Wetterblog

Themenschwerpunkt des neuen Wetterblogs von meteoradar ist der Radarblick auf das aktuelle Wetter. Wir möchten die User von Radar- und Blitzkarten bei deren Interpretation unterstützen. Zu bestehenden Beobachtungen, Vorhersagen und Warnungen werden in loser Folge vertiefende Erklärungen und Link-Hinweise auf externe Informationsquellen gegeben. Selbstverständlich finden auch im Nachhinein Analysen von besonderen Wetterereignissen ihren Platz.

Es ist uns ein Anliegen, bei den Lesern des Wetterblogs einen Lerneffekt auszulösen, und auf diese Weise zu einem bewussteren Umgang mit kurzzeitigen Wettergefahren wie Gewitter, Sturm, Sturzfluten, Hagel im Sommer, oder Glättegefahr im Winter beizutragen.

Der Wetterblog wird in Zusammenarbeit mit fotometeo Muriset betrieben.

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Gewittervorschau 02.-06.06.2014

Wetterlage am Mittwoch, 04.06.2014. Die vom Tief bei Schottland aus Westen herangeführte Kaltluft wird vom Hoch im Osten nach Norden umgelenkt (= winkelförmige Westlage)

Wetterlage am Mittwoch, 04.06.2014. Die vom Tief bei Schottland aus Westen herangeführte Kaltluft wird vom Hoch im Osten nach Norden umgelenkt (= winkelförmige Westlage)

Die Gewittersaison 2014 geht es weiterhin ruhig an. Waren vor wenigen Tagen die Karten mit der Grosswetterlage „Tief Britische Inseln“ für die kommende Woche noch vielversprechend, muss man inzwischen einmal mehr ernüchtert feststellen, dass weiterhin nur Geplänkel zu erwarten ist. Einzig eine Kaltfront am Mittwochabend bringt etwas mehr Potenzial, eine Schwergewitterlage wird es trotzdem nach den heutigen Erkenntnissen nicht.

Vorerst beschäftigt uns am Montag und Dienstag aber ein gealterter Kaltlufttropfen, der in den Karten kaum noch erkennbar ist und sich von den Benelux-Ländern bis zum Balkan erstreckt. Die Druckverhältnisse am Boden sind flach und die Luftmasse ist nur mässig warm, sodass zwar viel Labilität, aber nur wenig Energie zur Verfügung steht. An beiden Tagen ist in der zweiten Tageshälfte mit Schauern und kurzen Gewittern vornehmlich in den Bergen zu rechnen, im Flachland bleiben sie die Ausnahme. Mit dem schwachen Höhenwind sind die Zellen aber nahezu stationär, sodass lokal begrenzt doch mal ordentlich viel Wasser vom Himmel fallen kann.

Interessant wird die Lage am Mittwoch. Das Tief nördlich von Schottland steuert gegen Abend eine Kaltfront von Westen her in die Schweiz, erkennbar am markanten Übergang zwischen gelb-orangen und grünen Flächen in der folgenden Karte:

Luftmassenverteilung mit Kaltfront über der Westschweiz am Mittwochabend

Luftmassenverteilung mit Kaltfront über der Westschweiz am Mittwochabend

Die Luftmasse vor der Front ist wie schon an den beiden Tagen zuvor nur mässig warm, die Tageshöchstwerte liegen bei 20 bis 24 Grad. Höhenkaltluft ist keine im Spiel bzw. bleibt über Nordwesteuropa, womit sich die Labilität bei uns in Grenzen hält. Allerdings ist die Feuchtigkeit an der Front hoch, womit über Nacht am Alpennordhang beträchtliche Regenmengen fallen können. Gewitter sind am Abend am ehesten an der Voralpenschiene zu erwarten, der Höhenwind aus Südwest steht dafür günstig. Am Jura wird die flach eintreffende Kaltluft Gewitterbildungen wahrscheinlich rasch kappen, aufgrund des eher schwachen Bodendruckgradienten ist aber für einmal auch keine stark ausgeprägte Druckwelle zu erwarten. Kräftig auffrischen kann der Westwind vorübergend trotzdem, wird aber aller Voraussicht nach keine Schäden verursachen.

