Wochenvorschau Gewitter 18.5. – 25.5.2012

Vorhersagekarte CAPE für Sonntag, 12 UTC, GFS-Modell. Quelle: wetter3.de

Viele Freizeitveranstaltungen und -aktivitäten finden jeweils am Wochenende statt. Aus diesem Grund schieben wir die Wochenvorschau eher in die Wochenmitte oder die 2. Wochenhälfte, damit für das Wochenende weniger in der Langfrist spekuliert werden muss.

Das Wetter hat sich recht gut an die Vorhersage der letzten Wochenvorschau gehalten. Eine Warmfront aus Südwesten bringt heute Freitag viele Wolken und auch immer wieder etwas Niederschlag. Übers Wochenende liegt unser Land in einer südwestlichen, später südlichen Höhenströmung, mit welcher kontinuierlich warme und auch feuchte Mittelmeerluft herangeführt wird. So wird auch der Südföhn aufleben und sich bis Sonntag verstärken. Der Trog schwenkt nicht sofort aus Westen herein, sondern spaltet sich zunächst im westlichen Mittelmeer zu einem abgeschlossenen Kaltlufttropfen ab. Dieser setzt sich dann zu Wochenbeginn in Richtung NE in Bewegung und wird über die Alpen auf der berüchtigten Zugbahn Vb hinwegziehen. Die Höhenströmung wird über Süd, SE, Ost auf Nord drehen, und durch Aufgleiten der Warmluft und Staueinwirkung an den Alpen sind in den klassischen Südstaugebieten (Tessin, Simplongebiet) starke, auch unwetterartige Niederschläge zu erwarten. Diese greifen erst auf Montag allmählich auch auf die Alpennordseite über und werden bis zur Wochenmitte trübe, kühle und nasse Witterung einleiten.

Die Schauer heute Freitag können vereinzelt gewittrig werden, für mehr ist die Luftschichtung zu stabil. Morgen Samstag können vor allem im Jura und den westlichen Voralpen thermisch ausgelöste Gewitter entstehen, welche vereinzelt auch ins Flachland hinauswandern. Im Osten wird der auflebende Föhn die Gewitterbildung vermutlich meist unterdrücken.

Ähnlich ist die Lage am Sonntag. Der Föhn verstärkt sich, während im Westen weiterhin im Tagesgang Gewitter möglich sind. Auf Montag wird der Föhn nachlassen, und auf der Vorderseite des Höhentiefs werden aus Osten mehrere Feuchtestaffeln mit z.T. gewittrigen Niederschlägen die Alpennordseite überqueren. Eine Detailprognose ist zur Zeit nicht möglich, der Fahrplan dieser Staffeln kann nur in der Kurzfrist verfolgt und prognostiziert werden. Nach Durchzug des Höhentiefs wird sich die Luftschichtung durch Einfliessen von bodennaher Kaltluft stabilisieren, so ist Dienstag/Mittwoch trübe, kühle und regnerische Witterung ohne Gewitter zu erwarten.

Nach der Wochenmitte lässt der Einfluss des Höhentiefs vermutlich langsam nach. Die Druckverteilung verflacht sich, es setzt Tagesgangwetter mit Erwärmung und erneut zunehmender Gewittertendenz ein.

Die beigefügte Vorhersagekarte des GFS Modells zeigt die CAPE am Sonntag 12 UTC, mit dem typischen Föhnloch über den östlichen Landesteilen.

 

Wochenvorschau Gewitter 14.-20.5.2012

Die Wetterlage für den Freitagabend, 18.5.2012, 20 Uhr (18 UTC). Quelle: wetter3.de

Mit diesem Blog eröffnen wir eine Serie von Beiträgen über das Gewitterrisiko in der jeweils kommenden Woche. Die Reihe wird den Sommer über in loser Folge fortgesetzt. Zusammenfassend lässt sich jetzt schon sagen, dass das Risiko für Gewitter erst am kommenden Wochenende wieder markant ansteigt. Hingegen ist weiterhin wechselhaftes Wetter zu erwarten. Verschiedene Störungen dürften, im Wechsel mit Zwischenhocheinfluss, für Wolken, Regen und auch Wind besorgt sein.

