Sturmvorschau 11.-17.12.2014

Lage des Randtiefs am Freitagmittag über Dänemark. Gut zu erkennen ist der breite Warmsektor mit milden Luftmassen aus Südwest (türkis bis grün).

Lage des Randtiefs am Freitagmittag über Dänemark. Gut zu erkennen ist der breite Warmsektor mit milden Luftmassen aus Südwest (hellblau bis grün).

Zugegeben: „Sturm“ ist zumindest für die Niederungen der Alpennordseite etwas hoch gegriffen. Aber es tut sich endlich was in der Wetterküche, und das ist nach inzwischen sechs Wochen Dauernebelgrau doch schon bemerkenswert. Die Grosswetterlage hat sich in den letzten Tagen nachhaltig umgestellt. Das Azorenhoch ist gestärkt und an seinem angestammten Platz, zwischen Grönland und Island entstehen immer wieder kräftige Tiefs. Aktuell tobt dort der Orkan „Alexandra“, der am Dienstagmorgen den tiefsten Kerndruck von 940 hPa aufwies. Er füllt sich nun auf seinem Weg nach Osten auf, tut dies allerdings nur langsam und an seiner Südwestflanke entwickelt sich am Donnerstag eine Welle, die sich am Freitag über der Nordsee zu einem Teiltief mit Kerndruck zwischen 970 und 980 hPa mausert. Es wird sich auch bei uns bemerkbar machen.

Wie die nachfolgende Karte zeigt, erfasst das breite Sturmfeld nahezu ganz Deutschland und streift die nördlichen Teile der Schweiz. Da es sich allerdings um einen Warmsektor-Sturm handelt, ist die Durchmischung in die unteren Luftschichten eher schlecht. Auf den höchsten Juragipfeln und im Hochschwarzwald kann es durchaus für Orkanböen um 120 km/h reichen, auch auf den Voralpengipfeln ist noch mit schweren Sturmböen zu rechnen.

20141210-blog2Weiter in die Alpen hinein reicht der Sturm jedoch aufgrund der Südwestströmung nicht, hier kommt es allenfalls zu ein paar kräftigen Föhnböen in den prädestinierten Tälern. In den Niederungen der Alpennordseite erreicht der Südwestwind am Freitag Spitzenböen von 50 bis 60, in exponierten Lagen auch mal 70 km/h. Mit der Entfernung des Randtiefs nach Skandinavien bleibt die Südwestströmung mit Föhntendenz in den Alpen am Samstag zwar noch bestehen, schwächt sich aber allmählich ab. Noch zu erwähnen ist, dass die dazugehörige Regenfront nordwestlich der Schweiz schleift und nur dem Jura nennenswerte Niederschlagsmengen bringt, die Schneefallgrenze sinkt von ursprünglich 1500 m in der Nacht auf Sonntag knapp unter 1000 m. In den Alpen kommen – wenn überhaupt – nur ein paar Flocken an.

Die weitere Entwicklung verspricht lebhaftes Westwindwetter, wie uns die Ensembles des amerikanischen Modells GFS zeigen:

20141210-blog3Das stetige Auf und Ab der Temperaturen (mittlere Kurven) mit starker zeitlicher Versetzung der Wellentäler und -berge sowie die permanente Niederschlagsbereitschaft (am unteren Rand der Grafik) sprechen für eine zyklonale Westlage. Sie ist geprägt von rascher Abfolge milder Vorderseiten, die auch mal in eine kurze Föhnphase münden können, und kälterer Rückseiten, bei denen ein wenig Schnee bis in die Niederungen fallen kann. Die Betonung liegt auf „wenig“, da sich rückseitig der Kaltfronten jeweils rasch Zwischenhochs etablieren und die Luft abtrocknen. Immerhin kommt es bei günstigem tageszeitlichem Timing der klaren Phasen zu leichten bis mässigen Nachtfrösten.

Nach einer Zwischenhochphase am Sonntag und Montag greift also am Dienstag ein neues Randtief in unser Wettergeschehen ein. Nach den heutigen Unterlagen rückt das Azorenhoch zur Wochenmitte etwas nach Osten, sodass sich mal eine kräftige Nordwestströmung einstellen dürfte:

Möglicher Rückseiten-Sturm von Mittwoch auf Donnerstag, 17./18.12.2014 mit starkem Nordföhn auf der Alpensüdseite

Möglicher Rückseiten-Sturm von Mittwoch auf Donnerstag, 17./18.12.2014 mit starkem Nordföhn auf der Alpensüdseite

In diesem Fall ist das Durchgreifen von Sturmböen bis in die Niederungen wahrscheinlicher und auf der Alpensüdseite kann es zu einem zweitägigen Nordföhnsturm kommen. Diese Prognose ist allerdings wie immer auf Wochenfrist hinaus als noch recht unsicher einzustufen.

Zum Schluss noch die Niederschlagssummenkarte bis in einer Woche. Sie zeigt, dass die Alpen nur mit wenig Schnee rechnen können. Hinsichtlich der Lawinengefahr ist es im Hochgebirge wohl besser, wenn die Portionen über einen längeren Zeitraum verteilt in kleineren Mengen fallen. Für die Lagen unter 1500 m sieht es allerdings wegen der immer wieder milden Phasen eher schlecht aus.

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Die Nicht-Sturm-Vorschau 21.-27.11.2014

Föhnige Stimmungen über den Alpen werden uns auch in den nächsten Tagen erhalten bleiben.

Föhnige Stimmungen über den Alpen werden uns auch in den nächsten Tagen erhalten bleiben.

An dieser Stelle wollen wir ab sofort auch im Winterhalbjahr über interessante Wetterentwicklungen in unserer Umgebung informieren, analog zu den Gewittervorschauen im Sommer. Allerdings liegt das letzte flächendeckende Sturmereignis inzwischen genau einen Monat zurück. Seither sorgten nördlich des Alpenbogens nur noch lokale Föhnereignisse für etwas Action. Was ist der Grund für das Ausbleiben der Herbststürme und was dürfen wir in der mittelfristigen Zukunft erwarten?

Die Grosswetterlage ist seit einem Monat völlig festgefahren. Mit nur seltenen und sehr kurzen Unterbrechungen dominieren Luftströmungen aus dem Südsektor, was nicht zuletzt für die Rekordniederschläge an der Alpensüdseite verantwortlich war. Seit einigen Tagen war die Tendenz zu einer Ostströmung auszumachen, doch das dafür zuständige Hoch über Skandinavien zieht sich bereits wieder nach Süden zurück. Die Folge: Die Strömung im Alpenraum dreht erneut auf südliche Richtungen. Dem Vordringen kälterer Luftmassen aus nördlichen bis östlichen Regionen nach Mitteleuropa wird damit gleich wieder ein starker Riegel geschoben.