Am Donnerstag zieht die Kaltfront nach Osten ab, die rückseitige Kaltluft gerät rasch unter Hochdruckeinfluss und trocknet ab. Am ehesten sind weitere Schauer in der Ost- und Südostschweiz möglich, ansonsten dürfte es mit Bise rasch freundlicher werden. Am Freitag bringt eine Winddrehung auf südliche Richtungen einen markanten Temperaturanstieg. Die Luft nördlich der Alpen ist (föhnig-)trocken, hier ist die Gewitterneigung gering. Mehr Feuchtigkeit ist am Alpensüdhang vorhanden, hier kann es am Nachmittag und Abend zu lokal kräftigen Entwicklungen kommen.

Der Trend für das Pfingstwochenende lässt eine sehr warme bis heisse Phase erwarten. Noch unklar ist die genaue Position und somit die Wirkung des recht schmalen Hochdruckrückens zwischen den zwei Höhentiefkomplexen über dem Atlantik einerseits und Südosteuropa andererseits. Bis zur nächsten Gewittervorschau am Freitag wissen wir aber mit Bestimmtheit mehr.

Gewittervorschau 22.-29.05.2014

Programm für die nächste Woche: Waschküchenwetter

Programm für die nächste Woche: Waschküchenwetter

Zwar hat uns der Frühling bereits einige Gewitter beschert, diese waren jedoch meist Erzeugnisse von Höhenkaltluft auf Tiefrückseiten und daher mit geringem Unwetterpotenzial verbunden. Dies ändert sich nun mit dem Einbezug energiereicher subtropischer Luftmassen. Zur Saisoneröffnung wird uns gleich ein ganzer Korb voll mit harten Knacknüssen aufgetischt. Eigentlich würde fast jeder Tag der kommenden Woche einen eigenen Blogbeitrag verdienen, um der Komplexität der Lage gerecht zu werden. Um den Rahmen nicht zu sprengen, kann hier allerdings nur auf die wichtigsten Umstände eingangen werden. Für die tägliche detaillierte Entwicklung sei auf die Diskussionen im Sturmforum verwiesen.

Die erste Knacknuss liefert uns am Donnerstag eine kräftige Föhnsituation mit gleichzeitiger Annäherung einer Kaltfront aus Westen. Am besten grenzen wir erst mal die Gebiete mit der geringsten Gewitterwahrscheinlichkeit ab: Im zentralen und östlichen Mittelland sowie entlang der Voralpen zwischen Napf und Bodensee werden aufgrund der mangelnden Feuchte kaum Gewitter entstehen können. Allenfalls greifen am Abend vom Tessin her Zellenreste ins Gotthardgebiet und auf Nordbünden über, fallen dort aber bald zusammen. Spannend wird die Entwicklung im Westen. Als Folge länger anhaltender Gewittertätigkeit in Frankreich wird dort bodennah ein Kaltluftpolster entstehen, das zum niedrigsten Druck hin (Hitzetief mit Zentrum über Süddeutschland) ausbricht. Die Folge ist eine seichte Kaltfront, die im Lauf des Abends zuerst durch den Oberrheingraben zum Hochrhein, leicht zeitversetzt dann auch durchs Mittelland fegt. Diese wird sich in erster Linie durch heftige Böen manifestieren. Gewitter sind nicht hausgemacht sondern ziehen typisch für eine Südlage von den Savoyer Alpen und vom Jura nach Norden. Allenfalls können Zellen von den Waadtländer und Freiburger Voralpen ins westliche Mittelland ziehen, auch vom Jura Richtung Nordwestschweiz sind Gewitter möglich. Die „Musik“ spielt allerdings ausserhalb der Schweiz: Vom Schwarzwald und der Schwäbischen Alb weg nordwärts ist das Unwetterpotential gross.

