Das bisher verrückte Wetterjahr 2014 wird auch zu Beginn des Hochsommers nicht müde, uns weiterhin mit ungewöhnlichen Entwicklungen zu überraschen. Die vor einer Woche angekündigten Unsicherheiten bei der Entwicklung der Grosswetterlage mündet nun in eine südliche Westlage. Sie ist charakterisiert durch eine südlich des 50. Breitengrades verschobene Frontalzone – eigentlich ein typisches Muster des Winterhalbjahres. Dass eine solche Lage zum höchsten Sonnenstand des Jahres nicht nur die Modelle an die Grenzen, sondern auch mangels Erfahrung mit solcher Konstellation die Köpfe der Meteorologen zum rauchen bringt, erstaunt nicht. Es sei daher auch diese Woche wieder vorausgeschickt, dass bereits in der Kurzfrist, aber noch mehr in der Mittelfrist völlig unerwartete Entwicklungen eintreffen können.
Die erste Knacknuss erwartet uns bereits am Samstag, sie liess sich auch nicht dadurch umgehen, indem die Erstellung dieser Gewittervorschau Lauf für Lauf nach hinten geschoben wurde 😉 Eine schleifende Kaltfront erstreckt sich nordwestlich der Schweiz von der Biskaya über das südliche Pariser Becken bis nach Mitteldeutschland. Auf der Vorderseite wird mit südwestlicher Strömung warme und zunehmend feuchte Luft in die Schweiz geführt. Gleichzeitig erfolgt aber auch in der Höhe Warmluftzufuhr, sodass im 500 hPa-Niveau die Temperatur im Tagesverlauf von -16 auf -13 Grad steigt. Das reicht aus, um die Labilität im Verhältnis zur Erwärmung der bodennahen Luftschichten weitgehend zu neutralisieren. Es bildet sich ein so genannter Deckel, der am Nachmittag und frühen Abend noch schwer zu durchbrechen sein dürfte. Wo es aber geschieht, können sich explosionsartig heftige Zellen entwickeln, wobei die durch den zunehmenden Höhenwind aus Südwest verursachte Scherung durchaus mittelgrossen Hagel produzieren kann. Diese Gefahr dürfte am ehesten entlang der klassischen Voralpenschiene sowie in der Burgunderpforte und am Juranordfuss gegeben sein. Sich allenfalls daraus ergebende Eigendynamik ist selbst 24 Stunden vor dem Ereignis kaum abschätzbar. Somit gilt es die Lage im Nowcasting laufend neu zu beurteilen.
Erst in der Nacht auf Sonntag bekommt die Kaltfront Schwung und greift auf die Schweiz über. Sie bringt verbreitet ergiebigen Regen, der vor allem zu Beginn noch gewittrig durchsetzt sein dürfte. Am Sonntag selbst verlagert sich das Starkregenband langsam nach Osten, während sich im Lauf des Nachmittags im Westen erste Aufhellungen zeigen. Da am Abend die Höhenkaltluft in der Westschweiz eintrifft, können sich bei ausreichender Sonneneinstrahlung mitunter kräftige Rückseitengewitter bilden.
Am Montag und Dienstag gerät die eingeflossene Polarluft unter Zwischenhocheinfluss, mit der kräftigen Sonneneinstrahlung erwärmt sich diese aber vom Boden her rasch und so sind lokale Regengüsse vor allem über den Bergen nicht ganz auszuschliessen. Am Dienstagnachmittag stabilisiert aber bereits die Warmfront eines von Südwesten her aufziehenden Tiefs die Luftschichtung. Ob es bei dichter hoher Bewölkung bleibt oder gar etwas Regen fällt (am ehesten südlich der Alpen), bleibt noch offen.
Mit dem Mittwoch beginnt die Zeitspanne des zunehmend unsicheren Fahrplans. Wahrscheinlich wird der Tag mit Warmfrontbewölkung und gelegentlich ein paar Tropfen eingeleitet, wenn das Timing stimmt sind gegen Abend im Warmsektor bereits wieder erste Gewitter möglich. So richtig labil wird es aber am Donnerstag und Freitag, wenn sich gleichzeitig ein Höhentief von Südwest nach Nordost über die Alpen hinweg verlagert. Die Modelle bieten aber auch hier bereits wieder eine reich garnierte Palette an Lösungen an, sodass sich das Diskutieren über Einzelheiten zum jetzigen Zeitpunkt erübrigt.
Das bestehende Zirkulationsmuster macht die Hoffnung auf stabilere Zeiten zunichte. Der fotometeo-Blog wagt mittels der Siebenschläfer-Regel einen Ausblick auf den bevorstehenden Hochsommer.