Es schneit, aber das Radarbild ist leer. Warum?

Aktuelles Radar-Zoombild mit lokalen Schneefall-Echos. Quelle: meteoradar/MeteoSchweiz

Bei tiefen Temperaturen zeigt das Wetterradarbild bei Schneefall oft zu wenig oder gar nichts an. Dies hat verschiedene Gründe. Ich möchte in diesem Blog die möglichen Gründe zusammenfassen. Im Einzelfall dürfte es schwierig sein, herauszufinden, welcher Grund oder welche Gründe nun genau zutreffen.

1. Aus physikalischen Gründen erkennt der Radar „nasse“ Partikel (Regentropfen, angefeuchtete Schneeflocken oder Graupel) besser als „trockene“ Partikel (z.B. Schneeflocken bei Minustemperaturen.

2. Schneeflocken bei mehreren Minusgraden sind klein und werden aus diesem Grund ebenfalls schlecht erfasst. Erst nahe Null Grad oder knapp darüber werden die Schneeflocken in der Regel grösser (durch Kollision und Zusammenhaften von mehreren kleinen Schneeflocken) und geben dann ein stärkeres Radarsignal.

3. Schneewolken bei tiefen Temperaturen sind oft sehr niedrig über dem Boden (Hochnebel). Der Radar kann in der Regel erst einige 100 m über Boden oder auch erst 1-2 km über Boden den Niederschlag von den Bodenechos trennen.

4. Der Albis-Radar ist ein altes Gerät und wird erst im Frühjahr erneuert. Es wird sich weisen, ob das neue Gerät dann im nächsten Winter den Schneefall bei tiefen Temperaturen besser erfassen kann.

Die sibirische Kaltluft rückt vor

Wetterkarten des GFS Modells, Quelle: wetter3.de

Der Winter 2011/2012 war bisher durch milde Temperaturen und zahlreiche Westwindlagen mit unruhiger Witterung geprägt. Mehrere NW-Staulagen brachten den Alpen z.T. gewaltige Neuschneemengen. Nun scheint sich die Wetterlage schleichend umzustellen. Die atlantischen Fronten werden schwächer, und aus Osten sickert zunehmend kalte Bodenluft ein und lässt die Temperaturen im Flachland allmählich wieder in den Negativbereich absinken.

Treibende Kraft der Umstellung scheint das Vorrücken der sibirischen Kaltluft gegen Westen zu sein. Das erkennt man sehr gut an einem Vergleich von zwei Karten des globalen Vorhersagemodells GFS, eine gültig für heute, die zweite gültig für den Donnerstag der nächsten Woche (siehe beigefügte Grafik). Diese Karten zeigen den Bodendruck, das Höhenfeld 500 hPa und die sog. relative Topographie 1000/500 hPa in Farbabstufungen. Diese letzte Grösse ist, anschaulich betrachtet, ein Mass für die mittlere Temperatur der Luftschicht vom Boden bis ca. 5 km Höhe. Orange-gelbe Farbtöne sind warme Luftmassen. Diese werden über grün-blau-violett bis dunkelviolett immer kälter.

Der Kartenausschnitt zeigt fast die gesamte Nordhemisphäre. Der Nordpol ist in der Kartenmitte, Europa liegt im unteren Kartenbereich, Nordamerika links, der Pazifik oben und Asien rechts. Vergleicht man die beiden Karten, dann erkennt man, wie sich vom sibirischen Kältepol ein schönes Stück ablöst und gegen Europa vorankommt. Dieser Kältepool ist mit einem massiven Bodenhoch verknüpft, dessen Bodendruck im Zentrum 1055 hPa überschreitet. Die Ostströmung an der Südflanke des Bodenhochs ist die treibende Kraft, welche die Kaltluft immer weiter gegen Westen vorankommen lässt.

Wie wirkt sich diese Konstellation auf unser Wetter aus? Nun, vorläufig sind wir noch in gebührender Distanz vom Kaltluftzentrum. Mit dem Näherrücken des asiatischen Bodenhochs wird sich bei uns allmählich eine südöstliche Bodenströmung aufbauen. Wir verbleiben in einem Mix aus einsickernder Bisenluft aus Osten, und feuchteren Luftmassen aus dem Atlantik und dem Mittelmeerraum. Bei langsam sinkenden Temperaturen gibt das ein eher trüber Wolkenmix mit gelegentlichen schwachen Niederschlägen. Ob die kälteste Sibirienluft es dann im Februar bis zu uns schafft ist zur Zeit sehr ungewiss. Wenn sie es schafft, dann sind auch im Flachland frostige Temperaturen unter -10 Grad zu erwarten.