Donnerstag: Eine kräftige Föhnströmung bringt trockene Luft in die Ostschweiz (Situation in ca. 3000 m). Über der Westschweiz ist eine Konvergenz zu erkennen.

Donnerstag: Eine kräftige Föhnströmung bringt trockene Luft in die Ostschweiz (Situation in ca. 3000 m). Über der Westschweiz ist eine Konvergenz zu erkennen.

Wie man an obiger Karte erkennen kann, bleibt die Höhenströmung auch hinter der Front auf Süd und folglich auch die Höhenkaltluft, welche eine weitere Labilisierung in Gang setzen könnte, westlich der Schweiz. Somit ist im Lauf der Nacht und bis weit in den Freitag hinein zwar ein Vorankommen von flächigem, mitunter auch kräftigem Regen bis in die West- und Nordschweiz wahrscheinlich, Gewitter dürften aber nur vereinzelt eingelagert sein. Mit etwas nachlassender Südströmung in der Höhe sind bei ausreichender Sonneneinstrahlung in der Osthälfte der Schweiz am Freitagnachmittag und -abend kräftige Entwicklungen in den Voralpen zu erwarten, die vermehrt auch ins Mittelland ziehen.

Der Samstag dürfte unter leichtem Zwischenhocheinfluss der ruhigste und sonnigste Tag werden. Feuchtigkeit ist allerdings genügend vorhanden, sodass im Tagesverlauf mit Quellwolken über den Bergen und nachfolgend lokalen Schauern und Gewittern zu rechnen ist. Der Schwerpunkt liegt dabei im Jura und entlang der Voralpen, mit schwacher Höhenströmung erfolgt nur eine langsame Verlagerung Richtung Norden.

Am Sonntag kommt wieder Föhn auf und es entwickelt sich das nächste Hitzetief über der Alpennordseite – das Spiel vom Donnerstag kann von vorne beginnen. Irgendwo über unserem Land wird sich wahrscheinlich eine Bodenkonvergenz zwischen Bise und Westwind entwickeln. Allerdings ist keine Höhenkaltluft im Spiel, was heftige Entwicklungen eher ausschliesst. Zudem ist das Tief im Westen im Begriff sich aufzufüllen, was der Luftmassengrenze westlich der Schweiz keinen Antrieb mehr leistet. Die Luftdruckverteilung wird flach und die warm-feuchte Luft bei uns zunehmend träge.

Entscheidend für die Weiterentwicklung der oben geschilderten Ausgangslage wird das Verhalten des verbleibenden Kaltlufttropfens über Westeuropa sein. Wahrscheinlich ist eine langsame Verlagerung in Richtung westliches Mittelmeer, das Zentrum könnte allerdings auch nur knapp südlich der Alpen zu liegen kommen. Die warme Höhenströmung bleibt erhalten und dreht dabei auf Südost. Damit ist eine schwache Föhnlage über den Alpen mit Zufuhr feucht-warmer Luftmassen zur Nordseite gegeben. Je nach Lage des Höhentiefs und der korrespondierenden Bodentiefs kann sich dabei eine Gegenstromlage entwickeln (Zufuhr eher kühler, aber ebenfalls feuchter Luftmassen aus Nordwest). Es entscheiden somit Details darüber, ob wir es mit einer permanenten Gewitterlage mit „gesundem“ Tagesgang zu tun bekommen oder ob doch eher ein Trend zu Dauerregen mit konvektiven Einlagerungen jeweils in der zweiten Tageshälfte ein Thema wird. Sicher ist: Die Woche wird ausgesprochen nass. Ein Trend zu stabilerem Wetter ist vorerst nicht auszumachen.

Mit dem Abtropfen des Höhentiefs Richtung westliches Mittelmeer stellt sich in der neuen Woche eine zyklonale Südostlage ein.

Mit dem Abtropfen des Höhentiefs Richtung westliches Mittelmeer stellt sich in der neuen Woche eine zyklonale Südostlage ein.

