Sturm-, Gewitter- und Schneevorschau 11.-17.01.2016

Prognostizierte Windstärke in rund 1400 m Höhe am Donnerstagmorgen, 14.01.2016

Prognostizierte Windstärke in rund 1400 m Höhe am Donnerstagmorgen, 14.01.2016

Der Titel lässt es bereits erahnen: Es scheint so, als wolle das Wetter in der kommenden Woche all dies nachholen, was es im hochdruckdominierten Dezember verschlafen hat. Für den Ausgleich der Trockenheit wurde bereits in den letzten zehn Tagen gesorgt, wenn auch nicht zur Freude der mittelhohen Skigebiete, welchen der Vollwaschgang bis in Höhen von 2000 m einen beträchtlichen Teil des zuvor gefallenen Schnees wieder runtergespült hat. Im Gegenzug haben die Turbinen der Flusskraftwerke mal wieder etwas Arbeit und dem Grundwasserspiegel dürfte die aktuelle Regenphase ebenfalls zugute kommen. Doch die eine Frage brennt nach der bereits verstrichenen ersten Winterhälfte nach wie vor unter den Nägeln: Wann sinken auch endlich mal die Temperaturen in den jahreszeit-üblichen Bereich? Nun, dem kann bald abgeholfen werden. Fragt sich nur, für wie lange…

Betrachten wir zunächst die grossräumige Wetterküche, die uns den spannenden Mix der nächsten Woche bescheren soll:

20160110-blog2Ein umfangreicher Tiefdruckkomplex mit Zentrum über den Britischen Inseln figuriert als Steuerzentrum. Auffällig ist die markante Luftmassengrenze zwischen kalter Polarluft (blau) und milder Subtropenluft (gelb bis grün), die schnurgerade über den Atlantik auf den Alpenraum zielt. Entlang dieser Polarfront entstehen immer wieder Wellen und Randtiefs und sorgen bei uns für wechselhaftes, sehr nasses und zeitweise stürmisches Wetter. Im Fachjargon nennt man diese Grosswetterlage „südliche Westlage“ Ws, nicht zu verwechseln mit der Südwestlage SW. Sie tritt recht selten und dabei fast ausschliesslich im Winter auf, wenn sie sich mal nicht gerade in den Hochsommer 2014 verirrt 😉

Eine erste schwache Welle überquert uns am Sonntagabend, die zweite – etwas stärkere – folgt am Montag. Deren Warmsektor lässt am Montagvormittag noch mal kurz den Föhn aufleben, die eine oder andere stürmische Böe in den Föhntälern ist zu erwarten. Dabei steigt die Schneefallgrenze noch mal kurzzeitig auf 1600 m an. Bereits gegen Mittag folgt die Kaltfront, und die Schneefallgrenze sinkt bis zum Abend auf etwa 700 m. Interessant ist jedoch, dass die Höhenkaltluft schneller vorankommt als die Bodenkaltfront (ein Umstand, den man sich mal im Sommer wünschen würde), sodass die Luftschichtung sehr instabil wird. Dabei nimmt der Niederschlag am Nachmittag zusehends konvektiven Charakter an und bringt teils kräftige Schauer und einzelne Gewitter. Der Höhenwind kann dabei gut in die Niederungen heruntergemischt werden, sodass im Flachland mit Böen von etwa 80 km/h zu rechnen ist. In erhöhten und exponierten Lagen sind Böen um 100 km/h möglich.

Wir verbleiben auch am Dienstag in dieser labil geschichteten Rückseitenluft, wobei sowohl Höhen- wie Bodentemperaturen zurückgehen, der Spread aber noch etwas zunimmt. Daraus resultiert am Dienstag sehr unbeständiges Schauerwetter, dabei ist mit Graupel und Schneeflocken bis in tiefe Lagen zu rechnen. Nach wie vor können Blitz und Donner mit von der Partie sein, und die Wahrscheinlichkeit für teils schwere Sturmböen bleibt bestehen. Die Windkarte zeigt zwar nur ein mässig starkes Sturmfeld, doch die Böigkeit ist durch die Schauertätigkeit sehr hoch:

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Am Mittwochvormittag schneit es entlang des Alpennordhangs noch bis in tiefe Lagen, danach nähert sich von Westen her ein Zwischenhoch und sorgt für eine Wetterberuhigung. In der Nacht auf Donnerstag klart es verbreitet auf, sodass die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen.

Dies ist keine gute Nachricht für alle Pendler, denn am Donnerstagmorgen erreicht uns aus Westen die Warmfront des nächsten Randtiefs. Zunächst fällt Schnee bis in die tiefsten Lagen, der aber bis in Höhen von etwa 1200 m in Regen übergeht. Der Mix aus gefrorenen Böden, frischem Schnee und Übergang in Regen birgt durchaus das Potenzial für ein grösseres Verkehrschaos. Mit der am Mittag folgenden Kaltfront mischt es dann auch wieder Sturmböen bis ins Flachland herunter. Dabei darf der Hinweis nicht fehlen, dass ein derart kleinräumiges Tief auf vier Tage hinaus noch sehr unsicher bezüglich Intensität, genauer Zugbahn und Timing zu prognostizieren ist:

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Auf der Rückseite dieses Tiefs dreht der Wind auf Nordwest und es fliesst erstmals (zumindest für den westlichen Teil) in diesem Winter echte Polarluft bis zu den Alpen. Die Schneefallgrenze sinkt bis in die tiefsten Lagen und am Alpennordhang dürfte dabei noch eine ordentliche Schneedecke zustande kommen. Inwiefern dies auch für das Mittelland zutrifft, ist noch sehr unsicher. Dies hängt stark davon ab, wie rasch der Hochdruckeinfluss von Westen her zunimmt. Klar ist aber, dass die eingeflossene Polarluft für die ersten strengen Nachtfröste bis über das Wochenende hinaus sorgt. Wie lange die winterliche Phase anhält, ist noch sehr unsicher:

20160110-blog5Entscheidend ist das Gerangel um die besten Plätze über dem Nordatlantik. Dabei spielt das subtropische Tief bei den Azoren wohl das Zünglein an der Waage. Es steuert auf seiner Vorderseite sehr milde Luft nach Norden und fördert damit den Aufbau eines Höhenrückens, der uns für einige Tage von der Westwindzirkulation abschotten soll. Nicht klar ist, wie sich das zugehörige Bodenhoch verhält. Die Variante des gezeigten amerikanischen Modells sieht eine rasche Verlagerung nach Osten vor, die Folge wäre die Grosswetterlage Hoch über Mitteleuropa mit trockenem, aber bodenkaltem Wetter mit strengen Nachtfrösten. Diese Variante öffnet jedoch nach etwa fünf Tagen die Tür für mildere Luftmassen aus Südwest. Etwas nachhaltiger in Sachen Winterwetter ist die Variante des europäischen Modells, denn es lässt das Hoch über den Britischen Inseln verharren, womit wir in eine länger anhaltende Nordströmung geraten. Auch dabei würde in den West- und Zentralalpen kein Schneenachschub mehr folgen, doch die Kältephase würde etwas länger dauern und hätte bei einer Verlagerung des Hochs in Richtung Skandinavien das Potenzial für eine sehr kalte und länger dauernde Ostlage. All dies ist Spekulation und es gilt somit abzuwarten, wie sich die Druckgebilde am nächsten Wochenende positionieren.

Sturmvorschau 20.-26.11.2015

Fertig sünnle im Martinisommer! Am Sonntag herrscht an dieser Stelle tiefster Winter.