Sturmtief „Andrea“ vom 05.01.2012

Erste Aufhellungen hinter der Kaltfront von "Joachim" am 16.12.2011 (Foto: Fabienne Muriset)

Erste Aufhellungen hinter der Kaltfront von "Joachim" am 16.12.2011 (Foto: Fabienne Muriset)

Der Atlantik-Winter in Mitteleuropa wartet mit einer weiteren Sturmserie auf. Während in der Nacht auf Mittwoch Sturm „Ulli“ bereits verbreitet Sturmböen brachte, wird am Donnerstag „Andrea“ noch weiter zulegen. Erneut muss man auch im Flachland mit orkanartigen Böen rechnen, für die Nordalpen sind weitere ergiebige Schneefälle angesagt.

Der Ablauf und die Stärke des aufziehenden Sturms ist jenem von „Joachim“ Mitte Dezember ähnlich, dennoch gibt es im Detail einige Unterschiede. Die Warmfront ist nicht so stark ausgeprägt und niederschlagsärmer, der Warmsektor weniger stark geöffnet als beim Ereignis vor drei Wochen. Zudem kann sich im Mittelland zuvor kein so ausgeprägter Kaltluftsee ausbilden, viele Wolken verhindern die nächtliche Abkühlung. Somit wird der Sturm in den frühen Morgenstunden nicht nur auf den Jurahöhen zulegen, sondern sich auch bereits im Mittelland mit Böen von 60 bis 80 km/h bemerkbar machen. Die Schneefallgrenze steigt mit der Warmfront auf Höhen bis etwa 1000 Meter, am Jura und in den Westalpen auch etwas höher. Der Druckgradient ist mehr SW-NE gerichtet und nicht S-N, daher bleibt ein Föhnsturm in den Alpentälern wie bei „Joachim“ am 16. Dezember diesmal aus.

Mit der Kaltfront, welche die Nordschweiz Mitte Nachmittag erreicht, werden erneut Böen in knapp Orkanstärke bis in die Niederungen durchgreifen. 90 bis 110 km/h werden verbreitet erreicht, am frühen Abend mit Kanalisierungseffekten in den Alpentälern sind auch 120 bis 130 km/h nicht ausgeschlossen. Die stärksten Böen werden aber auch diesmal mit 140 bis 170 km/h auf den Bergen erreicht.

Mit dem markanten Druckanstieg hinter der Kaltfront stellt sich in der Nacht und am Freitag eine kräftige Nordwestströmung über den Alpen ein, somit muss man noch bis weit in den Freitag hinein mit Sturm im Bergland sowie mit heftigem Nordföhn auf der Alpensüdseite rechnen. Auch stürmische Böen im Mittelland sind vor allem als Begleiterscheinung von Schauern zu erwarten. Dabei fällt Schnee bis in die Niederungen, der aber aufgrund knapp positiver Temperaturen in den tiefsten Lagen kaum liegen bleiben dürfte. In den Alpen ist bei einem Neuschneezuwachs von bis zu einem Meter und massiven Verfrachtungen durch den Sturm erneut mit einer prekären Lawinensituation zu rechnen.

Turbulente Neujahrswoche 2012

Niederschlags-Summenkarte Montag, 2.1. bis Montag, 9.1.2011. Quelle: GFS-Modell, wetter3.de

Die Wetteraussichten für die kommende erste Woche des neuen Jahres sind mehr als strub. Die Fronten folgen sich Schlag auf Schlag und bringen immer wieder Niederschläge, z.T. Schnee bis in tiefe Lagen, und vor allem am Donnerstag auch wieder Sturmböen. Bis am Montag der kommenden Woche werden in den Bergen zum Teil über 100mm Niederschlag erwartet, siehe Grafik. Das bedeutet in den höheren Lagen 1-2m Neuschneezuwachs und ein erneutes Ansteigen der Lawinengefahr. Längerfristig sind infolge der massiven Schneedecke dann eher günstige Lawinenverhältnisse zu erwarten, aber selbstverständlich erst, wenn sich die Schneeschichten verfestigt haben und nicht immer wieder durch neue Starkschneefälle belastet werden.