Jubiläumsgeschenk von meteoradar: Archiv von Wetterradarbildern

Demobild Radararchiv

Beispielbild vom 20.6.2013, 18:00 Uhr. Quelle: meteoradar und MeteoSchweiz

meteoradar wurde 1999 als ETH-Spinoff gegründet und wird dieses Jahr 15 jährig! Wir freuen uns, aus diesem Anlass allen Leserinnen und Lesern ein neues Langzeitarchiv von Wetterradarbildern öffentlich und kostenlos zur Verfügung zu stellen. Das Archiv umfasst bis auf wenige Lücken alle Bilder im 5-Minuten Takt ab dem 1.7.2008. Die Daten stammen von den drei Wetterradars Albis, La Dôle und Monte Lema der MeteoSchweiz.

Die Bilddarstellung entspricht dem „Look and Feel“ des alten Bildproduktes „Today National“ der MeteoSchweiz. Diese Karte zeigt nicht nur die Niederschlagsgebiete, sondern zusätzlich zwei Seitenrisse, in welchen die horizontale Projektion der Troposphäre (0-12) km abgebildet wird. Die Farbstufen entsprechen qualitativ den Niederschlagsintensitäten 0-1, 1-3, 3-10, 10-30 und > 30 mm/h. Nebst der Datum/Zeitangabe rechts oben im Bild werden am linken Bildrand drei Buchstaben, „ADL“, eingeblendet. Diese Buchstaben bestätigen, dass alle drei Radars bei der Messung im Betrieb waren. Bei Ausfall eines Gerätes wird der entspr. Buchstabe ausgeblendet.

Zur Bedienung stehen am rechten Bildrand verschiedene Optionen zur Verfügung. Nach der Wahl eines festen Zeipunktes kann, im 5-Minuten- oder im Stundentakt, vorwärts oder rückwärts durch die Bilder geblättert werden. Zudem kann eine Standortkoordinate eingegeben werden, welche dann im Bild mit einem Kreis und einer zusätzlichen Markierung in den Seitenrissen angezeigt wird. Diese Markierung kann auch durch Mausklick im Bild selbst gesetzt werden. Zur Orientierungshilfe wird am rechten Bildrand, beim Bewegen der Maus, die jeweilige CH-Koordinate angezeigt.

Die Radarbilder können durch Klick auf die rechte Maustaste heruntergeladen und lokal gespeichert werden. Die Nutzung des Archivs und der Bilder unterliegt selbstverständlich den Nutzungsregeln für den Gebrauch der meteoradar Produkte. Wir bitten alle User, keinen Missbrauch zu betreiben. Nur so kann dieses einmalige Archiv auf die Dauer angeboten werden.

Wir sind jederzeit dankbar für Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge. Zudem weisen wir darauf hin, dass Sie uns am Samstagnachmittag, 26.4.2014 an unserem „Tag der offenen Tür“ in Aeugst am Albis persönlich zum Archiv und den anderen Produkten und Diensten von meteoradar befragen können. Besuchen Sie uns in Aeugst, unter anderem erwartet Sie eine himmlische Theater-Überraschung!

Link aufs Archiv

Der tote Winkel des Radars La Dôle

Radarkomposit vom 07.02.2014 09:10 Uhr (Donnerradar/Winterradar von metradar.ch, frei zugänglich)

Radarkomposit vom 07.02.2014 09:10 Uhr (Donnerradar/Winterradar von metradar.ch, frei zugänglich)

Besonders in der kalten Jahreszeit fällt er gelegentlich auf: Der Winkel über dem Jura mit geringerer Reflektivität auf dem Radarbild. Am besten sichtbar wird er bei flächigen Niederschlägen mit einer breiten Front ohne stärkere konvektive Einlagerungen. Diese Bedingungen sind im Winterhalbjahr häufiger als im Sommer, daher eignet sich die Wetterlage am 07.02.2014 besonders für eine Dokumentation und Erklärung des Phänomens.