20141120-blog2Obige Karte zeigt die Temperaturverteilung in rund 1500 m Höhe am kommenden Sonntag. Man kann weit im Osten einen scheuen Versuch eines Kaltluftvorstosses erkennen, der jedoch in Richtung Südosteuropa zielt. Der westliche und zentrale Alpenraum bildet in der Südströmung und unter zusätzlichem Hochruckeinfluss quasi den Wärmepol Europas. Allerdings ist der Wind zu schwach, um bis in die Niederungen durchzugreifen und die Kaltluft auszuräumen, hier wird sich der Nebel in den dafür bekannten Regionen meist zäh halten.

Zu Beginn der kommenden Woche dreht die Höhenströmung im Zuge eines nordwestlich der Schweiz durchziehenden Randtiefs auf West und bringt kühlere Atlantikluft, wobei sich „kühler“ in Relation zur vorangehenden Luftmasse bezieht. Die Frischluft aus Westen ist gemessen am jahreszeitlichen Standard immer noch sehr mild, in den Niederungen dürfte sie durch das Ausräumen des Nebels sogar für eine Erwärmung sorgen (sogenannte maskierte Kaltfront, nach heutigem Stand irgendwann im Lauf des Mittwochs). Nach kurzem Zwischenhocheinfluss am Donnerstag soll sich danach – man ahnt es schon – die nächste Südlage einstellen. Aus Westen also nichts Neues?

Um die festgefahrene Situation zu verstehen, muss man das Gesamtsystem der nordhemisphärischen Zirkulation betrachten. Wir tun dies anhand einer Karte, welche von oben auf den Nordpol blickt. Europa befindet sich unten, Amerika links, Asien rechts:

20141120-blog3Dargestellt ist die Lufttemperatur und das Geopotenzial der 850-hPa-Druckfläche, die sich zwischen 1200 und 1600 m Höhe befindet. Dabei fällt auf, dass die grossen Kontinente bereits riesige Kältereservoirs ausgebildet haben. Die Kaltluftkörper bilden zwei Schwerpunkte über Sibirien und Nordamerika, so wie sich das im frühen Winterhalbjahr gehört (die noch nicht völlig zugefrorene Arktis gibt zwischen Skandinavien und Spitzbergen immer noch Wärme an die Atmosphäre ab). Interessant für uns ist vor allem der Kaltluftstrom, der von Kanada nach Osten auf den Nordatlantik geblasen wird und dort über dem relativ warmen Wasser die Tiefdruckbildung in den nächsten Tagen allmählich befeuert. Ebenfalls für uns von Bedeutung ist, dass sich das Azorenhoch derzeit etwas südwestlicher als üblich befindet. Damit kommt über dem Nordatlantik eine ordentliche Westdüse zustande, die jedoch im östlichen Teil, also noch bevor sie Europa erreicht, nach Süden ausbricht. Diese Tröge sind dafür verantwortlich, dass sich als Ausgleich auf deren Vorderseite immer wieder eine warme Südströmung nach Europa etablieren kann. Die nächste Karte soll dies verdeutlichen:

20141120-blog4Hier ist der prognostizierte mittlere Bodendruck (schwarze Isobaren) für den Donnerstag, 27.11.2014 des GFS-Ensembles dargestellt. Blaue bis grüne Flächen bezeichnen die Regionen, wo die Prognose als recht sicher gilt. Gelbe bis rote Flächen deuten auf Unsicherheiten hin, wobei diese im nordatlantischen Tiefdruckgürtel nicht etwa in Frage stellen, ob dort überhaupt Tiefdruckgebiete durchziehen, sondern lediglich zu welchem Zeitpunkt und wie stark diese sein werden.

Klar ist, dass der Westwind in der nächsten Woche stärker wird, er wird jedoch kaum etwas gegen den Hochdruckblock über Mittel- und Osteuropa ausrichten können. Der Westwindstrom wird vor den Küsten Europas zum Ausweichen in zwei Richtungen – nämlich nach Norden und Süden – gezwungen. Der Grund für das südliche Ausweichen in Richtung westliches Mittelmeer wurde bereits oben erwähnt und er ist die Wurzel des Übels der immer wiederkehrenden Südströmungen in Richtung Europa, wo die Warmluft das blockerende Hoch weiter stützt. Dieses wiederum sorgt dafür, dass uns der sibirische Kaltluftkörper bis auf Weiteres in Ruhe lässt.

Ein Wintereinbruch ist bei solcher Konstellation in weiter Ferne. Um noch etwas in die Glaskugel zu blicken: Ein Ausweg aus dieser festgefahrenen Situation hängt vom Verhalten des Azorenhochs ab. Erst wenn es sich nach Osten verschiebt und den Austrogungen der atlantischen Tiefs einen Riegel schiebt bzw. diese nach Mittel- und Osteuropa zwingt, kann die Luftströmung bei uns zwischenzeitlich auf Nordwest bis Nord drehen und zumindest den Bergen den erhofften Schneezuwachs bringen. Für die Niederungen würde dies etwa der Jahreszeit entsprechende Verhältnisse versprechen, mit anderen Worten: Es könnte mal kurz anzuckern. Die Modelle deuten so etwas für den Monatswechsel an, doch ist dies bei dieser Zeitspanne wie immer mit Vorsicht zu geniessen.

Blitze über Rom

Beginn der Blitzshow um ca. 19:10 Uhr im Zentrum von Rom, Blick gegen Norden.

Beginn der Blitzshow um ca. 19:10 Uhr im Zentrum von Rom, Blick gegen Norden.

Am Abend des 1. Oktober hatten wir das Glück, in Rom eine seltene Blitzshow mitzuerleben. Das Timing war perfekt. In der Abenddämmerung näherte sich aus Norden eine Gewitterfront, welche schon am Nachmittag beim Hinflug von Zürich unser Flugzeug kräftig durchgeschüttelt hatte. Wir sassen bei einem Drink auf der Dachterrasse des Hotels. Die Kamera war schnell montiert, nachdem nebst dem Wetterleuchten die ersten Einschläge sichtbar wurden. Das Spektakel dauerte ca. 30 Minuten. Die folgenden Aufnahmen wurden in einem Zeitraum von 20 Minuten gemacht. Erstaunlich war die klare Sicht auf die Blitzeinschläge. Welch ein Gegensatz zu den vielen Versuchen in diesem Sommer, nebst erleuchteten Wolken und Regenzonen auch sichtbare Blitze auf dem Kamerachip zu speichern.

Die Front kam bald näher, und es wurde langsam ungemütlich. So verzogen wir uns in den Speisesaal und genossen das kräftige Rauschen des Gewitterregens beim Abendessen und einem Glas Wein. Wer weiss, wann eine solche Gelegenheit wiederkehrt.

 

Gewittervorschau 08.-14.08.2014

Von solchen hochsommerlichen Bildern gilt es, sich zu verabschieden.

Von solchen hochsommerlichen Bildern gilt es, sich zu verabschieden.