Am Montag wird ein erstes Zwischenhoch für freundliches und auch wieder etwas wärmeres Wetter sorgen. Am Dienstag folgt ein neuer Kaltluftvorstoss aus Nordwesten, dessen Zentrum knapp nördlich unseres Landes vorbeiziehen dürfte. Wir erwarten ab der 2. Tageshälfte am Dienstag Niederschlag, auch Westwind und erneut einen markanten Temperaturrückgang. Vereinzelt können Blitz und Donner dabei sein, insgesamt aber reicht die präfrontale Labilisierung nicht aus für hochreichende Gewittertürme.

Am Mittwoch dürfte frisches Rückseitenwetter vorherrschen, Es ist mit Schauern, vereinzelt auch wiederum mit Blitz und Donner zu rechnen, deren Häufigkeit und Intensität im Tagesverlauf nachlassen dürfte, da sich erneut zunehmend Zwischenhocheinfluss bemerkbar macht. Über die vertikale Mächtigkeit der Rückseitenkaltluft besteht zur Zeit noch einige Unsicherheit. Je nachdem sind verbreiteter und kräftige, oder dann nur vereinzelte Schauer zu erwarten.

Nach erneutem Zwischenhocheinfluss am Donnerstag folgt eine Umstellung der Wetterlage auf südwestliche Höhenströmung. Mit einer Warmfront gelangt feuchtlabile Warmluft aus dem westlichen Mittelmeer in unser Land und lässt das Gewitterrisiko aufs Wochenende markant ansteigen. Der Fahrplan und die Stärke der erwarteten Gewitter lassen sich zur Zeit nicht abschätzen. Die folgenden Aussagen sind deshalb spekulativ. Die Trogachse scheint sich nur langsam ostwärts zu verschieben. Bereits am Freitagabend sind erste Entladungen möglich, verbreiteter dann wohl am Samstag, bevor auf Sonntag eher wieder kühlere Meeresluft das Regime übernehmen könnte.

Die beigefügte Grafik des Vorhersagemodells GFS zeigt die potentiell gewitterträchtige Wetterlage für Freitagabend 20 Uhr (18 UTC).

Wann kommen die Gewitter – falls überhaupt?

Vorhersagekarte Bodendruck und Geopotential 500 hPa, Quelle: wetter3.de

Für Meteorologen ist es eine Herausforderung, bei Kaltfronten die Eintreffzeit und Stärke von erwarteten Gewittern möglichst exakt vorherzusehen. Bei der kommenden Kaltfront ist die Prognose besonders heikel. Das hängt mit zwei Faktoren zusammen:

1. Die Kaltfront kommt erst morgen Samstag. Falls es Gewitter gibt, werden diese im Vorfeld der Kaltfront erst in der Nacht auf Samstag erwartet – zu einer Tageszeit also, zu welcher die Sonne den Boden nicht mehr aufheizen kann, so dass ein wichtiger Trigger von Gewittern wegfällt.

2. Die Kaltluft kann in tiefen Schichten ohne Gewitterauslösung einsickern, die Luftmasse stabilisiert sich rasch – in der Folge kommt es allenfalls zu länger andauernden Niederschlägen – nur vereinzelt noch mit Blitz und Donner.

Als Laie kann man sich auf mehrere Arten orientieren:

a) man konsultiert die Vorhersagen des persönlichen Lieblings-Wetterdienstes, oder besser, man konsultiert gleich mehrere Wetterdienste, um sich das bestmögliche Bild zu machen.

b) man schaut sich die im Internet zahllos vorhandenen Wetterkarten an und bildet sich eine eigene Meinung.

c) man konsultiert die Diskussionen in einschlägigen Wetterforen, um die Sicht verschiedenster User (Fachleute und Laien) kennenzulernen. In der Schweiz kommt man selbstverständlich um das Schweizer Sturmforum (www.sturmforum.ch) nicht herum.