Funktionieren alle Radarstationen des Komposit-Radarbildes, fällt der tote Winkel des Radars La Dôle einzig durch geringere Reflektivität über dem Jura auf. Inmitten eines zusammenhängenden Gebiets mit mässigem Niederschlag wird in einem bestimmten Winkel (im Titelbild rot eingegrenzt) nur schwache Intensität angezeigt. Betroffen ist der grösste Teil des Waadtländer und Neuenburger Juras. Weiter nordöstlich, über dem Berner Jura und über dem Kanton Jura wird der tote Winkel durch die Sichtbarkeit der Radaranlage Albis bei Zürich kompensiert. Fällt das Albis-Radar hingegen bei einer solchen Wetterlage mal aus, wird das eigentliche Ausmass des toten Winkels sichtbar, wie das folgende Beispiel vom 15.05.2013 zeigt:

Radarkomposit bei Ausfall Albis am 15.05.2013 (Archiv Donnerradar von metradar.ch, kostenpflichtig)

Radarkomposit bei Ausfall Albis am 15.05.2013 (Archiv Donnerradar von metradar.ch, kostenpflichtig)

Niederschläge aus tiefen Schichtwolken werden in diesem Bereich überhaupt nicht erfasst, was hauptsächlich ein Problem des Winterhalbjahrs darstellt. Im Sommer entstehen die Niederschläge meist in höheren Bereichen, die vom weiter entfernten Radarstandort Albis wieder erfasst werden können. Die Sichtbarkeit von Schauern und insbesondere Gewittern mit hochreichenden Hageltürmen ist somit nur geringfügig eingeschränkt, allerdings werden auf Radarbilder basierenden Niederschlagssummenkarten nicht die vollen Regenraten erfasst. Da das Bodenmessnetz gerade im betroffenen Bereich Lücken aufweist, kann auch eine auf Bodendaten basierende Korrektur nicht alles ausgleichen.

Doch was ist überhaupt die Ursache dieses toten Winkels und warum kann er nicht einfach behoben werden? Wie das folgende Bild zeigt, ist der Gipfel des La Dôle mit allerlei Technik gespickt:

Wetterstation und Radaranlage La Dôle (Quelle: fotometeo.ch, 27.05.2013)

Wetterstation und Radaranlage La Dôle (Quelle: fotometeo.ch, 27.05.2013)

Im Vordergrund die SwissMetNet-Wetterstation, links der Radom des Niederschlagsradars und rechts der grössere Radom der Flugüberwachung Skyguide. Eine Informationstafel am Skyguide-Gebäude erklärt die verschiedenen Bestandteile der Anlage, wobei der frei stehende dritte Radom ganz links mittlerweile abgebaut wurde:

Informationstafel der Radaranlage La Dôle (Quelle: fotometeo.ch, 27.05.2013)

Informationstafel der Radaranlage La Dôle (Quelle: fotometeo.ch, 27.05.2013)

Der grössere Radom der Flugüberwachung steht nordöstlich des Niederschlagsradars und schattet somit einen Winkel von ungefähr 20° im Bereich Nord-Nordost ab. Der Aufnahmewinkel des folgenden Bildes (Blickrichtung Nordost, vorne Niederschlagsradar, hinten Skyguide-Radar) verdeutlicht die Situation:

Radaranlage La Dôle (Quelle: fotometeo.ch, 27.05.2013)

Radaranlage La Dôle (Quelle: fotometeo.ch, 27.05.2013)

Das Problem könnte dadurch behoben werden, indem der Niederschlagsradar höher gesetzt würde, doch dadurch entstünde ein toter Winkel bei der Flugüberwachung in Richtung Südwest. Was sicherheitstechnisch höhere Priorität hat, ist offensichtlich. Nur die geografisch getrennte Aufstellung der beiden Radaranlagen wie in der Region Zürich (Niederschlagsradar auf dem Albis, Skyguide-Radar auf der Lägern) verhindert die gegenseitige Störung, doch eine solche Lösung ist in der Westschweiz schwierig zu realisieren. Die benachbarten, ähnlich hohen Juragipfel sind kaum erschlossen (Kostenfrage!) und wahrscheinlich wäre hier auch ein Konflikt mit dem Landschaftsschutz vorprogrammiert.