Im Einzelnen ist der folgende Wochenfahrplan des Wetters zu erwarten:

Dienstag: freundlich und eher mild, wohl der ruhigste Tag der Woche.
Mittwoch: am Morgen früh Kaltfront mit Regen, später noch einigen Schnee- oder Graupelschauern bis in tiefe Lagen.
Donnerstag: zunehmend stürmischer Westwind, Regen, und am Nachmittag dann Kaltfront mit Sturmböen und Schneefall bis in tiefe Lagen. In den Bergen markanter Neuschneezuwachs.
Freitag: langsames Nachlassen der Schneefälle, dann aufgehellt.
Wochenende: Aus Norden neue Kaltfront mit Schneefall bis ins Flachland.

Warmfront am 22.12.2011

Radarloop Winterradar für die ganze Schweiz. Quelle: meteoradar

Zur Zeit herrscht richtig garstiges Wetter. Der gefallene Schnee hat sich in vielen Regionen in Matsch verwandelt und schmilzt langsam aber stetig vor sich hin. Kritisch ist es in den Bergen. Die gefallenen grossen Neuschneemengen werden durchfeuchtet und und instabil. Dadurch steigt nicht nur die Lawinengefahr, auch die Stabilität vieler Äste, Bäume und Hausdächer wird auf eine harte Probe gestellt. Zudem steigt die Gefahr von Überflutungen durch verstopfte Abläufe und übervolle Gewässer.

Wir möchten aufzeigen, wie mit unserem Produkt Winterradar abgeschätzt werden kann, wo es noch schneit und wo der Regen bereits überhand genommen hat. Der aktuelle Radarloop zeigt Niederschlag in weiten Teilen der Schweiz. Die Farbabstufung, blau/grün für Regen, und türkis/grau für Schneefall zeigt ganz klar, dass es im Flachland regnet und in den Hochalpen schneit. Aber wo liegt die Schneefallgrenze? Dazu bietet die Zoomfunktion eine gute Hilfe. Das Beispiel am Ende dieses Artikels weist darauf hin, dass der Regen in vielen Alpentälern vorherrscht, die Schneefallgrenze also deutlich in die Höhe geklettert ist. Zudem weist die blinkende braune Farbe auf Regionen mit grosser Glättegefahr hin. Das sind Regionen wo es zwar regnet, die Bodentemperatur aber weiterhin bei Null Grad liegt. Bei diesen Bedingungen ist die Gefahr von rutschigen Verhältnissen besonders hoch.

Aber die effektive Höhe der Schneefallgrenze ist auch aus der detaillierten Zoom-Karte nicht einfach herauszulesen. Genau aus diesem Grund haben wir jedem Zoom-Ausschnitt ein Höhenprofil der Lufttemperatur, Bodentemperatur und der Luftfeuchte beigefügt. Mit einem einfachen physikalischen Modell kann aus diesen Daten die mutmassliche Höhe der Schneefallgrenze berechnet werden. Dabei ist zu beachten, dass diese nicht etwa bei Null Grad liegt, sondern bei leicht positiven Temperaturen, nämlich im Mittel bei knapp über einem Grad. Die Höhe der Schneefallgrenze ist von mehreren Faktoren abhängig, u.a. von der Luftfeuchtigkeit. Es würde zu weit führen, an dieser Stelle näher auf diese Faktoren einzugehen.

Anhand mehrerer Höhenprofile (unterste Figur in diesem Blog) kann rasch abgeschätzt werden, dass es im Westen bis knapp 2000m regnet, während im Osten z.T. noch Schnee bis in tiefe Lagen fällt. In den Höhenprofilen ist der mutmassliche Bereich der Schneefallgrenze an der Höhenskala am linken Bildrand mit zwei Strichen markiert. Oberhalb des oberen Striches dürfte es schneien, underhalb des unteren Striches regnen.

Im Schweizer Sturmforum werden laufend Beobachtungen über die lokalen Verhältnisse (Schneefall oder Regen) übermittelt.
http://www.meteoradar.ch/forum/viewtopic.php?f=2&t=7975
So wird aktuell aus dem Graubünden weiterhin über intensiven Schneefall bis in tiefe Lagen berichtet, genauso wie es im Höhenprofil der Region Mittelbünden auch angezeigt wird. Man beachte aber,  dass auch 16 Höhenprofile, verteilt über die Schweiz, nicht immer genügen, um die Schneefallgrenze überall exakt wiederzugeben. Dazu ist die lokale Varibalität der Faktoren, welche die Schneefallgrenze beeinflussen, zu hoch.