Ist die Meldung, dass sich in den nächsten Tagen die Grosswetterlage in Europa grundlegend ändert, nun eine gute oder eine schlechte? Die einen mögen froh sein, dass die ewige Abtropfgeschichte mit über Mitteleuropa herumirrenden Tiefs endlich ein Ende hat, die andern mögen bedauern, dass sich mit der aufkommenden strammen Westströmung der Hochsommer verabschiedet, bevor er überhaupt beginnen konnte. Mit den mitgeschleppten Luftmassen des ehemaligen Hurrikans „Bertha“ dürfte sich die letzte potenzielle Schwergewitterlage dieser Saison an diesem Wochenende einstellen. Was darauf folgt, sieht eher nach Frühherbst aus und bis das Strömungsmuster danach irgendwann wieder subtropische Luft in den Alpenraum bringt, ist die Jahreszeit wahrscheinlich bereits derart weit fortgeschritten, dass für ein spektakuläres Himmelsfeuerwerk schon sehr viel zusammenpassen muss.

Heute Freitag ist zwar viel Feuchtigkeit vorhanden, wie sich anhand der hochnebelartigen Wolken des Vormittags zweifellos feststellen lässt. Mit der kräftigen Sonneneinstrahlung am Nachmittag wird die Auslösetemperatur mühelos erreicht, doch verzögert ein starker Deckel mit einer trockenen Schicht zwischen 4000 und 5000 m die Entwicklung von Gewitterzellen am Nachmittag. Erst am Abend wird dieses Hindernis mit dem anziehenden Südwestwind in der Höhe beseitigt, und dann wird es interessant. Reichen die Hebungsantriebe bei tiefem Sonnenstand bzw. nach Sonnenuntergang aus, um Gewitter auszulösen? Wo dies geschieht, können sich durchaus noch vereinzelt kräftige Zellen entwickeln. Am ehesten ist dies am Jura und in den westlichen Voralpen zu erwarten. Nach Osten hin bleibt der Deckel mit zunehmendem Föhneinfluss wahrscheinlich zu stark. Wir wissen aber aus diesem Sommer, dass die Modelle lokale Feuchtenester häufig unterschätzen und überraschende Entwicklungen nie ganz auszuschliessen sind.

In der Nacht zum Samstag erreichen die Reste eines Gewitterclusters aus den Pyrenäen und Zentralfrankreich die Westschweiz, und mit Sonnenaufgang wird die Schichtung weiter labilisiert, sodass sich am Vormittag verbreitet Schauer und Gewitter bilden können. Tagsüber schleift in der Südwestströmung eine wenig ausgeprägte Kaltfront über uns hinweg. Sie wird am Abend mit Winddrehung auf Süd wahrscheinlich nach Norden zurückgedrängt, was die Chancen auf einen trockenen Abend verbessert. Allerdings gilt es allfällige Gewittercluster in Südfrankreich im Auge zu behalten. Einige Modelle lassen einen grösseren Cluster in den späten Abendstunden und in der Nacht in die Schweiz ziehen. Wie stark dieser noch sein wird und wo er genau durchzieht, lässt sich erst kurzfristig beurteilen.

Luftmassenverteilung mit Lage der Front am Samstag. Spannend wird, wie sich das Hitzetief über Südfrankreich am Abend entwickeln wird.

Luftmassenverteilung mit Lage der Front am Samstag. Spannend wird, wie sich das Hitzetief über Südfrankreich am Abend entwickeln wird.

Am Sonntag kommen die sehr energiereichen Luftmassen von Ex-Bertha ins Spiel, allerdings hat auch der Föhn noch ein Wörtchen mitzureden. Die Modelle berechnen die Auswirkungen dieser delikaten Mischung unterschiedlich. Es ist damit zu rechnen, dass der Föhn die Gewitterentwicklung längere Zeit unterdrückt, dass aber dort, wo der Deckel durchbrochen wird, durchaus heftige Zellen entstehen. Am ehesten dürften diese von den westlichen Voralpen ausgehend ins Mittelland hinaus ziehen, und wie immer bei solchen Lagen ist auch die Jura-Schwarzwald-Achse betroffen.

Am Montag legt sich eine markante Kaltfront an die Alpen. Die bodennah einfliessende Kaltluft dürfte die Schichtung auf der Alpennordseite bereits stabilisieren, während in den Alpen noch mit kräftigem, teils gewittrig durchsetztem Regen zu rechnen ist.

In der weiteren Folge bildet der Alpenbogen in der Westströmung die Grenze zwischen kühler Atlantikluft im Norden und feucht-warmer Mittelmeerluft im Süden. Die rasche Abfolge von Randtrögen und schwachen Zwischenhochs wird für wechselhaftes Wetter sorgen, wobei die Gewittergefahr im Norden gering ist, Schauer im Mittelland und länger anhaltender Regen am Alpennordhang sind aber zu erwarten. Gewittrige Entwicklungen beschränken sich auf die Alpensüdseite.

Luftmassenverteilung zur Wochenmitte. Die Alpen bilden die Grenze zwischen kühler Luft im Norden und warm-feuchter Luft im Süden

Luftmassenverteilung zur Wochenmitte. Die Alpen bilden die Grenze zwischen kühler Luft im Norden und warm-feuchter Luft im Süden

Mit dem Ende des Hochsommers endet auch der Bedarf einer wöchentlichen Gewittervorschau. Diese erscheint somit nur noch, wenn sich eine interessante Lage ankündigt.

Gewittervorschau 01.-07.08.2014

Für Liebhaber spektakulärer Nachtgewitter ist weiterhin Geduld angesagt

Für Liebhaber spektakulärer Nachtgewitter ist weiterhin Geduld angesagt: „Verwaschene“ Blitzkanäle sind eher die Regel als die Ausnahme

Eines muss man dem Hochsommer 2014 lassen: Er ist extrem beständig. Also beständig unbeständig. Ein sicherer Wert ist das blockierende Hoch über Nordosteuropa, es garantiert recht zuverlässige Austrogungsprozesse von den Britischen Inseln in Richtung Westeuropa und Alpen. Da macht auch die nächste Woche keine Ausnahme, und im Glaskugelbereich der Wettermodelle ist bereits der übernächste um den 11. August angedeutet. Aber schön der Reihe nach…

Am Bundesfeiertag beschäftigt uns ein in die Südwestströmung eingebettetes kleines Höhentröglein. Es hat bereits in der Nacht auf der Alpensüdseite einen Gewittercluster entstehen lassen, der nun nordostwärts über die Südostschweiz zieht. Am Nachmittag ist auch in den übrigen Bergregionen mit einigen Schauern und Gewittern zu rechnen, dabei sollten die Zellen aber relativ kurzlebig und nicht von besonderer Heftigkeit sein. Mit Sonnenuntergang fallen sie in sich zusammen, sodass die Feierlichkeiten zum Geburtstag unseres Landes vielerorts trocken über die Bühne gehen können.

