Der Titel lässt es bereits erahnen: Es scheint so, als wolle das Wetter in der kommenden Woche all dies nachholen, was es im hochdruckdominierten Dezember verschlafen hat. Für den Ausgleich der Trockenheit wurde bereits in den letzten zehn Tagen gesorgt, wenn auch nicht zur Freude der mittelhohen Skigebiete, welchen der Vollwaschgang bis in Höhen von 2000 m einen beträchtlichen Teil des zuvor gefallenen Schnees wieder runtergespült hat. Im Gegenzug haben die Turbinen der Flusskraftwerke mal wieder etwas Arbeit und dem Grundwasserspiegel dürfte die aktuelle Regenphase ebenfalls zugute kommen. Doch die eine Frage brennt nach der bereits verstrichenen ersten Winterhälfte nach wie vor unter den Nägeln: Wann sinken auch endlich mal die Temperaturen in den jahreszeit-üblichen Bereich? Nun, dem kann bald abgeholfen werden. Fragt sich nur, für wie lange…
Betrachten wir zunächst die grossräumige Wetterküche, die uns den spannenden Mix der nächsten Woche bescheren soll:
Ein umfangreicher Tiefdruckkomplex mit Zentrum über den Britischen Inseln figuriert als Steuerzentrum. Auffällig ist die markante Luftmassengrenze zwischen kalter Polarluft (blau) und milder Subtropenluft (gelb bis grün), die schnurgerade über den Atlantik auf den Alpenraum zielt. Entlang dieser Polarfront entstehen immer wieder Wellen und Randtiefs und sorgen bei uns für wechselhaftes, sehr nasses und zeitweise stürmisches Wetter. Im Fachjargon nennt man diese Grosswetterlage „südliche Westlage“ Ws, nicht zu verwechseln mit der Südwestlage SW. Sie tritt recht selten und dabei fast ausschliesslich im Winter auf, wenn sie sich mal nicht gerade in den Hochsommer 2014 verirrt 😉
Eine erste schwache Welle überquert uns am Sonntagabend, die zweite – etwas stärkere – folgt am Montag. Deren Warmsektor lässt am Montagvormittag noch mal kurz den Föhn aufleben, die eine oder andere stürmische Böe in den Föhntälern ist zu erwarten. Dabei steigt die Schneefallgrenze noch mal kurzzeitig auf 1600 m an. Bereits gegen Mittag folgt die Kaltfront, und die Schneefallgrenze sinkt bis zum Abend auf etwa 700 m. Interessant ist jedoch, dass die Höhenkaltluft schneller vorankommt als die Bodenkaltfront (ein Umstand, den man sich mal im Sommer wünschen würde), sodass die Luftschichtung sehr instabil wird. Dabei nimmt der Niederschlag am Nachmittag zusehends konvektiven Charakter an und bringt teils kräftige Schauer und einzelne Gewitter. Der Höhenwind kann dabei gut in die Niederungen heruntergemischt werden, sodass im Flachland mit Böen von etwa 80 km/h zu rechnen ist. In erhöhten und exponierten Lagen sind Böen um 100 km/h möglich.
Wir verbleiben auch am Dienstag in dieser labil geschichteten Rückseitenluft, wobei sowohl Höhen- wie Bodentemperaturen zurückgehen, der Spread aber noch etwas zunimmt. Daraus resultiert am Dienstag sehr unbeständiges Schauerwetter, dabei ist mit Graupel und Schneeflocken bis in tiefe Lagen zu rechnen. Nach wie vor können Blitz und Donner mit von der Partie sein, und die Wahrscheinlichkeit für teils schwere Sturmböen bleibt bestehen. Die Windkarte zeigt zwar nur ein mässig starkes Sturmfeld, doch die Böigkeit ist durch die Schauertätigkeit sehr hoch:
Am Mittwochvormittag schneit es entlang des Alpennordhangs noch bis in tiefe Lagen, danach nähert sich von Westen her ein Zwischenhoch und sorgt für eine Wetterberuhigung. In der Nacht auf Donnerstag klart es verbreitet auf, sodass die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen.
Dies ist keine gute Nachricht für alle Pendler, denn am Donnerstagmorgen erreicht uns aus Westen die Warmfront des nächsten Randtiefs. Zunächst fällt Schnee bis in die tiefsten Lagen, der aber bis in Höhen von etwa 1200 m in Regen übergeht. Der Mix aus gefrorenen Böden, frischem Schnee und Übergang in Regen birgt durchaus das Potenzial für ein grösseres Verkehrschaos. Mit der am Mittag folgenden Kaltfront mischt es dann auch wieder Sturmböen bis ins Flachland herunter. Dabei darf der Hinweis nicht fehlen, dass ein derart kleinräumiges Tief auf vier Tage hinaus noch sehr unsicher bezüglich Intensität, genauer Zugbahn und Timing zu prognostizieren ist:
Auf der Rückseite dieses Tiefs dreht der Wind auf Nordwest und es fliesst erstmals (zumindest für den westlichen Teil) in diesem Winter echte Polarluft bis zu den Alpen. Die Schneefallgrenze sinkt bis in die tiefsten Lagen und am Alpennordhang dürfte dabei noch eine ordentliche Schneedecke zustande kommen. Inwiefern dies auch für das Mittelland zutrifft, ist noch sehr unsicher. Dies hängt stark davon ab, wie rasch der Hochdruckeinfluss von Westen her zunimmt. Klar ist aber, dass die eingeflossene Polarluft für die ersten strengen Nachtfröste bis über das Wochenende hinaus sorgt. Wie lange die winterliche Phase anhält, ist noch sehr unsicher:
Entscheidend ist das Gerangel um die besten Plätze über dem Nordatlantik. Dabei spielt das subtropische Tief bei den Azoren wohl das Zünglein an der Waage. Es steuert auf seiner Vorderseite sehr milde Luft nach Norden und fördert damit den Aufbau eines Höhenrückens, der uns für einige Tage von der Westwindzirkulation abschotten soll. Nicht klar ist, wie sich das zugehörige Bodenhoch verhält. Die Variante des gezeigten amerikanischen Modells sieht eine rasche Verlagerung nach Osten vor, die Folge wäre die Grosswetterlage Hoch über Mitteleuropa mit trockenem, aber bodenkaltem Wetter mit strengen Nachtfrösten. Diese Variante öffnet jedoch nach etwa fünf Tagen die Tür für mildere Luftmassen aus Südwest. Etwas nachhaltiger in Sachen Winterwetter ist die Variante des europäischen Modells, denn es lässt das Hoch über den Britischen Inseln verharren, womit wir in eine länger anhaltende Nordströmung geraten. Auch dabei würde in den West- und Zentralalpen kein Schneenachschub mehr folgen, doch die Kältephase würde etwas länger dauern und hätte bei einer Verlagerung des Hochs in Richtung Skandinavien das Potenzial für eine sehr kalte und länger dauernde Ostlage. All dies ist Spekulation und es gilt somit abzuwarten, wie sich die Druckgebilde am nächsten Wochenende positionieren.