Zoomloop Winterradar Zentralschweiz. Quelle: meteoradar

Sturmtief „Joachim“ 15./16.12.2011

Kaltfront vom 14.12.2011 in Bern (Foto: Fabienne Muriset)

Kaltfront vom 14.12.2011 in Bern (Foto: Fabienne Muriset)

Über dem Atlantik hat sich in den vergangenen 24 Stunden ein Tiefdruckgebiet gebildet, das sich nun markant verstärkt und in der Nacht auf Freitag bzw. am Freitag tagsüber vom Ärmelkanal über Nordfrankreich und Mitteldeutschland nach Nordpolen zieht. Über die Zugbahn sind sich die Modelle inzwischen weitgehend einig, Differenzen gibt es noch beim Kerndruck, der zwischen 960 und 975 hPa gerechnet wird. Sein Sturmfeld wird auch die Schweiz erfassen, das folgende Szenario basiert auf einem Modell mit dem tiefsten Kerndruck (worst-case-szenario):

Die ersten Anzeichen des nahenden Sturms werden in der Schweiz im Lauf des späten Donnerstagabends spürbar, wenn der Wolkenschirm der Warmfront aus Westen aufzieht und in mittleren Lagen der Wind deutlich stärker wird. In der zweiten Nachthälfte überschreiten die Windspitzen auf den Jurahöhen vereinzelt 150 km/h, im Mittelland wird ein Mittelwind von 50 km/h mit Böen bis 80 km/h erwartet. Die Böigkeit wird zunächst durch den Warmfrontregen noch gedämpft, auch können sich im Mittelland in den tiefen Lagen mitunter noch längere Zeit Kaltluftpolster halten, sodass der stürmische Wind erst später durchbricht.

Am Freitagvormittag befindet sich die Schweiz im Warmsektor. Die Schneefallgrenze steigt in der Westschweiz, wo auch die grössten Regenmengen erwartet werden, auf 1500-1800 m. Nun kommt bei einer Druckdifferenz von ca. 15 hPa zwischen Lugano und Zürich der Föhn ins Spiel. Dieser wird in den Alpentälern nur wenige Stunden, aber durchaus heftig auftreten: In den typischen Föhntälern sind Böen bis 100 km/h nicht auszuschliessen. Auf den Bergen der Alpennordseite und des Wallis sind Orkanböen bis 160 km/h aus Südwest zu erwarten.

Am Freitagmittag erreicht die Kaltfront die Nordwestschweiz und zieht im Lauf des frühen Nachmittags über die Alpennordseite hinweg. Der Regen verstärkt sich schauerartig und spätestens jetzt brechen die Böen in voller Gewalt bis in die Niederungen durch. Es ist verbreitet mit Böen von 80 bis 100 km/h zu rechnen, an exponierten Lagen kann es durchaus auch mehr sein.

Von kurzen Aufhellungen am Nachmittag darf man sich nicht täuschen lassen: Am frühen Abend zieht eine zweite Front durch und kann noch mal Böen bis 110 km/h in die Niederungen bringen, dies vor allem in der Nordschweiz. Nun ist der Weg frei für die Kaltluft, welche die Schneefallgrenze in den Abendstunden bis in die Niederungen sinken lässt.

In der Nacht auf Samstag ziehen immer wieder Schneeschauer durch, am Alpennordrand und im Jura schneit es auch länger anhaltend. Bis Samstag früh können im Mittelland örtlich um 5 cm, in den Voralpen und im westlichen Jura bis zu 30 cm Schnee zusammenkommen. In den Westalpen oberhalb von 2000 m, wo der gesamte Niederschlag des Tiefs „Joachim“ als Schnee fällt, ist ein Neuschneezuwachs von bis zu 150 cm möglich. Entsprechend steigt hier die Lawinengefahr.

Auf der Rückseite des Tiefs wird es am Wochenende winterlich: Immer wieder ziehen Schneeschauer durch, welche vor allem am Samstag noch von stürmischen Böen begleitet werden. Bei Tageshöchsttemperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt kann sich dabei auch in tiefsten Lagen eine dünne Schneedecke bilden.