Am Samstag dreht der Höhenwind auf Süd und es wird leicht föhnig. Die Strömung ist allerdings nicht stark, sodass bremsende Einflüsse des Föhns auf die Gewitterentwicklung nur bedingt greifen. In Lauf des Nachmittags zieht von Westen her eine Kaltfront in die Schweiz, der Temperaturunterschied der Luftmassen ist mit nur 4 bis 5 Grad jedoch eher schwach ausgeprägt. Auch bleibt die Höhenkaltluft über Frankreich stehen, alles Faktoren, die auf ein eher mässiges Ereignis schliessen lassen. Allerdings deuten einige Modelle die Entwicklung eines Randtroges in mittleren Höhen genau über der Schweiz an, daher werden für die Abendstunden sehr ergiebige Niederschläge ausgegeben. Die Hauptgefahr geht also einmal mehr von Starkregen aus, während sich Hagel und Sturmböen in Grenzen halten sollten.

Luftmassenverteilung und Lage der Kaltfront am Samstagnachmittag. Die Druckverteilung (Hoch im Süden, Tief im Norden) deutet eine schwache Föhnlage an

Luftmassenverteilung und Lage der Kaltfront am Samstagnachmittag. Die Druckverteilung (Hoch im Süden, Tief im Norden) deutet eine schwache Föhnlage an

Am Sonntag zieht die Front nach Osten weiter und der Bodendruck steigt, die feuchte Luft wird jedoch aufgrund der nur schwachen, auf Südwest bis West drehenden Höhenströmung nur langsam ausgeräumt. Mit der Wetterbesserung wird es also insbesondere am zentralen und östlichen Alpennordhang eine zähe Angelegenheit, während im Jura und Mittelland tagesgangbedingt noch der eine oder andere gewittrige Schauer auftreten kann. Zum Abend hin sollte sich die Lage aber allmählich beruhigen.

Der Montag wird unter Zwischenhocheinfluss relativ ruhig, einige Wärmegewitter in den Bergen gehören allerdings in der immer noch recht feuchten Südwestströmung dazu. Am stärksten anspringen dürfte dabei die Juraschiene, für Details ist es drei Tage im voraus aber noch zu früh.

Am Dienstag und Mittwoch kommen wir dann wieder zum Programm, das uns aus diesem Hochsommer bereits bestens vertraut ist: Der westeuropäische Trog weiss aufgrund des Hochdruckblocks im Nordosten nicht so recht wohin des Wegs, also stösst er am besten mal seinen südlichsten Teil ab. Die Modelle rechnen den Abtropfprozess recht unterschiedlich: Während er bei GFS nur für geübte Augen zu finden ist, tritt er bei EZ und GEM deutlicher auf. Die Folgen sind bekannt: Ergiebiger, teils gewittriger Dauerregen irgendwo im Alpenraum, dessen regionaler Schwerpunkt erst kurzfristig prognostizierbar ist und wie immer Überraschungspotenzial birgt. Hinsichtlich neuer Hochwasser- und Erdrutschgefahr ist die Lage jedenfalls einmal mehr mit Argusaugen zu beobachten.

Abschnürungsprozess am Mittwoch: Die weissen Linien zeigen den mittleren Wert des Höhendrucks, die hellblauen Flächen den Unsicherheitsbereich. Noch ist also nicht klar, ob der CutOff eher über den West- oder Ostalpen erfolgt.

EZ-Ensemble zum Abschnürungsprozess am Mittwoch: Die weissen Linien zeigen den mittleren Wert des Höhendrucks, die hellblauen Flächen den Unsicherheitsbereich. Noch ist also nicht klar, ob der CutOff eher über den West- oder Ostalpen erfolgt. Auch bezüglich der Lage des steuernden Tiefs zwischen Island und den Britischen Inseln gibt es noch Unsicherheiten (grüne Fläche).

Gewittervorschau 25.-31.07.2014

Obacht! Ein kritisch-kontrollierender Blick zum Himmel wird auch in den nächsten Tagen nicht schaden

Obacht! Ein kritisch-kontrollierender Blick nach oben wird auch in den nächsten Tagen nicht schaden

Auch in dieser Woche stellt sich wieder die Frage, ob wir mit diesem Sommer noch mal glücklich werden. Grund für das unbeständige Wetter in den letzten Wochen war das blockierende Hoch über Skandinavien, das es kleinen, aber wirkungsvollen Tiefs erlaubte, völlig abgekoppelt vom kaum noch existenten Westwindgürtel über Mitteleuropa herumzueiern. Nun verlagert sich das Hoch zwar etwas nach Südosten, wird aber für uns nach wie vor nicht in positivem Sinne wetterbestimmend. Denn zwischen ihm und dem schwächelnden Azorenhoch tropft es nach wie vor wie ein undichter Wasserhahn: Der nächste Trog mit Abschnürungstendenzen erreicht uns in der ersten Wochenhälfte. Damit geht die Geschichte von vorne los…

Den heutigen Freitag sollte man als „Verschnauftag“ nutzen. Sei es, um die Unwetterschäden der letzten Tage notdürftig zu beheben, oder seiner Seele im Freien etwas Gutes zu tun. Die Gewittergefahr ist nur punktuell vorhanden und beschränkt sich weitgehend auf die Berg- und Hügelzone. Vom Jura her können in der westlichen Höhenströmung einzelne Gewitter ins Mittelland ziehen, wo ihnen aber mangels Hebungsantrieb rasch der Schnauf ausgeht. Die Beruhigung am Abend ist nur von kurzer Dauer, denn von den Pyrenäen her wird die Luft bereits in der Nacht angefeuchtet, und von Nordwesten her nähert sich der Rest des äusserst zähen CutOff-Tiefs, das uns am vergangenen Montag beglückte und nach seiner Irrfahrt über Adria, Osteuropa, Norddeutschland und die BeNeLux-Staaten nun zurück zu uns findet.

Rückkehr eines alten Bekannten: Das CutOff-Tief lebt bereits seit einer Woche und überquert uns am Samstag ein zweites Mal aus Nordwesten

Rückkehr eines alten Bekannten: Das CutOff-Tief lebt bereits seit einer Woche und überquert uns am Samstag ein zweites Mal aus Nordwesten

Das Tief bewirkt eine Labilisierung auf zweierlei Weise: Einerseits bringt es aus Nordwesten Höhenkaltluft mit, andererseits wird mit der bodennahen Strömung aus Südwest warm-feuchte Luft zu uns geführt. Diese Mischung legt schon mal die Grundlage für Gewitterbildungen am Samstag fest. Da keine Front involviert ist, kann man von priorisierter Auslöse über den Bergen rechnen, wäre da nicht noch eine Konvergenz zwischen östlicher und westlicher Anströmung irgendwo nördlich der Alpen. Wo also genau der Schwerpunkt der Gewittertätigkeit mit Clusterbildung liegen wird, ist noch sehr unsicher. Die Karten von Freitagmorgen gehen davon aus, dass sie eher knapp östlich der Schweiz zu liegen kommt. Ein zweiter Schwerpunkt am Jura und in den Westalpen dürfte eher den Staueffekten der westlichen Anströmung geschuldet sein. Trifft dieses Szenario genau so ein, könnte ein Grossteil der Schweiz in die Subsidenzzone dieser zwei Systeme zu liegen kommen, denn die in den Gewitterzonen in die Höhe gerissene Luft muss irgendwo auch wieder absinken und unterdrückt dort die Entwicklung neuer Gewitter. Die geographische und zeitliche Verteilung dieser Zonen kann allerdings immer erst kurzfristig vorhergesagt werden, wenn die Sache erst mal in Gang kommt.

