Verschnaufpausen sind kurz in diesem Sommer 2021, deshalb sollte man sie umso mehr geniessen. Sofern man kann, denn nicht wenige sind damit beschäftigt, den Schutt der letzten Unwetter wegzuräumen, damit die nächsten nicht noch mehr Unheil anrichten können. Auch gilt es, möglichst viel Wasser aus den randvollen Seen am Alpenrand abzulassen, um Platz zu schaffen für Neues – ohne gleich die Unterlieger absaufen zu lassen. Kein einfacher Job in diesen Tagen, der Neid hält sich somit in Grenzen. Auch auf die Meteorologen braucht man nicht neidisch sein, die zwar nur Überbringer der schlechten Nachrichten sind, sich aber trotzdem einiges anhören müssen dieser Tage. Zudem wirken sich die häufigen Prognosepleiten aufgrund der widersprüchlichen Modelle auch nicht gerade motivierend aus, aber da muss man eben alle paar Jahre mal durch – immerhin liegt der letzte solche Sommer auch schon wieder 7 Jahre zurück und in den Jahren davor waren sie eher Regel als Ausnahme.
Das einigermassen sonnige, wenn auch nicht störungsfreie Wochenende haben wir einer kurzen Zonalisierung zu verdanken:
Vorübergehend hat sich eine recht stramme Westwindströmung vom Atlantik her eingestellt. Sie muss vor dem immer noch blockierenden Hoch über Osteuropa nach Norden umbiegen, daher nennt man diese Grosswetterlage auch „winkelförmige Westlage“. Darin eingebettet ist ein kleines, aber recht giftiges Randtief (Nr. 1) das in der Nacht zum Sonntag eine Kaltfront sehr rasch über uns hinwegsteuert. Dahinter ist allerdings bereits die Geburtsstunde des nächsten Troges (Nr. 2) zu erkennen. Nein, nicht die Autorin hat einen Sprung in der Platte, sondern das Wetter. Erneut stellt sich zu Wochenbeginn die äusserst unwetterträchtige Grosswetterlage „Trog Westeuropa“ ein, die danach entweder in Tief Mitteleuropa oder Trog Mitteleuropa mündet, je nachdem wie rasch sich ein Teil davon selbständig macht und abtropft.
Die Kaltfront heute Nacht ist in der Luftmassenanalyse gut zu erkennen:
Die dahinter liegende Kaltluft (grün), erwärmt sich am Sonntag unter Zwischenhocheinfluss sehr rasch, und bald darauf erreicht uns der Schwall subtropischer Luftmasse, der an der linken unteren Ecke bereits zu erkennen ist.
Der Samstag bleibt bis weit in den Nachmittag sonnig, auch wenn vorübergehend mal ein dichtes Schleierwolkenband durchzieht. Über den Bergen entwickeln sich Quellwolken, die im Jura und in den Voralpen ab dem späten Nachmittag erste Gewitter bringen. Diese ziehen in der flotten Südwestströmung recht rasch weiter. Erst am späten Abend kommen aus Westen verbreitet Gewitter auf, welche die ganze Schweiz in der Nacht mit Starkregen überziehen, auch Hagel ist möglich. Man kann von Glück reden, dass die Front mit ca. 70 km/h unterwegs ist, sodass sich die Aufsummierung der Niederschläge in Grenzen hält – trotzdem ist angesichts dessen, was noch von der letzten Regenlage abfliessen muss und was uns nächste Woche erwartet, jeder Tropfen zu viel. Die rasche Verlagerungsgeschwindigkeit lässt auf starke Höhenwinde schliessen, die in Böen runtergemischt werden können. Leider sind sich die Modelle bezüglich des Windes überhaupt nicht einig, von einfach etwas stärkeren Böen bis zu schweren Sturmböen in exponierten Lagen ist alles möglich: Also sicherheitshalber lieber mal etwas zu viel als zu wenig reinräumen oder festbinden.
Am Sonntagmorgen hängen am zentralen und östlichen Alpennordhang noch viele Restwolken mit letzten Tropfen, bald wird es aber überall trocken. Wie rasch sich die Restwolken auflösen, ist noch nicht ganz klar: Es ist gut möglich, dass sich flache Quellwolken bis weit in den Nachmittag halten können und der Sonntag nicht ganz so sonnig wird wie mancherorts versprochen. Immerhin verspricht der Abend traumhaft zu werden.
Damit hat es sich dann aber auch schon wieder mit dem Sommerspeck, der uns durchs Maul gezogen wird. Am Montagmorgen steht der westeuropäische Trog bereits vor der Tür, in dessen süd-südwestlicher Höhenströmung sich eine Randwelle mit Konvergenz einlagern soll:
Das riecht verdächtig nach einer bereits stark bewölkten Westschweiz mit allenfalls eingelagerter Morgenkonvektion, während im Osten Föhn aufkommt und die Temperaturen mancherorts auf über 30 Grad ansteigen lässt. Damit sind sämtlichen Unsicherheiten für den weiteren Ablauf Tür und Tor geöffnet. Wie lange hält der Föhn, und wie rasch kommt die bodennahe Kaltluft voran? Die derzeit favorisierte Variante lässt es am Montag noch lange trocken, ein sich über Ostfrankreich unter der Front bildender Kaltluftpool soll sich erst am Abend über den Jura als Joran ins Mittelland ergiessen. Damit wäre die Grundschicht von der weiteren Entwicklung abgekoppelt, doch die starke Höhenströmung lässt natürlich trotzdem heftige Gewitter zu, die auch wieder grossen Hagel bringen können. Allerdings spricht nach derzeitigem Fahrplan einiges dafür, dass dies in der Nacht auf Dienstag geschieht und somit einiges an Energie aus dem System rausgenommen wird. Einem schnelleren Vorankommen der Front bereits am Montagabend sollte man sich allerdings nicht verschliessen, das wird sich erst in der Kurzfrist klären.
Jedenfalls kommt zwischen Montagabend und Dienstagmittag wieder einiges an Wasser runter: 40-60 mm dürften es in der Fläche wahrscheinlich sein, lokal wohl auch deutlich darüber. Die Entwicklung der letzten Modellläufe, wonach sich die Front rascher nach Osten verschiebt und wir schneller auf die ruhigere Rückseite gelangen, lässt Hoffnung aufkommen, dass es am Dienstag in der zweiten Tageshälfte und am Mittwoch nur wenig Niederschlag gibt (die Österreicher und Südtiroler werden das wohl etwas anders sehen…). Allerdings besteht die Möglichkeit, dass am Donnerstag die energiereiche Warmluft auf der Ostseite des Tiefs um dessen Nordseite herum wieder zu uns gelangen könnte:
Hier ist noch völlig offen, wie viel Feuchte da nochmal von Norden her an die Alpen gestaut wird. Auf jeden Fall muss man die Entwicklung der Lage sehr gut im Auge behalten.
Danke für die Vorschau!
Wow, ich finde es einfach schön, dass diese Tropfen und Trögli über eine längere Periode mal wieder näher sind als auch schon!
(Ich weiss natürlich dass die Auswirkungen davon nicht alle so witzig finden…)
Grüsse – Microwave