Vertiefte Diskussionen, Karten etc. im Sturmforum unter http://www.meteoradar.ch/forum/viewtopic.php?f=2&t=7957&start=70

Stürmische Kaltfront am 5. Dez. 2011

In der kommenden 2. Nachthälfte wird eine aktive Kaltfront mit starken Niederschlägen, sinkender Schneefallgrenze und Sturmböen erwartet. Die Wetterdienste prognostizieren mehr oder weniger übereinstimmend Böenspitzen bis 90 km/h im Flachland, resp. 110 km/h in erhöhten Lagen, im Jura und in den östlichen Voralpen. Lokal können diese Grenzwerte auch überschritten werden.

Allerdings sind diese Prognosewerte nach wie vor mit einer beträchtlichen Unsicherheit behaftet. Der Grund hierfür liegt in einer sich verstärkenden Randwelle im Bereich der Kaltfront. Je nach der effektiven Stärke dieser Welle bei der Passage in der kommenden Nacht können die effektiven Böenspitzen schwächer, oder auch stärker sein als aktuell erwartet. Im Schweizer Sturmforum
http://www.meteoradar.ch/forum/viewtopic.php?f=2&t=7950
wird zur Zeit das Auf und Ab der Modellprognosen anhand von Beispielkarten gezeigt und diskutiert.

Aktuell sind die Temperaturen im Flachland mit 11-12 Grad durchaus im frühlingshaften Bereich, siehe den Ausschnitt Donnerradar mit eingeblendeter Bodentemperatur. Dies dürfte sich in den kommenden 2 Tagen gründlich ändern. Mit der Passage des Kaltlufttroges sind am Dienstag tagsüber z.T. kräftige Schauer mit Graupel oder Schneeflocken bis ins Flachland zu erwarten.

Ausschnitt Radarbild Donnerradar Zoom mit eingeblendeten Temperaturwerten (grüne Felder)

 

 

Etwas Regen in Sellenbüren/Stallikon

Regenmessung Sellenbüren

Regenmessung Sellenbüren
Quelle: meteoradar

 

Früher als erwartet gab es in Sellenbüren den ersten Regen nach langer Trockenheit. Der Boden ist nass, und der Wäge-Regenmesser registrierte ab ca. 06:00 bis 07:40 Uhr 0.23 mm Niederschlag. Das ist bestimmt keine berauschende Regenmenge. Aber dies kann genügen, um lokal den unterkühlten Boden in eine gefrorene rutschige Fläche zu verwandeln. Wie das aktuelle Temperaturprofil in der Ostschweiz anzeigt, ist diese Gefahr klein aber nicht ganz auszuschliessen.

Auffallend ist auch, dass vom Niederschlag im Radarloop nichts aber auch gar nichts zu sehen war. Die Erklärung hierfür dürfte wiederum im Temperatur/Feuchteprofil zu suchen sein. Dieses zeigt in niederen Schichten eine praktisch mit Feuchte gesättigte Luftmasse. Es ist immer noch die Luftmasse, welche uns den Hochnebel/Nebel der letzten Tage bescherte. Ich vermute, dass sich der Niederschlag hieraus entwickelte. Da die Temperatur in dieser Schicht weiterhin im positiven Bereich liegt, kommt als Prozess zur Niederschlagsbildung eigentlich nur die sog. Koaleszenz von Nebeltröpfchen in Frage, also das Zusammenfliessen von Nebeltröpfchen zu Regentropfen. Die ausfallenden Regentröpfchen blieben wahrscheinlich so klein, dass sie vom Radar nicht erfasst wurden.

Zur Zeit kann nicht beurteilt werden, ob diese Annahme korrekt ist. So oder so bleibt die Frage offen, inwiefern die aktuell durchziehende schwache Störung die Niederschlagsbildung gefördert hat.

Radarloop

Loop Donnerradar 3D. Quelle: meteoradar

Temperaturprofil

Höhenprofil Temperatur/Feuchte Quelle: meteoradar

Trockenheit im November

Der November 2011 blieb in den meisten Teilen der Alpennordseite weitgehend ohne Niederschlag. Der letzte nennenswerte Regen fiel am 19. Oktober. Die anhaltende Trockenheit führt bereits zu ersten Problemen. So wird in Teilen des Juras das Trinkwasser knapp, Bäche trocknen aus, es herrscht Waldbrandgefahr und nicht zuletzt fehlt in den Bergen der Schnee.

Die Trockenheit ist aussergewöhnlich, jedoch nicht einzigartig. Herbsttrockenheit kam auch in früheren Jahren bereits vor. Gemäss Aussage Meteoschweiz fielen in den letzten 3 Jahrzehnten in Zürich in sieben, in Basel in acht, in Davos in 10 und in Sion sogar in 17 Jahren ähnlich wenig Niederschlag.