Wir kämpfen uns für einmal für Sie durch das Infomaterial durch und präsentieren Ihnen unsere Lesensweise. Selbstverständlich besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Ebensowenig versuchen wir, in die Tiefe einer Wetterkartenanalyse zu gehen. Eine solche zu machen und dann auch niederzuschreiben ist sehr zeitaufwendig. Auch so wird dieser Artikel noch lang genug. Wenn Sie, lieber Leser, sich durchlesen, dann ist Ihre Geduld schon sehr gross, und ich freue mich darüber :-).

A) Aktuelle Texte der Wetterdienste (Stand: Freitag, 14 Uhr)

MeteoSchweiz:
Heute sonnig. Dünne hohe Wolkenfelder und in der zweiten Tageshälfte etwas Quellbewölkung. In den Bergen mässiger, im Flachland allmählich schwacher Südwestwind. Morgen am Vormittag im östlichen Alpenraum noch einige Aufhellungen, sonst stark bewölkt und auf der Alpennordseite zeitweise Regen, einzelne Gewitter möglich.

SF Meteo
Heute weiterhin meist sonnig und bis 30 Grad heiss. Zeitweise Schleierwolken, im Jura einige Quellwolken. In der Nacht auf Samstag zunehmend bewölkt und bereits erste Schauer oder Gewitter.

Meteomedia:
In der Nacht auf Samstag breiten sich im Vorfeld einer Kaltfront vom Jura und vom Hochrhein ausgehend Schauer und Gewitter aus.

meteotest:
Entlang dem Jura und den Voralpen steigt das Gewitterrisiko am Abend leicht an.

meteonews (für Zentralschweiz):
In der Nacht zunehmend bewölkt und gegen Morgen aufkommende Regengüsse, örtlich auch Gewitter möglich.

Unsere Zusammenfassung: Erste Gewitter kann es bereits heute Abend (im Jura, meteotest) geben, oder auch erst morgen Vormittag, wenn überhaupt (MeteoSchweiz). Die demokratische Mehrheit der Wetterdienste ist für Gewitter in der kommenden Nacht, eigentlich nur mit der Gegenstimme der MeteoSchweiz.

B) Sicht des Modells GFS

Meine persönliche Präferenz ist das GFS Modell, vor allem deshalb, weil die Karten bei wetter3.de, zuverlässig und in angenehmer Farbdarstellung abrufbar sind. Die hier referenzierten Karten sind diesem Artikel beigefügt. Es wird darauf verzichtet, die folgenden Aussagen anhand der Karten für den Leser nachvollziehbar zu begründen. Ebenso verzichten wir darauf, andere Modelle zu Rate zu ziehen, Begründung siehe oben…

Was kann ich da sehen?

– eine vorlaufende Bodenkonvergenz, welche um 20 Uhr (18 Z) knapp NW der Schweiz liegt (Karte 1). Im Bereich der Konvergenzlinie sind die CAPE-Werte (Karte 2) aber auch die CIN-Werte (Karte 3) besonders hoch. Hohe CIN-Werte bedeuten eine grosse Hemmschwelle zur Auslösung von Gewittern. Wenns aber losgeht (z.B. durch thermisch oder orographische Unterstützung), dann sind aufgrund der hohen CAPE-Werte durchaus auch kräftige Gewitter möglich.

Die Niederschlagsvorhersagekarte (Karte 4) zeigt bis 20 Uhr (18 Z) erste Signale im Jura. Diese Signale können nur durch lokale Schauer oder Gewitter generiert werden. Flächdeckend bleiben die erwarteten Niederschlagsmengen bis 20 Uhr gering, lokal kann es aber durchaus schon einen anständigen Sprutz geben.

Meine Interpretation: Am Abend, irgendwann nach 18 Uhr, erste Schauer im Jura möglich. Dabei dürften auch rasch einmal Blitz und Donner dabei sein. Aber Achtung, andere Modelle sehen das ganz anders, deshalb… Sprung zum Punkt C)

C) Sicht des Schweizerischen Sturmforums

Verfolgen Sie die seit einigen Tagen spannende Diskussion auf www.sturmforum.ch, aktuell in folgenden Threads:

http://www.meteoradar.ch/forum/viewtopic.php?f=2&t=8183
http://www.meteoradar.ch/forum/viewtopic.php?f=2&t=8189