Fertig sünnele im Martinisommer! Am Sonntag herrscht an dieser Stelle tiefster Winter.

Zwei lange Monate der Ereignislosigkeit in der Wetterküche (nimmt man den lästigen Kaltlufttropfen Mitte Oktober mal aus) neigen sich dem Ende zu – höchste Zeit also, die Meteorologen aus den wohlverdienten Herbstferien zurückzurufen! 😉 Längere Hochdruckphasen gehören zwar zum normalen Repertoire eines Herbstes, eine derart lange und vor allem extrem milde Hochdruckphase – zuletzt unterstützt durch zunehmenden Westwind – kommt jedoch selten vor. Umso interessanter ist die nun bevorstehende Umstellung der Grosswetterlage, markiert sie doch einen extremen Wechsel von der herbstlichen zur winterlichen Zirkulation der Nordhemisphäre. Hier sei allerdings gleich vorausgeschickt, dass die Nachhaltigkeit dieser Umstellung noch sehr umstritten ist. Zeigen doch die beiden führenden Modelle EZ und GFS völlig unterschiedliche Lösungen zum Ende der nächsten Woche, was die Entwicklung über dem Nordatlantik betrifft und somit auch, ob die Nordlage bei uns länger anhält oder ob sich der milde Westwind schon bald wieder zurück meldet.

Um die markante Umstellung der Wetterlage nachvollziehen zu können, lohnt sich ein Blick in die Höhenwind-Karten des Nordatlantiks vom Freitag:

20151118-blog2Aktuell liegt Europa immer noch im seit bald zwei Wochen bestehenden Westwindgürtel, der sich allerdings in den letzten Tagen kontinuierlich nach Süden verschoben und zunehmend das ruhige Hochdruckwetter im Alpenraum verdrängt hat. Der über den zentralen Nordatlantik direkt auf Europa gerichtete Jetstream sieht völlig gesund aus und würde eine Fortsetzung des wechselhaften und milden Westwindwetters erwarten lassen. Das kleine, unscheinbare Hoch zwischen Neufundland und Grönland hat allerdings etwas dagegen: Es ist das Produkt der sehr milden Vorderseite eines markanten Ausbruchs von Polarluft auf den amerikanischen Kontinent. Es nimmt in der Folge eine Verbindung mit dem Azorenhoch auf und kappt somit die direkte Westwindzirkulation über den Nordatlantik. Der Jetstream muss sich einen neuen, viel weiter nördlich liegenden Weg suchen und bricht dann über Island nach Süden aus: Unsere Nordlage und somit der Wintereinbruch ist geboren.

Bevor der Nordwind jedoch die Oberhand gewinnt, dreht der Westwind bei uns noch mal richtig auf:

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Luftmassen- und Frontenanalyse von Freitagvormittag. Die eigentliche Polarluft (violett) bringt uns das Randtief, das sich noch über Schottland befindet, erst am Samstag.

An der ersten Luftmassengrenze, welche die sehr milde Subtropenluft (gelb-hellgrün) von gemässigter Polarluft (hellblau) trennt, entwickelt sich über Nordfrankreich eine Welle, die seit Tagen je nach Modell und Lauf mal schwächer, mal stärker als eigenständiges Randtief gerechnet wird. Die oben gezeigte Version gehört zu den moderateren, bei welcher der Kerndruck über Süddeutschland am Freitagnachmittag 1005 hPa betragen soll. Andere Modelle wie etwa das englische UKMO gehen von einem Kerndruck von 1002 hPa aus, das deutsche ICON sieht ebenfalls 1002 hPa, aber noch deutlich südlicher direkt am Alpenrand. Die exakten Auswirkungen bezüglich Positionierung, Stärke und Dauer des Sturmfeldes sind daher auch zwei Tage vor dem Ereignis noch nicht restlos geklärt. Sicher ist, dass auf den Bergen verbreitet mit Orkanböen über 120 km/h zu rechnen ist, die exponiertesten Gipfel können durchaus auch 150 km/h und mehr aufweisen. Die Windspitzen in den Niederungen dürften zwischen 70 und 90 km/h liegen, was zugegebenermassen eine grosse Spannweite darstellt. Jedenfalls liegt man auf der sicheren Seite, wenn man zuvor lose Gegenstände sichert und sich am Freitag von Wäldern und morschen Bäumen fernhält.

Nicht zu vernachlässigen ist der Niederschlag, der aufgrund der schleifenden Front und den Weststau-Effekten sowie der Tatsache, dass wir wahrscheinlich bis Samstag früh auf der warmen Seite verbleiben werden, recht ergiebig ausfällt. Die ersten 50 bis 80 mm werden bis Freitagnacht unterhalb von 1800 bis 2000 m als Regen fallen, erst ab Samstagmorgen sinkt die Schneefallgrenze dann allerdings recht rasch bis in tiefe Lagen, wobei die Intensität des Niederschlags vor allem im Mittelland deutlich nachlässt.

Im Lauf des Samstags bildet sich über Norditalien ein Leetief, das die Bodendruck-Differenz zwischen Nord und Süd markant vertieft. Unterstützt von dem auf Nordwest drehenden Höhenwind wird in den Tälern der Alpensüdseite stürmischer Nordföhn auftreten. Auch nördlich der Alpen bringt das zweite Randtief am Abend noch mal stürmische Böen aus Nordwest. Im Nordstau der Alpen schneit es jetzt bis in die Niederungen, wenn auch mit nachlassender Intensität. Im Flachland ist bis Sonntagabend immer wieder mit kräftigen Schneeregen- und Graupelschauern zu rechnen, auch Gewitter liegen im Bereich des Möglichen.

In der Folge drehen weitere Randtiefs ihre Runden um den mitteleuropäischen Trog und bringen uns am Montag und Dienstag abwechslungsreiches, winterliches und zeitweise windiges Winterwetter. Genaue zeitliche Abläufe sind aufgrund der kleinen Strukturen in der Tiefabfolge noch nicht festzulegen. Sollte eine ruhigere Phase auf die Nachtstunden fallen, kann es zu den ersten empfindlichen Frösten der Saison kommen.

Sturmvorschau 16.-17.09.2015

Position von "Henri" in der Nacht auf Mittwoch. Der ehemalige Tropensturm wird in die zyklonale Strömung vom Zentraltief über den Britischen Inseln aufgenommen

Position von „Henri“ in der Nacht auf Mittwoch. Der ehemalige Tropensturm wird in die zyklonale Strömung vom Zentraltief über den Britischen Inseln aufgenommen

Der September ist der April des Herbstes – man weiss nie was man bekommt, oft auch wenige Tage zuvor nicht. Zwischen spätsommerlichen, in Ausnahmefällen sogar hochsommerlichen Phasen und frühen Wintereinbrüchen liegen oft nur wenige Tage. Vermeintlich beständige Grosswetterlagen können innerhalb kürzester Zeit völlig umschlagen, sicher geglaubte Mittelfristprognosen am nächsten Tag bereits wieder Makulatur sein. Nicht selten haben dabei ehemalige Tropenstürme ihre Hand im Spiel. Nämlich dann, wenn sie über dem Atlantik in die Westwinddrift aufgenommen werden und zwar als normale Tiefs, oft aber mit einem Rest tropischer Luftmasse im Schlepptau die Temperaturgegensätze auf geringer Distanz verstärken und damit eine schwierig zu prognostizierende Kettenreaktion in Gang setzen. Ein solches Szenario, verursacht durch den ehemaligen Tropensturm „Henri“ (der entgegen anders lautenden Berichten nie ein Hurrikan war), bestimmt in den nächsten Tagen unser Wettergeschehen.