Strömungsverhältnisse in rund 1500 m Höhe am Samstagnachmittag. Eine West- und eine Ostströmung treffen irgendwo an der Alpennordseite aufeinander

Strömungsverhältnisse in rund 1500 m Höhe am Samstagnachmittag. Eine West- und eine Ostströmung treffen irgendwo an der Alpennordseite aufeinander

Am Sonntag zieht das alte Tief unter Auffüllung ein weiteres Mal zur Adria, während sich das nächste bereits über den Britischen Inseln formiert. Zwischen diesen beiden gerät der Alpenraum unter Zwischenhocheinfluss. Die Gewitterneigung wird unterdrückt, sodass man in weiten Teilen der Schweiz einen sonnigen Sommertag geniessen kann. Lokale Gewitter beschränken sich auf die Berge, etwas gehäufter treten sie am ehesten in der Südostschweiz auf.

Von Montag bis Mittwoch liegen wir im Einflussbereich des neuen Tiefs, das nach aktueller Kartenlage einen ähnlichen Weg einschlägt wie sein Vorgänger vor einer Woche: Über Frankreich, dann knapp südlich der Alpen vorbei in Richtung Adria. Der einzige Unterschied besteht darin, dass es deutlich kühlere Luftmassen in seinem Schlepptau hat und somit die Luftmassengrenze sehr ausgeprägt wird, ähnlich dem Fall von Anfang Juli. Nach einem gewitterträchtigen Montag mit Unwetterpotenzial, dessen genauer Ablauf allerdings zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beschrieben werden kann, gerät die Alpennordseite am Dienstag und Mittwoch in den Einflussbereich der bodennahen Kaltluft, während in der Höhe immer noch feucht-warme Mittelmeerluft von Süden über die Alpen strömt. Die Zutaten für teils ergiebigen Dauerregen sind jedenfalls gegeben und müssen im Hinblick auf erneute Hochwassergefahr im Auge behalten werden.

Vertrautes Bild in diesem Sommer: Ein neues Tief tropft über Frankreich ab und zieht über die Alpen hinweg nach Südosten

Vertrautes Bild in diesem Sommer: Ein neues Höhentief tropft über Frankreich ab und zieht über die Alpen hinweg nach Südosten

Am Donnerstag soll das Tief nach Südosten abziehen und einem Hochdruckkeil von Westen her Platz machen, womit eine allmähliche Stabilisierung in Gang käme. Ob es sich allerdings an den Fahrplan hält, bleibt abzuwarten…

Gewittervorschau 18.-24.07.2014

Dürfte ab Sonntag ein täglicher Anblick werden: Kräftige Einzelzelle mit ansatzweisen Organisationsstrukturen

Dürfte ab Sonntag ein täglicher Anblick werden: Kräftige Einzelzelle mit ansatzweisen Organisationsstrukturen

Die schwache Westwindzirkulation beschert uns einmal mehr in diesem Sommer ein heftiges Wechselbad. Nach einer Woche Kälte und Regen dreht die Windströmung jetzt wieder auf Südwest bis Süd und sorgt für eine kurze Hitzewelle. Der Trog über Westeuropa tropft am Sonntag ab und bildet wie schon vor zwei Wochen ein CutOff-Tief, womit sich die Lage mit einigen Abweichungen im Detail wiederholt. Allerdings wird die Zugbahn dieses Tiefs von den Wettermodellen bereits seit Tagen immer wieder unterschiedlich berechnet, sodass einige Unsicherheiten vor allem betreffend Schwerpunkt der zu erwartenden Niederschläge bestehen bleiben. Sicher ist jedoch: Die Lage ist brisant und bedarf in den nächsten Tagen einer gründlichen Überwachung und Neueinschätzung, das Unwetterpotenzial ist hoch.

Am Freitag befindet sich der Höhenkeil genau über der Schweiz und unterdrückt die Gewitterneigung trotz bodennaher Überhitzung. Vereinzelte Hitzegewitter sind über dem Relief (Jura, Schwarzwald, Alpen) nicht ganz ausgeschlossen. Trockene Luft in mittleren bis höheren Schichten lassen die Entwicklungen jedoch rasch verhungern und schränken die Lebensdauer stark ein. Zudem erreicht bei diesen Verhältnissen nur ein geringer Teil des Niederschlags den Boden, der Rest verdunstet vorher.

Am Samstag nähert sich der Trog aus Westen langsam der Schweiz, der Höhenwind zieht an und es wird gegen Abend föhnig. Damit steigt das Gewitterrisiko am Jura und in den Südalpen an, dürfte sich aber nach wie vor auf einzelne lokale, womöglich aber doch heftige Entwicklungen beschränken.

Der Sonntag beginnt unter Föhneinfluss in der Osthälfte der Schweiz trotz hohen Wolkenfeldern sonnig, es wird aber zunehmend schwül. Im Westen können sich schon früh erste Gewitter bemerkbar machen, die dem Jura entlang nach Nord bis Nordost ziehen und bald auch ins Mittelland übergreifen. Nach den aktuellen Karten (haupts. GFS 12z-Lauf vom Donnerstag) zieht das Höhentief mit seiner Kaltluft südlich der Alpen vorbei und sorgt somit für die stärkste Labilität im Westen und Süden des Landes. Wenn sich an dieser Konstellation nicht mehr allzu viel ändert, könnte der Nordosten vorerst ausgespart werden. Mit Föhnzusammenbruch stösst allerdings bodennahe Kaltluft seicht ins Mittelland vor, ein kräftiges Joran-Ereignis am Jurasüdfuss ist in Betracht zu ziehen. Nicht auszuschliessen ist, dass der Föhn trügt und durch das Höhentief genügend Feuchte aus Südosten über die Alpen verfrachtet wird, welche die Nahrung für heftige Gewitter in den Abendstunden liefern. Gleichzeitig soll ein Bodentief über Bayern sehr energiereiche Luft von Norden her gegen die Alpennordseite steuern, die wiederum auf den Kaltluftblast aus Westen aufgleitet.

