres liefern, im Osten ist das wohl erst in der Nacht zum 27. der Fall – vorausgesetzt die Wolken des nächsten Tiefs halten sich in der Nacht noch zurück.
Ab Sonntag stellt sich wieder jene Wetterlage ein, die uns von Anfang Dezember bestens bekannt ist: Ein kräftiges und nahezu stationäres Tief über den Britischen Inseln sorgt für einen Föhnsturm in den Alpen, im Westen und Süden setzt am Abend bereits wieder Niederschlag ein, der sich im Lauf des Montags allmählich auch in die Deutschweiz voran arbeitet. Die um das Tief herumgeholte, vom Atlantik aufgewärmte Polarluft macht immer noch dasselbe wie Anfang Dezember: Es pflotscht in den Niederungen beidseits der Alpen. Am Alpensüdhang ist bis Mittwoch mit mindestens 100 mm Niederschlag zu rechnen, also weit über einen Meter Neuschnee in höheren Lagen. Wie das nördlich des Alpenhauptkamms aussehen wird, muss noch etwas abgewartet werden. Die genaue Position des Tiefs wird darüber bestimmen, wie stark die Föhneffekte sind und wie viel Feuchte aus Süden über die Alpen gelangen kann.
Wir danken für das Interesse im zu Ende gehenden Jahr, wünschen allen trotz den schwierigen Umständen schöne und besinnliche Festtage, guten Rutsch und vor allem: Bleibt gesund!