Das seit Tagen stationär über den Britischen Inseln rotierende Zentraltief bindet den ehemaligen Tropensturm „Henri“ in der Nacht auf Mittwoch in seine zyklonale Strömung (gegen den Uhrzeigersinn) ein. Man erkennt in der Karte oben gut die tropische Luftmasse, die als rote Schleppe in das Tief gesogen wird, während auf der Rückseite des Zentraltiefs polare Luftmassen (blau) aus Norden einfliessen. Die dadurch entstehenden markanten Temperaturgegensätze von über 15 Grad auf engem Raum lassen das Tief erneut erstarken. Sobald es auf die Trogvorderseite gelangt, befindet es sich zusätzlich unter dem divergierenden Jetstream. Vereinfacht gesagt, strömt dort in rund 9 km Höhe die Luft auseinander und saugt Luft von unten nach, am Boden vertieft sich der Druck weiter. GFS zeigt für Mittwochnachmittag einen Kerndruck von 982 hPa über dem Ärmelkanal, die meisten anderen Modelle gehen sogar leicht unter 980 hPa. Bei gleichzeitig hohem Druck südöstlich der Alpen entsteht ein starkes Luftdruckgefälle: Föhn stellt sich ein.

20150915-blog2Die Windkarte vom Mittwochnachmittag zeigt die Südströmung in rund 1400 m Höhe über die Alpen sehr deutlich. Der Modellwind wird zu schwach dargestellt, weil das Gebirge in die modellierte Fläche hineinragt. Die gezeigten Windstärken westlich und östlich der Alpen geben die realen Verhältnisse wider, die auch über den Alpen herrschen, ja dort durch Überströmungs- und Kanalisierungseffekte lokal sogar stärker sein können. Mit orkanartigen Böen (um 110 km/h) ist in den typischen Föhntälern zu rechnen, gegen Abend kann der Föhn stellenweise sogar ins benachbarte Mittelland bzw. Alpenvorland ausgreifen. Die Temperaturen steigen dabei lokal bis maximal 28 Grad. Durch den starken Höhenwind und die feuchte Luftmasse ist damit zu rechnen, dass sich kein „sauberer“ Föhn einstellt, also immer wieder dichte Wolkenpakete über die Alpen geblasen werden und Regen zeitweise über den Alpenhauptkamm drüber schwappt.

Am Donnerstagmittag erreicht die Kaltfront die Schweiz und der Föhn bricht hier am Nachmittag zusammen. Bodennah ist mit starkem Westwind zu rechnen, dabei werden stürmische Böen bis in die Niederungen gemischt:

20150915-blog3Die Bodenkaltfront eilt dabei der Höhenkaltluft weit voraus, diese erreicht die Schweiz erst in der Nacht auf Freitag. Somit wird es nur schwer zu konvektiven Umlagerungen kommen, gewittrige Einsprengsel in den durchaus kräftigen Regen bilden also die Ausnahme. Da sich das Zentraltief über den Britischen Inseln nur sehr langsam nach Osten bewegt und der jetzt als Randtief agierende „Henri“ nach Norden zieht, bleibt die Front über der Schweiz und Westösterreich stehen. Die Druckwelle am Boden beendet zwar im bayerisch-österreichischen Alpenvorland die kurze Hitzewelle (im Raum Wien bis zu 33 Grad), Niederschlag kommt hier aber nur wenig an.

20150915-blog4Die Niederschlagssummenkarte bis Freitagnacht zeigt eine für die Grosswetterlage „Tief Britische Inseln“ typische Verteilung mit nach Nord bis Nordost ziehenden Fronten und einem trockenen Osten. Erst mit der langsamen Verlagerung des Trogs nach Mitteleuropa wird es am Wochenende auch im Osten nass, während der Westen dann bereits unter steigendem Bodendruck in eine trockenere und deutlich kühlere Nordwest- bis Nordströmung gelangt und bei nächtlichem Aufklaren mit dem ersten Bodenfrost auch in tieferen Lagen rechnen muss. Wie schnell sich das sich über Mitteleuropa einnistende Tief auffüllt, ist derzeit noch nicht klar. Die Temperaturverhältnisse über dem Atlantik lassen aber eine rasche Regenerierung der alten Grosswetterlage als wahrscheinlich erscheinen. Möglicherweise spielt sich das Szenario also bereits in einer Woche nochmal ziemlich ähnlich ab – diesmal allerdings ohne tropischen Einfluss und daher auch etwas weniger turbulent.

Blick in die Glaskugel in einer Woche: Ein neues Britentief könnte sich einnisten.

Blick in die Glaskugel in einer Woche: Ein neues Britentief könnte sich einnisten.

Gewittervorschau 13.-20.08.2015

Der Hochsommer verabschiedet sich würdig: Eindrückliche Strukturen bis hin zu Superzellen sind wahrscheinlich

Der Hochsommer verabschiedet sich würdig: Eindrückliche Strukturen bis hin zu Superzellen sind wahrscheinlich

Das Jahr 2015 scheint zu jenen zu gehören, in denen sich der Hochsommer peinlich genau an den Kalender hält. Der Witterungsabschnitt mit den wiederholt heissen Phasen hat exakt zum Monatswechsel Juni/Juli begonnen und endet Mitte August – ein Paradebeispiel für die bekannte Siebenschläfer-Regel, auf deren Bilanz nächste Woche im fotometeo-Blog näher eingegangen werden soll. Eine solche Einleitung kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir uns an diesem Wochenende vom Hochsommer verabschieden müssen und nun definitiv der Spätsommer Einzug hält. Dieser markante Wechsel geht mit einer deutlichen Änderung des bisherigen Grosswetterlagen-Musters einher: Das permanente West- bis Südwestregime der letzten Monate endet und macht erstmals seit Mitte März wieder mal einer Ostwetterlage Platz.

Die grossräumige Umstellung ist anhand der Höhenwindkarten in rund 5500 m gut zu erkennen: Das blockierende Osteuropa-Hoch wird von der atlantischen Westströmung südlich umfahren und zieht sich nach Skandinavien zurück. Die warme Höhenströmung, zunächst aus Süd, später Südost, wird nach Osten abgedrängt, wobei sich eine scharfe Luftmassengrenze entlang einer Tiefdruckrinne von der Nordsee zu den Ostalpen ausbildet:

20150813-blog2Der dafür verantwortliche Trog über Westeuropa liegt am Donnerstag mit seinem Tiefdruckkern über der Biskaya und wird im Lauf des Wochenendes von einem weiter nördlich nach Osten vorstossenden Atlantiktrog eingefangen. Dadurch kommt das Tief mit seinem komplizierten Frontensystem kaum noch weiter östlich voran. Am Donnerstagabend überquert uns erst mal eine vorlaufende Konvergenz (in der Ostschweiz Föhn über Bise, im Westen Südwestwind):

Da nach Nordosten ziehende Biskayatief mit mehreren Fronten am Donnerstagabend (schwarz = vorlaufende Konvergenz; rot = Warmfront; blau = Kaltfront; violett = Okklusion

Das nach Nordosten ziehende Biskayatief mit mehreren Fronten am Donnerstagabend (schwarz = vorlaufende Konvergenz; rot = Warmfront; blau = Kaltfront; violett = Okklusion

Gewitter bilden sich in der trockeneren Föhnluft der Ostschweiz wohl nur vereinzelt. Westlich der für diese Wetterlage typischen Grenze Hohgant-Napf kommt es hingegen verbreiteter zur Auslöse, wobei die Schwerpunkte über den Savoyer und Waadländer Alpen sowie im Hochjura liegen. Ein sich daraus bildender Cluster könnte am Abend in der Westschweiz einen Coldpool bilden, der durchs Mittelland nach Osten ausbricht und mit böigem Wind die untere Luftschichtung stabilisiert. Die Westhälfte der Schweiz muss mit unwetterartigen Entwicklungen rechnen, grösserer Hagel ist ebenso wahrscheinlich wie exzessiver Regen und verbreitete Sturmböen.