Neue Korrektur des Winterradars

Zoombild Donnerradar/Winterradar mit Anzeige von Nieselregen in der Ostschweiz.

Zoombild Donnerradar/Winterradar mit Anzeige von Nieselregen in der Ostschweiz.

Unser Donnerradar mutiert jeweilen in der kalten Jahreszeit zum Winterradar. Dann wird die Anzeige von Schneefall und Glatteisregen relevant. Diese Anzeige ist seit längerem fest im Produkt Donnerradar/Winterradar integriert und funktioniert in der Regel leidlich gut. Allerdings nur dann, wenn der am Boden auftreffende Niederschlag im Radarbild auch erkannt wird. Genau da hapert es im Winter immer wieder. Der Wetterradar kann den Niederschlag nicht oder ungenügend erkennen, falls dieser von schwacher Intensität ist, bei kalten Temperaturen auftritt oder sich auf niedere Wolkenschichten, knapp über Boden, beschränkt. Weitere Erklärungen dazu finden sich im Blog „Niederschlag und Wetterradar“, welcher im letzten Frühjahr publiziert wurde. In jenem Blog wurde eine neuartige Korrekturtechnik vorgestellt, welche auf das aktuelle Radarbild angewendet werden kann. Bislang war das so korrigierte Radarbild den Kunden des Donnerradar 3D vorbehalten. Ab sofort ist die Korrektur komplett in den folgenden Produkten eingebaut:

– Übersichtsbild Donnerradar/Winterradar auf der Homepage www.metradar.ch
– Zoombilder Donnerradar/Winterradar
– Radarvorhersage meteolocal Übersichtsbild und Zoombilder
– Expressbild Donnerradar 3D

Die vom Radar nicht erkannten Niederschlagsgebiete sind nicht flächendeckend, sondern in einem Raster von regelmässig angeordneten Quadraten eingefärbt, siehe Zoombild zu Beginn des Artikels und das Übersichtsbild am Artikelende. Dieses Raster erscheint nur im aktuellen Radarbild der Loops. Diese zurückhaltende Darstellung wurde gewählt, um die Bildsequenz des Radarniederschlages nicht zu stören. Die Korrektur kann keinesfalls den Anspruch erheben, die räumliche und zeitliche Auflösung der Radarbilder zu erreichen. Aus diesem Grund wurde die Zusatzkorrektur stark in Raum und Zeit geglättet.  Dementsprechend ist die Zusatzkorrektur zu interpretieren: nämlich als eine ungefähre Angabe über ein Raumfenster von ca. 20×20 km und ein Zeitfenster von ca. 30 Minuten. Zu beachten ist auch, dass die Korrektur nur innerhalb der Schweiz aktiv ist. Durch die Glättung kann die Anzeige knapp über die Landesgrenze in die benachbarten Regionen migrieren.

Die beiden Beispielbilder zeigen Nieselregen in der Ostschweiz am 6.10.2013, ca 11 Uhr. In der Stunde vor diesem Zeitpunkt wurden an zahlreichen Regenstationen in der Ostschweiz Regenmengen im Bereich von 0-1 mm registriert.

Die neue Korrektur hat sich selbstverständlich im Echtzeitbetrieb zu bewähren. Wir sind deshalb gespannt auf die ersten winterlichen Wetterlagen und freuen uns auf Kommentare.