Luftmassenverteilung in der Nacht auf Montag. Die dünnen Pfeile (rot: warm, blau: kalt) stellen die bodennahe Strömung dar, der dicke Pfeil die Hauptstossrichtung der Höhenkaltluft

Luftmassenverteilung in der Nacht auf Montag. Die dünnen Pfeile (rot = warm, blau = kalt) stellen die bodennahe Strömung dar, der dicke Pfeil die Hauptstossrichtung der Höhenkaltluft

Diese Konstellation ist die Ursache für den (gewittrig durchsetzten) Starkregen, der momentan für Montag auf der Alpennordseite gerechnet wird. Egal, wo die 100 bis 200 mm Regen innerhalb von 36 Stunden herunterkommen, sie werden in dieser Intensität auf jeden Fall für Probleme sorgen. Eine genaue Lokalisation wird aller Voraussicht nach allerdings erst kurz vor dem Ereignis möglich sein. Die laufende Diskussion kann in den nächsten Tagen im Sturmforum mitverfolgt werden.

Prognostizierte Niederschlagssumme bis Montagnacht. Der Hauptanteil fällt innerhalb von 36 Stunden

Prognostizierte Niederschlagssumme bis Montagnacht. Der Hauptanteil fällt innerhalb von 36 Stunden

Das CutOff-Tief soll sich in der Folge irgendwo zwischen Italien und dem Balkan langsam auffüllen. Zwischen ihm und einem Hoch über Skandinavien stellt sich eine gradientschwache Ostlage ein, dabei gewinnt die feucht-warme Luft auch in der Schweiz wieder an Terrain. Somit ist auch von Dienstag bis Donnerstag mit verbreiteten Regengüssen und Gewittern zu rechnen. Die (eher langsame) Zugrichtung der Zellen kann sich täglich ändern, da kleinräumige Tiefs in den unteren Schichten herumwabern. Man muss sich auf jeden Fall auf schwierig zu prognostizierende Verhältnisse einstellen, nicht zuletzt da viele Modelle mit feucht-warmen Ostlagen erfahrungsgemäss Probleme bekunden.

Gewittervorschau 11.-17.07.2014

Höhenwetterkarte für die Nacht auf Samstag mit hervorgehobenen wetterbestimmenden Tiefs (Erläuterungen dazu im Text)

Höhenwetterkarte für die Nacht auf Samstag mit hervorgehobenen wetterbestimmenden Tiefs (Erläuterungen dazu im Text)

Beim vor einer Woche angekündigten Wettbewerb der beiden Wettermodell-Riesen EZ und GFS hat das amerikanische Modell das Rennen gemacht. Es hat als erstes auf der Grosswetterlage „Tief Mitteleuropa“ mit der Option der um das Tief herumgeholten Warmluft beharrt, die uns ab der Nacht auf Freitag erreicht und für eine weitere Gewitterphase besorgt sein wird. Die bisher gefallenen Niederschläge konnten von den Seen und Flüssen gerade geschluckt werden, ohne über die Ufer zu treten. Mit den nun folgenden konvektiven Niederschlägen mit steigender Schneefallgrenze verschärft sich die Lage, sollte aber nur lokal an den Oberläufen unseres Gewässersystems für gröbere Probleme sorgen. Im Unterland muss die Lage trotzdem im Auge behalten werden.

Die Höhenkarte (500 hPa) im Titelbild zeigt uns die für die niederschlagsreiche Phase verantwortliche Wetterlage auf. Erkennbar sind die Höhentiefs und die damit verbundenen Strömungen in rund 5000 m Höhe. Z bezeichnet das aktuell steuernde Zentraltief, um das sich die Teiltiefs im Gegenuhrzeigersinn bewegen. Das am Samstag nach Osten abziehende Tief Nr. 1 ist für die Niederschläge in der ersten Tageshälfte des Freitags verantwortlich, Nr. 2 beschäftigt uns am Samstag, während Nr. 3 sich erst noch entwickeln muss und von Sonntagnachmittag bis Montag die vorerst letzte Unwetterphase bringt. Nr. 4 an der Stelle, wo zu dieser Jahreszeit eigentlich das Azorenhoch sein sollte, wird sich langsam vor die Küste Portugals begeben und sich mit einem von Island her vorstossenden Trog verbinden. Es sorgt von Dienstag bis Freitag nächster Woche für eine Vorderseite (Südwestlage) und stützt damit einen Hochdruckkeil über Mitteleuropa – eine hoch willkommene Wetterberuhigung und hochsommerliche Phase zumindest für ein paar Tage steht somit in Aussicht.

In der Nacht zum Freitag erreicht uns von Norden her eine Warmfront und bringt zunächst flächigen Regen, der im Tagesverlauf mit der bodennahen Erwärmung zunehmend konvektiv wird. Dabei handelt es sich um kräftige Regengüsse, teils von Blitz und Donner begleitet. Mit der strammen Nordströmung stauen sich diese am Alpennordhang und können dort für weiteren, recht kräftigen Dauerregen sorgen, was Grund zur Sorge für die Oberläufe der betroffenen Einzugsgebiete gibt. Eine regionale Hochstufung der aktuellen Gefahrenstufe 2 wäre keine Überraschung. Weitere Gefahr geht von Erdrutschen Murabgängen in den mittlerweile stark gesättigten Steillagen aus. In Lagen oberhalb von 2000 m ist zudem mit Nassschneelawinen zu rechnen, da die Schneefallgrenze rasch auf über 3000 m ansteigt.

In der Nacht auf Samstag geht die Schauerneigung tagesgangbedingt zurück, um am Samstag unter dem nächsten Höhentief erneut aufzuflammen. Nach den heutigen Unterlagen befindet sich die energiereichste (d.h. bodennah wärmste) Luft in der Ostschweiz, sodass der Schwerpunkt der Gewittertätigkeit dort zu liegen kommen dürfte. Die Gefahr geht wieder hauptsächlich von Starkregen aus, doch auch kleinkörniger Hagel ist örtlich nicht ausgeschlossen.

Am Sonntag wiederholt sich das Spiel mit dem dritten Höhentief von neuem. In der ersten Tageshälfte werden längere sonnige Abschnitte für die notwendige Erwärmung sorgen, ab den Mittagsstunden steigt die Gewittergefahr verbreitet an. Der Höhenwind dreht allerdings auf westliche Richtungen, sodass zumindest die Gebiete am Alpennordrand etwas entlastet werden. Dennoch ist wieder mit lokalen Überflutungen zu rechnen, auch Hagel und Sturmböen sind zu erwarten. Organisierte Gewitterverbände sind weniger ein Thema, da keine Front und auch keine markanten Konvergenzlinien mit im Spiel sind. Die geringe Deckelung spricht für zahlreiche und verbreitete Einzel- und Multizellen.

