Von solchen hochsommerlichen Bildern gilt es, sich zu verabschieden.
Ist die Meldung, dass sich in den nächsten Tagen die Grosswetterlage in Europa grundlegend ändert, nun eine gute oder eine schlechte? Die einen mögen froh sein, dass die ewige Abtropfgeschichte mit über Mitteleuropa herumirrenden Tiefs endlich ein Ende hat, die andern mögen bedauern, dass sich mit der aufkommenden strammen Westströmung der Hochsommer verabschiedet, bevor er überhaupt beginnen konnte. Mit den mitgeschleppten Luftmassen des ehemaligen Hurrikans „Bertha“ dürfte sich die letzte potenzielle Schwergewitterlage dieser Saison an diesem Wochenende einstellen. Was darauf folgt, sieht eher nach Frühherbst aus und bis das Strömungsmuster danach irgendwann wieder subtropische Luft in den Alpenraum bringt, ist die Jahreszeit wahrscheinlich bereits derart weit fortgeschritten, dass für ein spektakuläres Himmelsfeuerwerk schon sehr viel zusammenpassen muss.
Heute Freitag ist zwar viel Feuchtigkeit vorhanden, wie sich anhand der hochnebelartigen Wolken des Vormittags zweifellos feststellen lässt. Mit der kräftigen Sonneneinstrahlung am Nachmittag wird die Auslösetemperatur mühelos erreicht, doch verzögert ein starker Deckel mit einer trockenen Schicht zwischen 4000 und 5000 m die Entwicklung von Gewitterzellen am Nachmittag. Erst am Abend wird dieses Hindernis mit dem anziehenden Südwestwind in der Höhe beseitigt, und dann wird es interessant. Reichen die Hebungsantriebe bei tiefem Sonnenstand bzw. nach Sonnenuntergang aus, um Gewitter auszulösen? Wo dies geschieht, können sich durchaus noch vereinzelt kräftige Zellen entwickeln. Am ehesten ist dies am Jura und in den westlichen Voralpen zu erwarten. Nach Osten hin bleibt der Deckel mit zunehmendem Föhneinfluss wahrscheinlich zu stark. Wir wissen aber aus diesem Sommer, dass die Modelle lokale Feuchtenester häufig unterschätzen und überraschende Entwicklungen nie ganz auszuschliessen sind.
In der Nacht zum Samstag erreichen die Reste eines Gewitterclusters aus den Pyrenäen und Zentralfrankreich die Westschweiz, und mit Sonnenaufgang wird die Schichtung weiter labilisiert, sodass sich am Vormittag verbreitet Schauer und Gewitter bilden können. Tagsüber schleift in der Südwestströmung eine wenig ausgeprägte Kaltfront über uns hinweg. Sie wird am Abend mit Winddrehung auf Süd wahrscheinlich nach Norden zurückgedrängt, was die Chancen auf einen trockenen Abend verbessert. Allerdings gilt es allfällige Gewittercluster in Südfrankreich im Auge zu behalten. Einige Modelle lassen einen grösseren Cluster in den späten Abendstunden und in der Nacht in die Schweiz ziehen. Wie stark dieser noch sein wird und wo er genau durchzieht, lässt sich erst kurzfristig beurteilen.
Luftmassenverteilung mit Lage der Front am Samstag. Spannend wird, wie sich das Hitzetief über Südfrankreich am Abend entwickeln wird.
Am Sonntag kommen die sehr energiereichen Luftmassen von Ex-Bertha ins Spiel, allerdings hat auch der Föhn noch ein Wörtchen mitzureden. Die Modelle berechnen die Auswirkungen dieser delikaten Mischung unterschiedlich. Es ist damit zu rechnen, dass der Föhn die Gewitterentwicklung längere Zeit unterdrückt, dass aber dort, wo der Deckel durchbrochen wird, durchaus heftige Zellen entstehen. Am ehesten dürften diese von den westlichen Voralpen ausgehend ins Mittelland hinaus ziehen, und wie immer bei solchen Lagen ist auch die Jura-Schwarzwald-Achse betroffen.
Am Montag legt sich eine markante Kaltfront an die Alpen. Die bodennah einfliessende Kaltluft dürfte die Schichtung auf der Alpennordseite bereits stabilisieren, während in den Alpen noch mit kräftigem, teils gewittrig durchsetztem Regen zu rechnen ist.
In der weiteren Folge bildet der Alpenbogen in der Westströmung die Grenze zwischen kühler Atlantikluft im Norden und feucht-warmer Mittelmeerluft im Süden. Die rasche Abfolge von Randtrögen und schwachen Zwischenhochs wird für wechselhaftes Wetter sorgen, wobei die Gewittergefahr im Norden gering ist, Schauer im Mittelland und länger anhaltender Regen am Alpennordhang sind aber zu erwarten. Gewittrige Entwicklungen beschränken sich auf die Alpensüdseite.
Luftmassenverteilung zur Wochenmitte. Die Alpen bilden die Grenze zwischen kühler Luft im Norden und warm-feuchter Luft im Süden
Mit dem Ende des Hochsommers endet auch der Bedarf einer wöchentlichen Gewittervorschau. Diese erscheint somit nur noch, wenn sich eine interessante Lage ankündigt.