In der Nacht auf Freitag und am Freitagmorgen ist es vorübergehend ruhig. Mit dem Übergreifen der Kaltfront auf die Schweiz ist ab den Mittagsstunden aber erneut mit heftigen Gewittern zu rechnen, welche mehrheitlich von Süden nach Norden ziehen, diesmal aber deutlich weiter nach Osten ausgreifen als noch am Donnerstag. Wahrscheinlich bleibt es nur im äussersten Osten unter Föhneinfluss länger trocken, am späteren Abend treffen die Gewitter auch hier ein. Damit einher geht ein deutlicher Temperatursturz: Zeit, dem Hochsommer 2015 good bye zu sagen…

Am Samstag liegt die Schweiz mit Ausnahme der Alpensüdseite bereits vollständig in der Kaltluft, aber noch im Einflussbereich des Trogs. Die in der Karte oben eingezeichneten Okklusionsfronten schwenken über uns hinweg nach Norden und sorgen noch verbreitet für kräftige Regengüsse, vereinzelt kann noch mal Blitz und Donner mit dabei sein. Gegen Abend sollte sich das Wetter von Westen her zumindest im Flachland beruhigen, besonders am Alpennordhang regnet es aber wohl auch noch bis in den Sonntag hinein. Dabei dürfen wir wieder mal die Schneefallgrenze erwähnen: Sie sinkt in den Westalpen, wo die kälteste Luft gerade noch hinreicht, am Sonntagmorgen auf rund 2000 m, in den Südalpen verbleibt sie um oder sogar über 3000 m.

Mit der Drehung des Bodenwindes auf östliche Richtungen drückt die schwül-warme Luft von Osteuropa langsam wieder zurück nach Westen und sorgt so auch in der Schweiz vor allem am Dienstag noch mal für erhöhte Gewittergefahr. Wie sich die Luftmassengrenze in der Folge genau präsentieren wird, ist noch sehr unsicher. Ein Ost-West-Gefälle dürfte aber bestehen bleiben, fragt sich eben nur, ob die Schweiz mehr auf die eine oder andere Seite zu liegen kommt. Jedenfalls bleibt es unbeständig mit erhöhter Anfälligkeit für Schauer und Gewitter im Tagesgang, aber wohl kaum mehr mit heftigen Entwicklungen. Die Temperaturen pendeln sich auf gemässigtem Spätsommerniveau ein, können aber unter längerem Frontalregen nach der langen Hitzeperiode schon als recht herbstlich empfunden werden. Etwas scheint jedoch gesichert zu sein: Das Thema Trockenheit dürfte sich allmählich erledigen.

Gewittervorschau 07.-13.08.2015

Die Sauna kehrt zurück...

Die Sauna kehrt zurück…

Nach einer wohlverdienten Ruhepause (lediglich der letzte Dienstag vermochte ganz im Osten der Schweiz noch für etwas Spannung zu sorgen) lohnt sich diesmal wieder ein genauerer Blick auf die Wetterentwicklung der nächsten Tage. Wer hier allerdings der Weisheit letzter Schluss zu finden hofft, wird enttäuscht werden: Zu komplex ist die Lage mit einem Abtropfprozess und verschiedenen kleinräumigen Randtiefs, die erfahrungsgemäss zu Eskapaden neigen und innerhalb weniger Stunden ein sicher geglaubtes Szenario völlig neu aufmischen können. Es kann also einmal mehr nur auf das Potenzial möglicher Entwicklungen eingegangen werden, der genaue Ablauf ist dann einzig anhand der Nowcasting-Werkzeuge im jeweiligen Tagesverlauf absehbar.

Ein Blick auf die allgemeine Lage offenbart rasch das Dilemma sämtlicher Prognostiker zwischen Costa Blanca und Timmendorfer Strand:

20150807-blog2Ein sich aus Westen nähernder Trog wird durch eine Hochdruckbrücke zwischen dem Azorenhoch und dem Hoch über Osteuropa auseinander gerissen. Der südliche Teil tropft über Frankreich Richtung westliches Mittelmeer ab, der nördliche Teil vertschüsst sich zur Ostsee. Die damit verbundene Kaltfront sollte nach den Karten der letzten Tage noch über uns hinwegziehen, verwellt aber nach aktuellstem Stand über Ostfrankreich, sodass der Alpenraum vollständig in der schwül-heissen Luftmasse verbleiben soll. Dabei stellen sich gleich mehrere Fragen: Wie verläuft die genaue Zugbahn der kleinen Tiefs und wie rasch schliesst sich die Hochdruckbrücke, bzw. wie wirkt sich diese auf den Rest der verwellenden Front aus? Und vor allem: Was für Schweinereien stellt die Eigendynamik der in der schwülen Luftmasse entstehenden Cluster an?

Am Freitagabend ist noch nicht allzu viel zu erwarten. Der Deckel des starken Höhenrückens über uns hält vorerst dicht, das eine oder andere Hitzegewitter irgendwo über den Hochalpen ist aber nicht völlig auszuschliessen. Am besten stehen die Chancen dafür südlich des Alpenhauptkamms.

Spannend wird es ab Samstagvormittag: Wie nahe ziehen allfällige Cluster, welche die Nacht in Frankreich überlebt haben, durch die Burgunder Pforte nordostwärts? Die verschiedenen Modelle haben alle möglichen Varianten parat, von gar nichts über zu weit weg bis nah genug, um einen vormittäglichen Joran auszulösen, ist alles möglich. Variante Joran würde bedeuten, dass die eingeflossene bodennahe Kaltluft Entwicklungen im Jura nahezu verunmöglicht und einzig die Voralpenschiene am Nachmittag richtig zündet. Andernfalls ist die Auslöse am Jura, später an den Voralpen mit einem möglichen Zusammenschluss über dem Mittelland zu einem gewaltigen Cluster (MCS) denkbar. Ein weiteres Zünglein an der Waage wird die Sonneneinstrahlung am Samstag spielen. Jedenfalls sind heftige Gewitter entlang des gesamten Alpennordhangs wahrscheinlich. Je weiter weg von den Alpen, umso unsicherer ist die Lage. Aus Erfahrung ist die Möglichkeit durchaus gegeben, dass sich die gegenseitige Beeinflussung von verschiedenen Gewittersystemen bei gleichzeitigem Drehen des Bodenwindes von West über Nord auf Bise und gleichzeitig südlicher Höhenströmung in einem chaotischen Szenario äussern wird, die Zugbahnen also im Verlauf des Abends die Richtung wechseln können und so neue Gebiete erfassen, die zuvor als relativ sicher galten.