Im Lauf des Montags sickert bodennah etwas kühlere Luft ein, während die Höhenkaltluft nach Südosten abzieht. Damit setzt eine langsame Stabilisierung der Atmosphäre ein: Zu nur noch vereinzelt gewittrigen Schauern kommt es bevorzugt entlang der Berge, insbesondere in den zentralen und östlichen Regionen.

Ab Dienstag setzt sich Hochdruckeinfluss durch und beruhigt die Lage nachhaltig. Mit der Zufuhr von zunehmend wärmeren Luftmassen aus Südwest kann es ab Mittwoch aber wieder vereinzelt zu Hitzegewittern über den Bergen kommen. Neuralgische Punkte sind wie so oft der Jura, der Schwarzwald und die Voralpen, aber auch die Südalpen. Das Flachland sollte noch weitgehend verschont werden. Eine erhöhte Gewitterneigung aufgrund von jetzt noch unvorhersehbaren Randtrogentwicklungen in der Südwestströmung ist jedoch nicht ganz auszuschliessen.

Eine antizyklonale Südwestlage sorgt ab Mittwoch für hochsommerliche Temperaturen, eine Hitzewelle mit über 30 Grad liegt durchaus im Bereich der Möglichkeiten

Eine antizyklonale Südwestlage sorgt ab Mittwoch für hochsommerliche Temperaturen, eine Hitzewelle mit über 30 Grad liegt durchaus im Bereich der Möglichkeiten (hier abgebildet die Temperaturen in rund 1500 m Höhe)

Gewittervorschau 04.-10.07.2014

Die bevorstehende Lage verspricht nach dem vielerorts zu trockenen Juni mehrfach den Vollwaschgang

Die bevorstehende Lage verspricht nach dem vielerorts zu trockenen Juni mehrfach den Vollwaschgang

Die vor einer Woche erörterte, für die Jahreszeit ungewöhnlich südlich verlaufende Frontalzone macht uns auch in den kommenden Tagen zu schaffen. Ein weit nach Süden vorstossender Trog über Westeuropa beschert uns eine im Hochsommer selten auftretende Südlage, wobei auf der Vorderseite des Troges sich bildende Teiltiefs für viel Dynamik in unserem Wetterablauf sorgen. Die Unwettergefahr ist potenziell hoch, aber in ihrem zeitlichen Ablauf leider nicht einfach abzuschätzen, zumal uns auch immer wieder der Föhn dazwischen funkt. Sehr spannend ist auch die weitere Entwicklung der Wetterlage von Dienstag bis Donnerstag kommender Woche, wo uns insbesondere das amerikanische Modell GFS, teilweise unterstützt vom kanadischen GEM immer wieder extreme Lösungen auftischt.

Für die erste knifflige Lage ist bereits der Freitag besorgt. Zwischen einem nach Osten abziehenden Höhenrücken und dem im Westen aufrückenden Trog baut sich eine stramme Südströmung über die Alpen auf. Der Föhn wird nach dem Warmfrontdurchgang des Vormittags (mit durchziehendem, eher schwachem Niederschlag) um die Mittagszeit seinen Höhepunkt erreichen und in den Alpentälern für Sturmböen von bis zu 100 km/h besorgt sein. Jahreszeitbedingt muss man damit rechnen, dass der Föhn auch weit ins Mittelland und bis an den Bodensee ausgreift. Damit ist für eine trockene Grundschicht in der Ostschweiz sowie eine starke Deckelung der ansonsten hochgradig labilen Luftschichtung gesorgt. Erwartungsgemäss bei solchen Lagen wird der Deckel nur entlang des Juras sowie in den westlichen Voralpen bis maximal zum Napf durchbrochen. Die dabei entstehenden Gewitter sind heftig, oft von Hagel und Sturm- bis Orkanböen begleitet (vergleichbare Lage mit dem 20. Juni 2013, Stichwort Eidg. Turnfest Biel). Die Zugrichtung aus SSW lässt bis in die Abendstunden Gewitter im westlichen und zentralen Mittelland, im Jura und am Juranordfuss erwarten. Normalerweise verdursten diese beim Eindringen in die Föhnluft weiter östlich, mit dem Zusammenbrechen des Föhns am Abend sind aber Gewitter auch hier nicht ausgeschlossen. Ziemlich sicher dürfte aber die rasche Verlagerung der Druckgegensätze zu einer Druckwelle durch das ganze Mittelland und in der Folge auch in die Alpentäler führen. Es ist somit ratsam, auch abseits der klassischen Föhngebiete alles sturmsicher zu machen.

Windverhältnisse in rund 3000 m am Freitagabend. Zu sehen ist die Föhnströmung sowie eine auf die Westschweiz übergreifende Konvergenz

Windverhältnisse in rund 3000 m am Freitagabend. Zu sehen ist die Föhnströmung sowie eine auf die Westschweiz übergreifende Konvergenz und der „Knick“ an der Kaltfront über Zentralfrankreich

In der Nacht auf Samstag ist mit weiteren gewittrigen Schauern zu rechnen, länger anhaltender und gewittrig durchsetzer Regen greift wahrscheinlich von der Alpensüdseite über das Gotthardgebiet und Nordbünden in die Ostschweiz über. Die eigentliche und wahrscheinlich nur noch schwach aktive Kaltfront zieht in den frühen Morgenstunden durch, danach stellt sich eine kurze Wetterberuhigung ein (postfrontale Subsidenz am Samstagvormittag). Am Samstagnachmittag sind aufgrund der in der Höhe vorhandenen Kaltluft und der bodennahen Aufheizung durch den hohen Sonnenstand weitere Gewitter möglich, sie dürften sich aber weitgehend auf die Berge beschränken und nicht besonders kräftig sein.

Am Sonntag steilt die Höhenströmung wieder auf Südwest bis Süd auf und leitet die nächste Föhnphase ein, die bis mindestens in die Nacht auf Dienstag anhält. Dabei wird aufgrund der Nähe zum westeuropäischen Trog nicht nur warme, sondern auch sehr feuchte Luft zu uns geführt. Der hemmende Einfluss des Föhns ist am Sonntag noch gering, sodass verbreitet mit der Auslöse von kräftigen Gewittern gerechnet werden muss.