Vorhersagekarte CAPE, "lifted index", Quelle: wetter3.de

Vorhersagekarte CIN, Quelle: wetter3.de

Vorhersagekarte Niederschlag bis 210 Uhr, Quelle: wetter3.de

 

 

 

Neue Webcamseite www.camwetter.ch

Screenplot zur eleganten Navigation im Firefox

In diesem Blog möchten wir unsere neue Webcam-Seite www.camwetter.ch vorstellen. Diese Einstiegsseite führt zunächst auf ein Radarbild, bei Mausklick dann auf einen vergrösserten Kartenausschnitt mit Vorschaubildern und Links auf schöne Wetter-Webcams aus der Schweiz und dem nahen Ausland.

Insgesamt sind aktuell etwas mehr als 200 Webcambilder verlinkt, und es kommen laufend weitere dazu. Die Bedienung ist schörkellos. Bei Überfahren eines Farbtupfers mit der Maus auf der Zoom-Karte wird ein Vorschaubild angezeigt, und bei Klick auf den Farbtupfer öffnet sich in einem neuen Tab das Webcambild. Praktisch auch die Vorschaubildsammlung unterhalb der Zoom-Karte, angeordnet nach der Standorthöhe. Auch hier kann per Mausklick auf ein Vorschaubild das Webcambild in voller Grösse geöffnet werden.

Die neue Webcam-Seite bereichert das bisherige Angebot auf den beiden Homepages www.meteoradar.ch und www.metradar.ch. Nebst dem auf den Radarloops angezeigten Niederschlag können nun auch die lokalen Wetterverhältnisse (Wolken, Nebel, Nebeluntergrenze, Nebelobergrenze, Neuschnee, Schneefallgrenze und vieles mehr) direkt eingesehen werden. Mit wenigen Mausklicks kann zwischen den Webcambildern und den Radarloops hin und her navigiert werden.

Besonders praktisch wird die Navigation im Firefox mit dem zusätzlich installierten Addon „Tile Tabs“, siehe den angefügten verkleinerten Screen-Plot. Mit diesem Addon kann der Tab mit dem Webcambild neben dem Tab mit der Zoom-Karte im gleichen Browserfenster angeordnet werden. Bei Aufruf eines neuen Webcambildes per Mausklick erscheint dieses immer im 2. Tab auf der rechten Seite. So können sehr schnell verschiedene Webcambilder in einer Region eingesehen werden.

Gerne hoffen wir, dass den Lesern die neue Webseite gefällt. Falls Sie weitere schöne Wetter-Webcams kennen, welche jetzt noch fehlen, können Sie uns dies gerne per Email an support@meteoradar.ch mitteilen.

Unterbruch Radar Albis in der Hagel-Hauptsaison

Mit zielgenauer „Planung“ bringt es die MeteoSchweiz zustande, den Radar Albis ausgerechnet in der Gewitter/Hagel Hauptsaison, Mai/Juni 2012, ausser Betrieb zu nehmen. Nur Juni/Juli wäre noch treffsicherer, aber das kann ja noch werden, sollte es Verzögerungen geben…

Bei der vorletzten Info der MeteoSchweiz war noch von April/Mai 2012 die Rede. Dies konnten wir hinnehmen, auch wenn im Mai bereits schwere Gewitterstürme auftreten können (Beispiel: 26. Mai 2009). Aber Mai/Juni, vielleicht sogar auch noch Juli (bei Verzögerungen), ist ein happiger Brocken. Die grösste Stärke des Albis-Radars ist die frühzeitige Erkennung von lokalen und plötzlich aufziehenden Unwettern. Die Gefährung bei Starkgewitter ist im Sommer aufgrund der zahlreichen Freizeitaktivitäten und Veranstaltungen besonders hoch. Der Unterbruch bedeutet eine nicht hinnehmbare Einschränkung für die Unwettervorsorge. Der Radar La Dole und ausländische Geräte können den Albis Radar in der dicht bevölkerten Ostschweiz nicht ersetzen.