Abhängig vom Verlauf des Samstags bzw. der Nacht auf Sonntag (wie weit kommt die bodennahe Kaltluft?) ist auch die Entwicklung am Sonntag. Das amerikanische Modell geht davon aus, dass eine sehr energiereiche und vor allem wasserhaltige Luftmasse über der Alpennordseite verbleibt:

20150807-blog3Die Höhenströmung dreht auf Süd bis Südost, während am Boden Bise vorherrscht und also die heisse Luft im Osten zu uns zurückdrückt – die Kaltfront wird rückläufig und nimmt über Ostfrankreich Warmfrontcharakter mit Westwärtsverlagerung an. Entscheidend für die Entwicklung bei uns wird wohl sein, wie nahe der Kaltlufttropfen im Südwesten verbleibt und somit die Schichtung labilisiert. Von heftigen Entwicklungen aus den Alpen heraus mit ungewöhnlichen Zugbahnen in Richtung Nordwesten ins Mittelland hinaus ist auszugehen. Aufgrund der Seltenheit solcher Lagen sind die Erfahrungswerte über mögliche Szenarien gering, jedenfalls muss man aufgrund der Luftmasse und der Richtungsscherung bei gleichzeitg schwachem Höhenwind nicht nur von extremen Regenmengen innerhalb kurzer Zeit, sondern auch von dichtem, allerdings nicht grosskörnigem Hagel ausgehen.

Die Entwicklung in der neuen Woche wird vorerst vom Verhalten des abgetropften Tiefs über dem Mittelmeer abhängen. Aktuelle Rechnungen gehen davon aus, dass es sich genügend weit von den Alpen entfernt und sich so rasch auffüllt, dass die Gewitterneigung bei uns von Tag zu Tag bis Mittwoch abnimmt. Vor allem die Gebiete abseits der Alpen dürften in diesen drei Tagen weitgehend trocken bleiben. Die Annäherung des neuen CutOff-Tiefs am Donnerstag lässt die Strömung aus Süd bis Südost aufleben, was sehr schwülen Luftmassen aus dem östlichen Mittelmeerraum den Weg zu uns öffnet. Mit einer allmählichen Zunahme der Gewittertätigkeit in der zweiten Wochenhälfte ist also zu rechnen.

20150807-blog4Der obere Teil des Diagramms zeigt die Temperatur in rund 1500 m Höhe (für die Höchstwerte am Boden pro 100 m ungefähr 1 Grad dazuzählen). Die Fortsetzung der hochsommerlichen bis heissen Phase ist also auf Wochenfrist relativ gesichert. Die Ausschläge am Boden des Diagramms zeigen das hohe Niederschlagspotenzial am Wochenende, eine etwas trockenere Phase in der ersten Wochenhälfte und eine erneute Zunahme in der zweiten Wochenhälfte. Auf die tendenzielle Abkühlung zur Monatsmitte sollten nach den Erfahrungen des bisherigen Sommerlaufs zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht allzu hohe Beträge verwettet werden 😉

Gewitter- und Sturmvorschau 24.-30.07.2015

Der Freitag bietet noch mal die Chance, der Entstehung von rotierenden Aufwindtellern zuschauen zu können

Der Freitag bietet noch mal die Chance, der Entstehung von rotierenden Aufwindtellern zuschauen zu können

Der Juli 2015 hätte sich damit begnügen können, als heissester Monat seit Beginn der modernen Wetteraufzeichnungen in die Geschichte einzugehen. Dies alleine scheint ihm allerdings nicht genug zu sein. Er besinnt sich auf die Siebenschläfer-Regel, wonach dieser Hochsommer zwei Optionen bot: Hitze- oder Achterbahnsommer. Doch warum sich auf eine Variante beschränken, wenn man gleich beides haben kann? Variante eins hatten wir genau die erste Hälfte der sprichwörtlichen sieben Wochen, nun folgt Variante zwei. Also schon mal einen ersten Herbstgruss in Form von ein paar netten Sturmtiefs vorbeischicken und am einen oder anderen Morgen die Frühtemperaturen so richtig in den Keller rasseln lassen, Bodenfrost in höher gelegenen Muldenlagen inklusive. Wenn schon Extrem-Monat, dann aber bitte in beide Richtungen!

Am Freitag lagern im Alpenraum noch die Reste der vergangenen Hitzewelle. Mit der Annäherung eines scharfen Troges aus Westen steilt die Höhenströmung vorderseitig noch mal auf südliche Richtungen auf. Das Muster entspricht kurzzeitig einer winkelförmigen Westlage, wonach eine Westströmung durch ein blockierendes Hoch im Osten über Mitteleuropa zu einem scharfen Knick nach Norden gezwungen wird.

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Die Westströmung ist allerdings so stark, dass sie das Hoch abzudrängen vermag und der „Winkel“ bis zum Montag in die Ukraine verschoben wird. Wir gelangen somit vorübergehend in eine zyklonale Westlage, die jedem Herbstmonat gut anstehen würde. Die Folge ist eine sehr wechselhafte Woche mit allen Facetten, die mitteleuropäisches Klima bieten kann.

In der schwül-heissen Luftmasse bilden sich am Freitagnachmittag entlang des gesamten Alpennordhangs Gewitterzellen, die sich in der südlichen Strömung von der Voralpenschiene lösen und ins höhere Mittelland ziehen. Über dem Jura sind die Signale deutlich schwächer, ein paar kurzlebige Einzelzellen sind aber auch hier nicht ganz auszuschliessen. Nebst Überflutungsgefahr ist auch mit örtlich mässig grossem Hagel zu rechnen, grosse Clusterbildung mit Sturmböen auf breiter Front (Outflow ins Mittelland) ist ebenfalls möglich. Neuauslöse über dem Mittelland ist in dieser ersten Phase des Nachmittags und am frühen Abend am ehesten dann zu erwarten, wenn gleichzeitig auch der Jura und der Schwarzwald aktiv werden sollten und die Outflows der beiden Systeme aufeinander treffen könnten, die Wahrscheinlichkeit dafür wird aber als eher gering eingeschätzt.

Am späteren Abend tritt ein neuer Spieler auf den Plan: Eine von Westen heranrückende Kaltfront löst in den Westalpen und im Jura neue Gewitter aus. Denkbar ist auch eine langgezogene, aber schmale Gewitterfront, welche in der Nacht die Schweiz von West nach Ost überquert. Mit dem markant anziehenden Höhenwind werden diese Gewitter sehr schnell (bis zu 70 km/h) ziehen und daher nur wenig Regen zurücklassen. Von einer durchs Mittelland ziehenden und in die Alpentäler drückenden Böenfront dürfte die Hauptgefahr ausgehen. Entscheidend für die Stärke der Sturmböen wird sein, ob die Gewitter vom Nachmittag bereits einen stabilisierenden ColdPool hinterlassen oder ob die Kaltfront noch „freies Terrain“ vorfindet.

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Wie obige Karte zeigt, ist der Unterschied der Luftmassen an der Kaltfront markant. Rückseitig fliesst trockenere und wesentlich kühlere Luft ein, sodass die Schauerneigung am Samstag rasch zurückgeht und sich nur noch im Nordstau der Alpen Reste ausregnen. Die Gewitteraktivität beschränkt sich dann auf die Alpensüdseite und das Engadin. Man muss allerdings infolge des starken Druckanstiegs aus Westen und zunehmender Besonnung davon ausgehen, dass der stürmische Höhenwind böig ins Flachland heruntergemischt wird und an exponierten Stellen 70 km/h erreicht. Ein Sturm mit für die Jahreszeit ungewöhnlicher Stärke „beglückt“ hingegen die Nordseeurlauber.