Am Montag ist die Lage wieder ähnlich zu jener vom Freitag, wobei diesmal im Westen eine extrem scharfe Kaltfront lauert (Temperaturdifferenz Ostschweiz-Zentralfrankreich ca. 15 Grad). Das mehr oder weniger langsame Vorankommen dieser bestimmt über die Dauer einer Unwetterlage, die sich im wahrsten Sinne des Wortes gewaschen hat. Insbesondere im Jura und in der Westhälfte des Landes können immer wieder durchziehende Gewitter für enorme Regenmengen sorgen. Ob diese Lage am Dienstag endet und von einer kühlen Witterungsphase mit allmählicher Wetterberuhigung (allerdings mit noch länger anhaltendem Regen bzw. Schnee bis gegen 1500 m in den Nordalpen) abgelöst wird, ist derzeit noch nicht sicher. Diese Variante wird vom europäischen Modell EZ bevorzugt:

Luftmassenverteilung mit eingezeichneten Strömungen (blau = kalt, schwarz = warm) am Mittwoch, 9. Juli nach dem europäischen Modell EZ

Luftmassenverteilung mit eingezeichneten Strömungen (blau = kalt, schwarz = warm) am Mittwoch, 9. Juli nach dem europäischen Modell EZ

Hingegen rechnet das amerikanische Modell GFS immer wieder mit einer neuen Teiltiefbildung irgendwo über Mitteleuropa. Das kann einerseits das Vorankommen der Kaltfront weiter verzögern und uns auch am Dienstag noch in der feucht-warmen und sehr gewitterträchtigen Luftmasse verbleiben lassen, andererseits besteht auch die Gefahr, dass uns nach einer kurzen Abkühlung aus Norden die über Osteuropa um das Tief herumgeführte feuchte Warmluft erreicht und für weiteres Ungemach sorgt:

Luftmassenverteilung mit eingezeichneten Strömungen (blau = kalt, schwarz = warm) am Mittwoch, 9. Juli nach dem amerikanischen Modell GFS

Luftmassenverteilung mit eingezeichneten Strömungen (blau = kalt, schwarz = warm) am Mittwoch, 9. Juli nach dem amerikanischen Modell GFS

Je nach Entwicklung der Lage werden wir an dieser Stelle mit einer Sonderausgabe informieren.

Gewittervorschau 28.06.-04.07.2014

Die Luftmassenverteilung vom Montag zeigt den Vorstoss von Polarluft (blau bis grün) bis weit nach Süden auf breiter Front über dem Atlantik und Westeuropa

Die Luftmassenverteilung vom Montag zeigt den Vorstoss von Polarluft (blau bis grün) bis weit nach Süden auf breiter Front über dem Atlantik und Westeuropa

Das bisher verrückte Wetterjahr 2014 wird auch zu Beginn des Hochsommers nicht müde, uns weiterhin mit ungewöhnlichen Entwicklungen zu überraschen. Die vor einer Woche angekündigten Unsicherheiten bei der Entwicklung der Grosswetterlage mündet nun in eine südliche Westlage. Sie ist charakterisiert durch eine südlich des 50. Breitengrades verschobene Frontalzone – eigentlich ein typisches Muster des Winterhalbjahres. Dass eine solche Lage zum höchsten Sonnenstand des Jahres nicht nur die Modelle an die Grenzen, sondern auch mangels Erfahrung mit solcher Konstellation die Köpfe der Meteorologen zum rauchen bringt, erstaunt nicht. Es sei daher auch diese Woche wieder vorausgeschickt, dass bereits in der Kurzfrist, aber noch mehr in der Mittelfrist völlig unerwartete Entwicklungen eintreffen können.

Die erste Knacknuss erwartet uns bereits am Samstag, sie liess sich auch nicht dadurch umgehen, indem die Erstellung dieser Gewittervorschau Lauf für Lauf nach hinten geschoben wurde 😉 Eine schleifende Kaltfront erstreckt sich nordwestlich der Schweiz von der Biskaya über das südliche Pariser Becken bis nach Mitteldeutschland. Auf der Vorderseite wird mit südwestlicher Strömung warme und zunehmend feuchte Luft in die Schweiz geführt. Gleichzeitig erfolgt aber auch in der Höhe Warmluftzufuhr, sodass im 500 hPa-Niveau die Temperatur im Tagesverlauf von -16 auf -13 Grad steigt. Das reicht aus, um die Labilität im Verhältnis zur Erwärmung der bodennahen Luftschichten weitgehend zu neutralisieren. Es bildet sich ein so genannter Deckel, der am Nachmittag und frühen Abend noch schwer zu durchbrechen sein dürfte. Wo es aber geschieht, können sich explosionsartig heftige Zellen entwickeln, wobei die durch den zunehmenden Höhenwind aus Südwest verursachte Scherung durchaus mittelgrossen Hagel produzieren kann. Diese Gefahr dürfte am ehesten entlang der klassischen Voralpenschiene sowie in der Burgunderpforte und am Juranordfuss gegeben sein. Sich allenfalls daraus ergebende Eigendynamik ist selbst 24 Stunden vor dem Ereignis kaum abschätzbar. Somit gilt es die Lage im Nowcasting laufend neu zu beurteilen.

Druckverteilung und Lufttemperatur in rund 5500 m Höhe am Samstag. Die ergänzten Pfeile zeigen die Strömungsverhältnisse von warmer und kalter Luft an

Druckverteilung und Lufttemperatur in rund 5500 m Höhe am Samstag. Die ergänzten Pfeile zeigen die Strömungsverhältnisse von warmer und kalter Luft an

Erst in der Nacht auf Sonntag bekommt die Kaltfront Schwung und greift auf die Schweiz über. Sie bringt verbreitet ergiebigen Regen, der vor allem zu Beginn noch gewittrig durchsetzt sein dürfte. Am Sonntag selbst verlagert sich das Starkregenband langsam nach Osten, während sich im Lauf des Nachmittags im Westen erste Aufhellungen zeigen. Da am Abend die Höhenkaltluft in der Westschweiz eintrifft, können sich bei ausreichender Sonneneinstrahlung mitunter kräftige Rückseitengewitter bilden.

Am Montag und Dienstag gerät die eingeflossene Polarluft unter Zwischenhocheinfluss, mit der kräftigen Sonneneinstrahlung erwärmt sich diese aber vom Boden her rasch und so sind lokale Regengüsse vor allem über den Bergen nicht ganz auszuschliessen. Am Dienstagnachmittag stabilisiert aber bereits die Warmfront eines von Südwesten her aufziehenden Tiefs die Luftschichtung. Ob es bei dichter hoher Bewölkung bleibt oder gar etwas Regen fällt (am ehesten südlich der Alpen), bleibt noch offen.

Mit dem Mittwoch beginnt die Zeitspanne des zunehmend unsicheren Fahrplans. Wahrscheinlich wird der Tag mit Warmfrontbewölkung und gelegentlich ein paar Tropfen eingeleitet, wenn das Timing stimmt sind gegen Abend im Warmsektor bereits wieder erste Gewitter möglich. So richtig labil wird es aber am Donnerstag und Freitag, wenn sich gleichzeitig ein Höhentief von Südwest nach Nordost über die Alpen hinweg verlagert. Die Modelle bieten aber auch hier bereits wieder eine reich garnierte Palette an Lösungen an, sodass sich das Diskutieren über Einzelheiten zum jetzigen Zeitpunkt erübrigt.

Das bestehende Zirkulationsmuster macht die Hoffnung auf stabilere Zeiten zunichte. Der fotometeo-Blog wagt mittels der Siebenschläfer-Regel einen Ausblick auf den bevorstehenden Hochsommer.