Aus diesen Gründen wäre eine Verschiebung des Unterbruchs in den ruhigeren Herbst bestimmt vorzuziehen. Wir haben diesen Vorschlag bei MeteoSchweiz hinterlegt, mit ungewissen Erfolgsaussichten. Selbstverständlich hoffen wir, dass sich die MeteoSchweiz dazu aufraffen kann, den Planungsfehler zugunsten einer sicheren Unwettervorsorge zu korrigieren.

Zitat aus Info-Mail der MeteoSchweiz von heute, 3.4.2012:

„Commissioning, offline testing, configuration and online testing of the new radar will start beginning of May. Starting from this moment operation of the old radar will not be possible any more. The new radar will start the operation at the beginning of July.“

Neuerungen bei meteoradar

Webcambild Reichenburg. Quelle: meteoradar

Mit Beginn des zweiten Jahresquartals können wir über einige spannende Neuerungen bei meteoradar berichten. Unsere Vision ist eine Internet Platform, welche rasch und unkompliziert übers aktuelle Wetter und die mutmassliche Wetterentwicklung in den kommenden Stunden orientiert. Wir glauben, dass wir diesem Ziel mit den folgenden Neuerungen ein schönes Stück näher gekommen sind.

– Die neue Webseite http://www.meteoradar.ch/de/camwetter.php erlaubt den Zugang auf über 200 schöne Wetter-Webcambilder in der Schweiz und dem nahen Ausland. Die Bedienung ist schnörkellos und lässt sofort erkennen, welche Bilder aktuell oder älter sind. Die Anordnung der Vorschaubilder nach der Höhe gibt raschen Aufschluss über Wolken, Nebel, Nebeluntergrenze, Nebelobergrenze, Schneegrenze, die Basishöhe von Thermikwolken und vieles mehr.

– Das Radarvorhersagebild der Homepage http://www.meteoradar.ch wurde vergrössert und mit einer neuartigen Abfrage der Lokalprognose in Symbolform versehen.

– Die User können nun mit einem Mausklick zwischen den drei Angeboten Camwetter, Lokalprognose und Donnerradar wechseln und haben so auf einfachste Weise Zugang zur gesamten Information.

– Die Angebote Camwetter und Lokalprognose sind frei verfügbar und bleiben kostenlos. Das kostenpflichtige Angebot Zoom/3D Donnerradar bietet zusätzlich eine Angabe über die Bewegung der Radarechos, Blitzdaten, vertikale Radar- und Temperaturprofile, Bodenmessdaten und (optional) Archivzugang.

– Die kostenpflichtige lokale Risikovorhersage mit detaillierter Risikoanzeige für Regen, Hagel, Blitzschlag, Schneefall und Glättegefahr wurde markant vergünstigt und kann jetzt bereits ab Fr. 5.40/Monat abonniert werden.

– Wir möchten darauf hinweisen, dass der Radar Albis der MeteoSchweiz in den Monaten April und Mai erneuert wird. Wir werden als „Ersatz“ Daten von ausländischen Radars verwenden. Vor allem östlich des Zürichsees ist mit Einschränkungen der angezeigten Radarinformation zu rechnen.

Hagelerkennung in Webcambildern

Gewitterwolke mit grün eingefärbten Hagelzonen. Quelle: meteoradar

Über grünlich verfärbte Hagelwolken wurde schon oft berichtet. Es gibt jedoch bisher kaum wissenschaftliche Untersuchungen, welche das Phänomen erklären können. Dabei wäre der Nutzen durchaus gegeben. Sollte eine physikalisch klare und reproduzierbare Ursache für das Phänomen vorliegen, dann sollte es auch möglich sein, aus Fotoaufnehmen mit entsprechender Verstärkung der Grünverfärbung die Hagelzonen zu identifizieren und zu lokalisieren. Genau diese Technik könnte dann auf die immer zahlreicheren Wetter-Webcambilder angewendet werden, um Hagelzonen, vielleicht sogar die Hagelstärke, besser zu erfassen und so auch die kurzfristige Hagelvorhersage zu verbessen.