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Ein Zwischenhoch sorgt dafür, dass der Wind in der Nacht abflaut und sich die Temperatur unter klarem Himmel in einen Bereich bewegt, der dem Begriff „Morgenfrische“ nach längerer Zeit wieder mal gerecht wird. Viel Sonnenschein und wenig Wind versprechen bei angenehmen Temperaturen einen perfekten Sonntag für jegliche Aktivitäten im Freien. Am Abend verschwindet die Sonne hinter den Wolken einer aufziehenden Warmfront des nächsten Tiefs.

Der Montag steht wiederum im Zeichen einer raschen Abfolge von Warm- und Kaltfront, allerdings nur mit mässiger Niederschlagsausbeute. Hauptthema wird einmal mehr der Wind, die Stärken vom Samstag dürften allerdings nicht ganz erreicht werden. Der eine oder andere Schauer kann elektrisch werden, insbesondere in den Alpen und in Richtung Süden, wo sich die Warmluft nur schwer verdrängen lässt.

Der Dienstag verspricht einen ähnlichen Wetterablauf wie der Sonntag, am Morgen kann also der letzte verbliebene Rest der Hitzwelle aus den Häusern vertrieben werden. Wie rasch die Höhenströmung in der Folge auf Südwest zurückdreht und wieder wärmere und allmählich schwülere Luft bringt, ist noch nicht ganz gesichert. Am Mittwoch sollte sich die Gewitterneigung vorerst noch auf die Alpen beschränken, für den Donnerstag zeichnet sich wieder etwas mehr Action ab.

Gewittervorschau 17.-23.07.2015

Jura und Mittelland brauchen dringend Regen, doch woher soll er kommen? Aufnahme vom 14.07.2015 zwischen Orbe und La Sarraz

Jura und Mittelland brauchen dringend Regen, doch woher soll er kommen? Aufnahme vom 14.07.2015 zwischen Orbe und La Sarraz

Der Juli 2015 will es wissen und strebt in Richtung heissester Monat seit Messbeginn in der Schweiz. Dies alleine wäre ein Punkt, den man einfach zur Kenntnis nehmen könnte, denn nach dem Rekordsommer 2003 wurde bereits davor gewarnt, dass sich ähnliche Kaliber in Zukunft häufen werden. Hinzu kommt aktuell die Trockenheit, die weite Teile des Mittellands und inzwischen auch den Jura heimsuchen. Der letzte nennenswerte Niederschlag in diesen Gebieten datiert vom 23. Juni, und es ist nach den aktuellen Karten gut möglich, dass die niederschlagsfreie Zeit an der einen oder anderen Station den Monat voll macht. Eine ähnlich lange Trockenperiode im Hochsommer zu finden, wäre eine interessante Aufgabe für Klimahistoriker. Doch wenden wir uns nun den Möglichkeiten zu, die zumindest eine punktuelle Linderung der Trockenheit bringen könnten.

Zunächst die allgemeine Lage: Der Westwindgürtel über dem Atlantik ist relativ gut ausgeprägt und produziert Tiefdruckgebiete am Laufmeter, die jedoch über Europa nach Norden abgedrängt werden. In Mitteleuropa hat sich eine recht beständige antizyklonale Südwestlage eingestellt, bei der eingequetschte Reste von Kaltlufteinschlüssen und Fronten den Alpenraum gelegentlich zu streifen vermögen. Dieses Muster soll nach den heutigen Unterlagen bis mindestens nächsten Donnerstag anhalten.

20150717-blog2Heute Freitag schwenkt ein schwach ausgeprägter Höhentrog (nur in höher aufgelösten Karten der mittleren Troposphäre zu finden) über die Schweiz hinweg nach Osten und bringt eine Spur Feuchtigkeit und wohl gerade ausreichend Labilität für regionale Gewitterauslöse mit sich. Am Nachmittag kommt es in den Hochalpen, ganz vereinzelt wohl auch über den Voralpen und mit viel Glück auch im Jura zur Bildung von Einzelzellen. Da die Grundschicht nach wie vor recht trocken ist und die Böden abseits von Schnee- und Gletscherschmelze der Hochalpen keinen Feuchtenachschub mehr liefern können, dürften Avancen in Richtung Flachland von bescheidenem Erfolg gekrönt sein. Am Abend erreicht oben erwähntes „Trögli“ die Ostschweiz. Hier sind aufgrund von sich aufschaukelnden Outflows im komplexen orografischen Gelände durchaus gewisse Wahrscheinlichkeiten für Clusterbildung vorhanden. Im Lauf des Abends fliesst in der Höhe wieder wärmere Luft ein, womit sich die Lage von Westen her rasch stabilisiert.

Nach einer ruhigen Nacht nähert sich im Lauf des Samstags von Westen her eine schwach ausgeprägte Kaltfront. Sie wird die Schweiz nicht überqueren, sondern knapp nordwestlich eine schleifende Position einnehmen. Jeder Versuch, sich hier auf ein Modell festlegen und einen regionalen wie zeitlichen Ablauf vorhersagen zu wollen, dürfte zum Scheitern verurteilt sein. Gute Chancen dürfte die Jura-Schwarzwald-Schiene haben, die sich am nähesten an der Kaltfront befindet. Ansonsten ist wie immer bei Hitzelagen im Hochsommer die Auslöse von lokalen Gewitterzellen in den Hochalpen zu favorisieren. Ob die Advektion feuchterer Luftmassen aus Südwesten auch ausreicht, um die Voralpenschiene zu aktivieren und einzelne, aber durchaus heftige Gewitter mit gröberem Hagelpotenzial ins benachbarte Mittelland ziehen zu lassen, wird man wohl erst sehr kurzfristig beantworten können.

20150717-blog3Am Sonntag wird sich an den Voraussetzungen nicht allzu viel ändern: Die schleifende und verwellende Front bestimmt nach wie vor den Takt der schwülen Luftmasse. Über die genaue Position sowie die Abfolge von Bodentiefs und Zwischenhochs sind sich die Modelle nicht einig, somit bleibt auch hier nur auf die zeitnahe Beobachtung des Donnerradars zu verweisen. Aufgrund der etwas anziehenden Höhenströmung ist ein Ausgreifen von einzelnen Zellen ins Flachland gut möglich, niederschlagsmässig wären die rasch ziehenden Gewitter aber nicht mehr als der buchstäbliche Tropfen auf den heissen Stein auf schmalem Pfad.

Am Montagmorgen dürfte die „kühlste“ Luftmasse über die Schweiz hinwegziehen, darüber sorgt ein erneut erstarkendes Hoch mit markanter Warmluftadvektion (etwa -8 Grad in 5900 m) für einen soliden Deckel bis inklusive Dienstag. Vorderseitig eines sich allmählich über Westeuropa bildenden Trogs dürfte zur Wochenmitte wieder markant heissere und allmählich auch feuchtere Luft für ein Ansteigen der Gewittergefahr sorgen, mangels synoptischer Antriebe wird sich die Sache aber vorerst wieder auf die Hochalpen beschränken. Die Karte mit den aufkumulierten Niederschlagsmengen bis Donnerstag früh zeigt jedenfalls, dass im Gebirge lokales Potenzial für gröbere Sachen besteht, man darf die Mengen des Globalmodells aber keineswegs für bare Münze nehmen und bedenken, dass die Regenmengen zu stark in die Fläche gewalzt werden:

20150717-blog4Einmal mehr rechnen die Modelle für den Zeitraum irgendwann zwischen Donnerstag und Samstag nächster Woche den Durchzug eines markanten Troges mit breiter Kaltfront und nachträglicher Abkühlung und somit für zumindest eine vorübergehende Linderung der Trockenheit. Da sich solche Szenarien aber auch in den letzten Wochen immer wieder am Modellhorizont zeigten und sich schlussendlich als Fata Morgana erwiesen, lautet unsere Empfehlung auch diesmal wieder: Abwarten und (Eis-)Tee trinken…