Auffallend ist jedoch die Häufung von trockenen Witterungsabschnitten im Frühling und Herbst der letzten Jahre. War doch der April 2011 ebenfalls schon geprägt von anhaltender Trockenheit. Die Aprilmonate 2007, 2009 und 2010 waren ebenfalls von Niederschlagsmangel beherrscht.

Der November ist als neblig trüber Monat bekannt. Doch dieses Jahr scheint auch im Mittelland an etlichen Tagen die Sonne. Grund dafür ist ebenfalls die Trockenheit. Durch die trockenen Böden gelangt weniger Feuchtigkeit in die Luft und die Luft ist zu trocken um Bodennebel auszubilden. Zusätzlich waren Bisenlagen bisher rar, die sonst ebenfalls Hochnebel bringen. Besonders sonnig war es in den Bergen. So hat die Summe der Sonnenstunden auf dem Säntis im September jene vom Juli diesen Jahres bereits deutlich überschritten.

Grund für die stabile Wetterlage ist ein sogenanntes Omegahoch über dem europäischen Festland. Atlantische Störungen werden von ihm abgeblockt. Eine Eigenschaft dieser Wetterlage ist, dass sie meist sehr stabil ist. Das Hoch kann bis zu mehreren Wochen fast stationär verharren.

Eine grundlegende Änderung der Wetterlage ist bisher nicht in Sicht. Am kommenden Mittwoch könnte vereinzelt Niederschlag fallen, doch werden danach wieder mehrheitlich trockene Verhältnisse herrschen.

ANAPROP (anomalous propagation)

Winterradarbild mit Störechos

Winterradarbild mit Störechos Quelle: meteoradar

Zur Zeit sind im Winterradarbild immer wieder Radarechos im westlichen Jura zu beobachten. Das zugehörige Temperaturprofil zeigt eine gut ausgeprägte Temperaturinversion auf knapp über 1’000 m Höhe. Das Rohbild der MeteoSchweiz zeigt auf, dass der Albis-Radar die Echos im Jura registriert (der Radar La Dole ist heute in Wartung).  Es besteht kaum ein Zweifel, dass der Radarstrahl in dieser Inversionsschicht so gekrümmt wird, dass das Signal schliesslich auf die Jurahöhen auftrifft.

Eine einfache schematische Skizze soll dies illustrieren, siehe am Ende dieses Beitrages. Es handelt sich nicht um eine Spiegelung, wie man sich das vorstellt, wenn ein schräg aufsteigender Strahl auf eine Inversionsschicht trifft. Vorbedingung für die Krümmung ist ein flacher Strahl, welcher praktisch parallel zur Inversionsschicht in diese hineinstösst. Dann kann es zur Krümmung kommen, welche dann etwa der Krümmung der Erdoberfläche entspricht. Wichtig ist also die Höhe der Inversionsschicht. Diese sollte sich etwa auf der Höhe der Radarstation oder nur wenig darüber befinden. Eine Inversion auf 2’000 m Höhe wird das Radarbild des Albis Radars kaum gross stören, da die Radarstation auf knapp unter 1’000 m liegt. Die Inversion sollte also, wie im vorliegenden Fall, auf etwa 1’000 m Höhe oder allenfalls knapp darüber liegen. Wenn die Inversion höher liegt, so gegen 2’000 m Höhe, dann sind bei den Radarstationen La Dole und Monte Lema Störechos zu erwarten. Diese beiden Stationen liegen höher als der Albis Radar, nämlich auf etwa 1’600 m Höhe.

Selbstverständlich versucht man, mit geeigneten Filtertechniken die Störechos durch ANAPROP zu eliminieren. Das ist nicht so einfach, weil die Störungen oft in grosser Distanz zur Radarstation (> 100 km) auftreten. In diesen Distanzen sind die Echos kleinräumigen Schauerechos durchaus ähnlich, so dass eine Filterung auch die Erfassung von Niederschlag beeinträchtigen kann.

Referenzen:
http://en.wikipedia.org/wiki/Anomalous_propagation
http://radar-info.fzk.de/Html/Anaprop.html

Vertikalprofil Temperatur Jura, Quelle: meteoradar

 

Rohbild Radar Albis, Quelle: MeteoSchweiz

 

Illustration der "anomalous propagation"