Aus dieser Motivation heraus kooperiert meteoradar mit namhaften Forschungsinstituten, welche sich der Frage angenommen haben. Die ersten Resultate dieser Untersuchungen waren allerdings enttäuschend. Nach vielen Fehlschlägen hat sich gezeigt, dass eine zweite wichtige Komponente hinzugezogen werden muss, um zu brauchbaren Resultaten zu gelangen: die Fallbewegung der Hagelkörner im Vergleich zu den übrigen Wolkenpartikeln (Tröpfchen, Eiskristalle). Es scheint genau diese Fallbewegung zu sein, welche Reibungseffekte generiert, die nicht nur Blitz und Donner erzeugen, sondern eben auch die erwähnte Grünverfärbung. Für die Praxis hat sich gezeigt, dass ein Bild nicht genügt. Es braucht eine Bildsequenz mit einem Bildabstand von weniger als 30 Sekunden. Nur so kann auch die Fallbewegung analysiert werden, und dann in Kombination mit der Grünverfärbung zur präzisen Lokalisierung der Hagelzonen verwendet werden. Mehr können wir an dieser Stelle nicht verraten, wir sind gegenüber unseren Forschungspartnern vorderhand zu Stillschweigen verpflichtet. Im Doppelbild ist ein Beispiel angefügt, in welchem die Hagelzonen durch grüne Farbtupfer markiert sind. Interessant, dass der zufällig erwischte Blitz genau in einer eher hagelarmen Zone zu Boden rasselt.

Für den kommenden Sommer sind Tests mit maximal zehn operationellen Webcams in besonders hagelreichen Regionen (Jura, Voralpen, Südtessin) geplant. Wer qualitativ gute Wetter-Webcams in diesen Regionen kennt, kann uns dies per Email an support@meteoradar.ch oder im Schweizerischen Sturmforum melden (Link siehe unten). Das ideale Webcambild wird kontinuierlich oder in einem Abstand von weniger als 30 Sekunden erneuert, hat eine gute Pixel-Auflösung (typischerweise 1280×960 Pixel, 640×480 ginge zur Not) und zeigt zu mind. 50% den Himmel. Wir werden dann mit den Webcam-Haltern Kontakt aufnehmen.

Weiterführender Link im Sturmforum:

http://www.meteoradar.ch/forum/viewtopic.php?f=2&t=8136

Ausführliche Diskussion zur Grünverfärbung von Hagelwolken im Wetterzentrale-Forum:

http://www.wzforum.de/forum2/read.php?7,1609833

 

Frühlingsgefühle

Wetterkarte der Nordhemisphäre, mit Anzeige der polaren Kaltluft (violette Farben). Quelle: wetter3.de

Die extrem kalte erste Februarhälfte ist Geschichte. Auch die letzten noch begehbaren gefrorenen Seeflächen dürften bald gesperrt sein. Die Wetterzeichen deuten aktuell auf Vorfrühling. Nach einem letzten Schneeflocken-Geplänkel heute Sonntag stösst ein warmes Atlantikhoch mächtig in den Kontinent vor. Ab dem Montag liegt der Kerndruck über Zentraleuropa über 1030 hPa, die Temperaturen steigen kontinuierlich an und erreichen bis am Freitag etwa +5 Grad in 1’500m Höhe. Mit dem immer schneller steigenden Sonnenstand wird die zunehmende Sonnenstrahlung dazu beitragen, dass die Temperaturen im Flachland an der 10-Grad Grenze kratzen werden.

Mit der aktuellen Wetterumstellung könnte eine neue Phase beständiger Witterung eingeleitet werden. Wenn man einen Blick auf die Wetterkarte der Nordhemisphäre wirft (siehe Grafik), dann fällt auf, dass die polare/kontinentale Kaltluft sich wieder weit von Zentraleuropa entfernt hat. Die Achse der kältesten Luft erstreckt sich etwa von Nordamerika über Grönland, den Nordpol bis nach Nordasien, während die atlantische Frontalzone ziemlich weit nach Norden verschoben ist. Falls diese Konstellation Bestand hat, dann wäre bei uns eher trockene und vor allem in der Höhe milde Witterung zu erwarten. Soweit ideales Skiwetter in den kommenden Wochen. Allerdings liegt die Schweiz eher östlich des atlantischen Wärmepools, so dass immer wieder Randstörungen aus NW zu uns vordringen können. Selbstverständlich kann auch wieder eine schöne Kaltfront dabei sein, aber nochmals eine Kältewelle wie gehabt? Nein, diesen Winter bestimmt nicht mehr.