Gewittervorschau 10.-16.07.2015

Mähdrescher- und Heugabelwetter hat auch seine schönen Seiten

Mähdrescher- und Heugabelwetter hat auch seine schönen Seiten

Es ist eine Binsenwahrheit: Das Wetter wird es nie allen recht machen können. Freuen können sich in den nächsten Tagen: Urlauber, Alpinisten, Sonnenanbeter, Badenixen, Grillmeister, die Getränkebranche, Eisverkäufer, Freilichtveranstalter, Mähdrescher und Heugabeln. Keine Freude werden haben: Gemüsebauern, Fische und Amphibien in seichten Gewässern sowie deren Jäger, Mücken, kurzgeschnittene Rasenflächen und natürlich Meteorologen, die sich auf Gewitterwarnungen spezialisiert haben 🙁 Man könnte es kurz machen und diesen Beitrag gleich wieder abschliessen mit der Feststellung, dass in den nächsten Tagen die Gewitterwahrscheinlichkeit gegen Null tendiert. Vielleicht interessiert aber doch den einen oder anderen geneigten Leser bzw. Leserin, wie diese Lage zustande kommt und ob nicht doch irgendwo eine Änderung in Aussicht steht…

Der Blick auf die allgemeine Lage zeigt uns eine zwischen Islandtief und Azorenhoch recht glatt verlaufende Westwindströmung über dem Atlantik, die in Richtung nördliches Mitteleuropa zielt:

20150710-blog2In diese Strömung eingelagert sind sehr warme (rot) und kühlere (grün) Luftmassen, die sich bei uns immer wieder abwechseln. Die Spanne der Höchsttemperaturen liegt entsprechend zwischen etwa 24 und 30 Grad, in hitzeanfälligeren Gegenden bis 33 Grad. Für den Alpenraum wetterbestimmend ist der Hochdruckkeil, der sich von den Azoren bis zu uns erstreckt und atlantische Fronten knapp nördlich von uns fernhält oder allenfalls mal in abgeschwächter Form bei uns durchziehen lässt. Mehr als durchziehende Wolkenfelder und ein paar verschupfte Schauerchen in den Alpen sind bei dieser Konstellation nicht zu erwarten. Um es gleich vorweg zu nehmen: Ein Ende dieser antizyklonalen Westlage ist im seriösen Prognosezeitraum nicht in Sicht. Es gibt Modellrechnungen, die am nächsten Donnerstag mal ein etwas kräftigeres Tief mit einer Kaltfront durchziehen lassen, doch ob dies die im Flachland herrschende Trockenheit lindern wird, ist noch keineswegs sicher.

20150710-blog3Eine kurze heisse Phase auf der Vorderseite des Tiefs (je nach tageszeitlichem Timing bis zu 35 Grad möglich), hohes Unwetterpotenzial an bzw. vor der Kaltfront und wie bereits am letzten Dienstag/Mittwoch ein rasch nachstossender Hochdruckkeil mit entsprechend böigem Wind sind bei diesem Szenario sicher. Das Problem dabei: Die Kaltfront zieht so schnell durch, dass abseits der Bergregionen erneut kaum was hängen bleibt. Also schon wieder viel Wind um nichts?

20150710-blog4Die Regensummenkarte für die nächsten 7 Tage zeigt, dass dem Mittelland mit etwa 3 bis 5 mm Niederschlag kaum geholfen sein wird – dass es örtlich sogar wieder gänzlich trocken bleibt, ist ebenfalls nicht auszuschliessen. Bleibt noch zu erwähnen, dass andere Modellvarianten das Tief schwächer oder weiter nördlich durchziehen lassen und dass eine erneute Hitzewelle zum Ende der nächsten Woche eine nicht zu vernachlässigende Wahrscheinlichkeit aufweist. Wie auch immer sich das im Detail abspielen wird: Am eingangs beschriebenen Zustand – des einen Freud, des andern Leid – wird sich nicht grossartig etwas ändern.

Gewittervorschau 03.-09.07.2015

Wer nicht das Glück hat, in den Genuss eines kühlenden Gewitters zu kommen (und das dürften die wenigsten sein), dem bleibt wohl nur eines...

Wer nicht das Glück hat, in den Genuss eines kühlenden Gewitters zu kommen (und das dürften die wenigsten sein), dem bleibt wohl nur eines…

Nun ist sie also definitiv da, die erste längere Hitzewelle des Jahres. Angesichts der Temperaturen von 35 Grad und mehr fragt sich mancher Laie, wo denn die Gewitter bleiben. Nun, Wärme ist nur eine Form von Energie, die für Gewitterbildung benötigt wird. Der zweite sehr wichtige Teil ist die Feuchte, und die hat bisher weitgehend gefehlt. Doch damit nicht genug: Wird die Luftmasse nicht durch Labilität (z.B. kältere Luft in der Höhe), die Orographie (Berge) oder aufeinander zuströmende Luftmassen (Konvergenzen) gehoben, passiert ebenfalls nichts. Während der nächsten Tage findet ein lebhafter Wechsel dieser Voraussetzungen statt. Mal fehlt der eine, mal der andere Antrieb. Und gelegentlich passt dann mal alles zusammen, fragt sich nur: wann und wo?

Etwas Feuchte ist im Lauf des Donnerstags bereits zu uns vorgedrungen, was prompt zu zwei Zellenbildungen über dem Berner Jura und in der Grimselregion geführt hat. Diese Feuchte manifestiert sich durch mittelhohe (Altocumulus) und hohe (Cirrus) Wolkenfelder sowie regionale Quellwolkenbildung über dem Relief. Nun kommt Freitag früh und dann wieder Freitagabend noch etwas erhöhte Labilität hinzu. Folgende Karte soll das veranschaulichen:

20150702-blog2Gezeigt sind das Druckfeld (500 hPa) und die Temperaturverhältnisse in rund 5900 Meter Höhe am Freitagmorgen. Kältere und wärmere Schlieren sind mit K und W gekennzeichnet, den Verlauf erkennt man an der -12°-Isotherme, als grau-weiss gestrichelte Linie zu erkennen. Wir haben es zwischen den kälteren und wärmeren Regionen nur mit einer Temperaturdifferenz von 2 Grad zu tun, doch dieser Unterschied kann ausreichen, um die Luftmasse zu labilisieren. Eine erste Labilisierungszone streift den Norden der Schweiz am frühen Freitagmorgen, eine zweite zieht am Freitagabend über uns hinweg. Dies sind die beiden Termine, an denen Gewitterbildungen zu erwarten sind. Jene am Morgen sind nicht an die Berge gebunden und können auch im Flachland auftreten, in der zweiten Tageshälfte ist die Orographie wieder bestimmend: Schwerpunkte dürften der Alpenhauptkamm, der Hochjura und der Schwarzwald bilden. Die Gewitter entstehen als lokal begrenzte Einzelzellen, die jedoch enorm heftige Begleiterscheinungen wie grösseren Hagel, eng eingegrenzte Sturmböen in Form von Downbursts sowie enorme Regenmengen in sehr kurzer Zeit hervorbringen. Da die Gewitter zudem langsam ziehen, ist die Gefahr von lokalen Überflutungen erhöht. In den meisten Regionen bleibt es jedoch trocken.

Am Samstag stabilisiert sich die Atmosphäre wieder: In der Höhe fliesst trockenere und im 500-hPa-Niveau wärmere (-10 bis -9 °C) Luft ein. Auch der Bodendruck steigt, und damit ist die Gewittergefahr wieder stark reduziert und beschränkt sich auf vereinzelte kurze Entladungen hauptsächlich in den Hochalpen.

Die nächste feuchtere Phase bahnt sich im Lauf des Sonntags an, es wird aber wahrscheinlich Abend oder sogar Nacht, bis sie sich bei uns auswirkt:

20150702-blog3Zu sehen ist eine Tiefdruckrinne im Bodendruckfeld, die sich von Ostdeutschland über das Elsass bis zum Rhonetal erstreckt, gekoppelt an sehr energiereiche, sprich schwüle Luft (dunkelrot). Noch ist nicht ganz klar, ob dies für verbreitete Auslöse reicht, denn der nach wie vor starke Höhenrücken liegt genau über der Schweiz und deckelt die Atmosphäre. Dort, wo der Deckel durchbrochen wird, ist jedoch mit sehr heftigen Entwicklungen und hohem Unwetterpotenzial zu rechnen.

Am Montag stabilisiert sich die Lage, indem in den unteren Luftschichten etwas „kühlere“ Luft einsickert (Höchstwerte etwa 32 statt wie zuvor 35-38 Grad) und der Bodendruck von Westen her wieder steigt. Im Lauf des Dienstags wird es wahrscheinlich wieder kritischer, da heisser, feuchter und mit Annäherung einer Kaltfront von Westen her mit auffrischendem Südwestwind in der Höhe gescherter. Der genaue zeitliche Ablauf ist allerdings noch sehr unsicher, die Kaltfrontpassage wird wohl irgendwann zwischen Dienstagnacht und Donnerstag früh erfolgen. Je nach tageszeitlichem Timing ist auch hier wieder mit Unwettern zu rechnen. Folgende Karte zeigt aber auch die Möglichkeit einer im Flachland weitgehend trockenen Kaltfrontpassage mit viel Wind und gewittrigem Stauregen am Alpennordhang, da sich am Boden bereits wieder ein Hochdruckkeil von Westen her reinschiebt:

20150702-blog4Gut möglich also, dass der Mittwochabend mal so richtig zum Durchlüften einlädt. Allzu sehr darauf verlassen sollte man sich jedoch angesichts der noch langen Prognosezeitspanne allerdings nicht.

Gewittervorschau 27.06.2015 und ein (Hoch-)Sommerloch?

Das Flachland wird wohl für längere Zeit auf künstliche Gewitter angewiesen sein.

Das Flachland wird wohl für längere Zeit auf künstliche Gewitter angewiesen sein.

Auf Gewitterprognosen spezialisierte Meteorologen und Blitzjäger haben es derzeit nicht leicht. Nach vielversprechendem Saisonbeginn mit durchaus spektakulären Ereignissen ist seit Mitte Juni Schmalkost angesagt. Waren zuletzt wenig energiereiche, kühle Luftmassen aus dem Nordatlantik dafür verantwortlich, übernimmt die Rolle des Spielverderbers nächste Woche ein aussergewöhnlich starker Höhenrücken über Mitteleuropa. Dazwischen schlüpft am Samstag noch rasch eine Kaltfront durch, und diese bereitet einiges Kopfzerbrechen, was ihre Aktivität in der Schweiz betrifft.

Am besten verschaffen wir uns einen Überblick über die Wetterlage anhand der Luftmassenkarte:

20150626-blog2Die Protagonisten sind ein Randtief mit Zentrum über Dänemark und ein Hochdruckgebiet über Westfrankreich. Dazwischen eine zügige West-Nordwestströmung mit einer markanten Kaltfront (blau) und einer vorlaufenden Konvergenzzone (schwarz). Die Luftmasse vor der Kaltfront ist mässig energiegeladen und wäre als Gewitterlieferant geeignet. In der Höhe streift Kaltluft mit -15 °C in 500 hPa knapp die Nordostschweiz und sorgt hier für ausreichende Labilität für Gewitterbildung. Nach Westen hin ist die Labilität grenzwertig und der von Westen zu den Alpen ragende Hochdruckkeil trocknet die Luft ab. Die Frage stellt sich nun, welche Einflüsse sind stärker, und wo verläuft die Grenze zwischen Gewitteraktivität, relativ harmlosen Schauern und der trockenen Zone?

Wie so oft sind sich die Wettermodelle in dieser Frage nicht einig. Während die auf dem amerikanischen GFS basierenden Modelle die Schweiz fast vollständig mit Niederschlägen und die Ostschweiz flächig mit Gewittern eindecken, will das britische UKMO am anderen Ende der Palette von Niederschlag innerhalb der Schweiz gar nichts wissen und lässt es nur (wenn auch knapp) östlich von uns krachen. Einen interessanten Mittelweg geht COSMO, deren Variante logisch erscheint: Die vorlaufende Konvergenz wird  am Nachmittag erst östlich der Schweiz aktiv. Angesichts der Unsicherheiten ist es nicht ausgeschlossen, dass die Nordostschweiz noch knapp gestreift wird (als geeignete Westgrenze bietet sich das Sittertobel bei St. Gallen an 😉 ). Die nachfolgende Kaltfront erreicht die Schweiz im Lauf des späteren Abends, was einerseits zeitlich ungünstig liegt. Kommt hinzu, dass die Kaltfront in den Hochdruckkeil hineinläuft und entsprechend abgeschwächt wird. Für einige kräftige Regengüsse wird es in der Nacht wahrscheinlich reichen, insbesondere am Alpennordhang. Das Mittelland, der Jura und die Nordwestschweiz dürften dabei weitgehend trocken bleiben. Nicht unerwähnt bleiben soll in einem solchen Fall der Wind, welcher am Jurasüdfuss (Kaltfront-Joran) wohl die kräftigsten Böen bringen wird.

Am Sonntag ist die Front bereits Geschichte, am Morgen hängen noch Restwolken herum und bringen am östlichen Alpennordhang ein paar letzte Tropfen. Was danach folgt, hat in einer Gewittervorschau eigentlich nichts verloren: Ein langes Sommerloch in Form eines ausserordentlich starken Höhenrückens (einige Modell-Läufe zeigen das 500-hPa-Geopotenzial teils in über 5900 m Höhe) unterdrückt jegliche konvektive Aktivität bis weit in die nächste Woche hinein. Ein wenig Spannung verspricht die Entwicklung ab Donnerstag, denn die exakte Position des Hochs wird entscheidend sein, ob in der zweiten Wochenhälfte die Gewitteraktivität langsam zunimmt:

20150626-blog3Falls sich das Hochzentrum weit genug nach Norden verlagert, können die Füsse des Omegas für uns wetterbestimmend werden, indem sie für zunehmende Labilität sorgen. Angesichts der zu erwartenden Temperaturen von über 30 Grad wäre ordentlich Zunder in der Atmosphäre, sofern sich von irgendwoher (Südwesten oder Südosten, je nachdem ob das Hoch Rechts- oder Linksfüsser ist) auch noch etwas Feuchtigkeit dazumogelt. Andernfalls wäre bei einem stabilen Hoch über Mitteleuropa einzig der Alpenhauptkamm dazu geeignet, den starken Deckel hier und da zu durchbrechen und ein einzelnes Hitzegewitter hervorzubringen. Bis zur nächsten Ausgabe dieses Blogs wissen wir bestimmt etwas mehr darüber…