Es schneit, aber das Radarbild ist leer. Warum?

Aktuelles Radar-Zoombild mit lokalen Schneefall-Echos. Quelle: meteoradar/MeteoSchweiz

Bei tiefen Temperaturen zeigt das Wetterradarbild bei Schneefall oft zu wenig oder gar nichts an. Dies hat verschiedene Gründe. Ich möchte in diesem Blog die möglichen Gründe zusammenfassen. Im Einzelfall dürfte es schwierig sein, herauszufinden, welcher Grund oder welche Gründe nun genau zutreffen.

1. Aus physikalischen Gründen erkennt der Radar „nasse“ Partikel (Regentropfen, angefeuchtete Schneeflocken oder Graupel) besser als „trockene“ Partikel (z.B. Schneeflocken bei Minustemperaturen.

2. Schneeflocken bei mehreren Minusgraden sind klein und werden aus diesem Grund ebenfalls schlecht erfasst. Erst nahe Null Grad oder knapp darüber werden die Schneeflocken in der Regel grösser (durch Kollision und Zusammenhaften von mehreren kleinen Schneeflocken) und geben dann ein stärkeres Radarsignal.

3. Schneewolken bei tiefen Temperaturen sind oft sehr niedrig über dem Boden (Hochnebel). Der Radar kann in der Regel erst einige 100 m über Boden oder auch erst 1-2 km über Boden den Niederschlag von den Bodenechos trennen.

4. Der Albis-Radar ist ein altes Gerät und wird erst im Frühjahr erneuert. Es wird sich weisen, ob das neue Gerät dann im nächsten Winter den Schneefall bei tiefen Temperaturen besser erfassen kann.

Bitterkalter Februar 2012?

Ensemble-Vorhersage des GFS-Modells, Quelle: wetterzentrale.de

Der im letzten Blog kommentierte mögliche Vorstoss sibirischer Kaltluft wird immer wahrscheinlicher. In den letzten 24 Stunden ist nun auch das EZ-Modell in seinem Hauptlauf auf  die Kaltvariante eingeschwenkt. Die Abkühlung scheint weiterhin schleichend vor sich zu gehen. Die Ensembles des GFS-Modells deuten an, dass die in den kommenden 5-6 Tagen erwartete Abkühlung von ca. 5-10 Grad in 1500m Höhe gut gesichert ist. Die (nicht sehr intensiven) Niederschläge am Wochenende werden allmählich bis ins Flachland in Schnee übergehen. Damit könnte sich, zumindest in leicht erhöhten Lagen, seit längerem wieder eine geschlossene Schneedecke bilden.

Naturgemäss ist dann die Vorhersage für den Rest der kommenden Woche immer noch unsicher. Sehr viel wird davon abhängen, wohin die vom sibirischen Reservoir abgespaltene Kaltluftblase ziehen wird. In zahlreichen Ensemble-Varianten kommt die Blase mindestens in die Nähe des Alpenraumes. Da wären dann die Temperaturen auf 1’500m im Tagesmittel um -15 Grad oder gar deutlich darunter. Auch im Mittelland wären Temperaturen unter -10 Grad zu erwarten. Und wenn die Blase liegenbleibt? Naja, dann können wir hoffen, dass die langsam steigende Sonne die Blase vom Boden her aufheizt, spätestens im März…

So schlimm wie im Februar 1956 wird es mit der Kälte wohl kaum werden. Wer will, kann im Schweizer Sturmforum nachlesen, wie sich damals die Wetterlage präsentierte und welche Temperaturen gemessen worden sind. Wetten, dass die -25.5 Grad in St. Gallen am 11.2.1956 nicht geknackt werden.

Link zum Thread „Winter 1955/1956“ im Schweizer Sturmforum (Angaben von Kurt Jordi):
http://www.meteoradar.ch/forum/viewtopic.php?f=3&t=4638