Übersichtsbild Donnerradar/Winterradar mit Anzeige von Nieselregen in der Ostschweiz. Quelle: www.metradar.ch

Übersichtsbild Donnerradar/Winterradar mit Anzeige von Nieselregen in der Ostschweiz. Quelle: www.metradar.ch

Ein Lehrstück: Squall-Line vom 07.09.2013

Radaranimation 07.09.2013 20:00 bis 02:00 MESZ

Radaranimation 07.09.2013 20:00 bis 02:00 MESZ (Klick öffnet den Film)

Ungewöhnlich heftig für die fortgeschrittene Jahreszeit präsentierte sich die Gewitterlage am Samstag, 7. September 2013. Sehr warme und zunehmend feuchte Luft aus dem Raum Spanien – westliches Mittelmeer erreichte aus Süd bis Südwest den Alpenraum. Wurden an den Tagen zuvor noch Spitzenwerte bis zu 30 Grad gemessen, mussten die Temperaturen am Samstag unter der feuchteren Luft besonders nach Westen hin bereits etwas nachgeben. Die energiereiche Luft sorgte allerdings für ein Phänomen, das als Lehrstück in der schweizerischen Gewitterklimatologie gelten kann.

Im Animationsfilm des Niederschlagsradars ist am frühen Abend in der Region südlich von Genf ein unorganisierter Haufen zahlreicher kleiner Einzelzellen zu sehen, welche mit der Höhenströmung ziemlich genau nach Norden ziehen. Westlich davon befindet sich ein flächiges Niederschlagsgebiet ohne wesentliche Blitzaktivität, hier hat sich bereits ein Kaltluftpool durch die Niederschlagsabkühlung gebildet. Um ungefähr 20:30 MESZ bildet sich von Genf bis zum nördlichen französischen Jura allmählich eine Gewitterline aus. Unter diesem sich formierenden Komplex wird zunehmend kalte Luft zu Boden befördert, die sich entsprechend der Druckverteilung zum Bodentief verlagern muss, das sich zu diesem Zeitraum im Oberrheingraben befindet. Nördlich des Juras kann sie dies auf direktem Weg tun, im westlichen Mittelland ist dieser Weg allerdings durch den Jurabogen versperrt: sie muss in östliche Richtung ausweichen. Die kalte Luft schiebt sich unter die warme weiter im Osten und hebt diese an: Es entsteht zwischen 21:30 und 22:00 eine zusammenhängende Gewitterlinie (Squall-Line) mit einer zunehmend Fahrt aufnehmenden Böenfront. Bemerkenswert ist nun die Tatsache, dass durch die Kanalisierung am Jurasüdfuss der südliche Teil der Squall-Line deutlich schneller voran kommt als der nördliche, sehr gut zu erkennen am Knick in der Linie genau über der Jura-Hauptkette um 22:45 Uhr:

Donnerradar-Archivbild 07.09.2013 22:45 MESZ

Donnerradar-Archivbild 07.09.2013 22:45 MESZ

Während am Juranordfuss ohne Kanalisationseffekt nur Böen von rund 60 km/h erreicht werden, sind es im Mittelland verbreitet 70 bis 80 km/h. Die stärksten Böen werden nicht ganz unerwartet direkt am Jurasüdfuss gemessen: Cressier 87 km/h, Grenchen 91 km/h. Die durch den Jura erzwungene Divergenz am Boden nimmt der Gewitterlinie etwas den Schwung, was sich in rasch abnehmender Blitzaktivität und nachlassender Niederschlagsintensität in der Nordwestschweiz manifestiert. Dies hätte den Tod der Squall-Line bedeuten können, würde der Jura nach Osten hin nicht zunehmend niedriger. Die schnelle Böenfront am Jurasüdfuss findet im Aargauer Jura den Weg über das kleinere Hindernis und kann wieder den ursprünglichen Weg nach Norden einschlagen, wo sie mit dem nördlichen Ast der Squall-Line konvergiert: Und oha! – schon bildet sich eine neue, schön zusammenhängende Line über dem Schwarzwald aus. An deren südöstlichem Ende wird um 01:00 Uhr in Schaffhausen eine Spitzenböe von 94 km/h gemessen.

Die Squall-Line war das Ergebnis einer vorlaufenden Konvergenz (schwarz) in der Tiefdruckrinne weit vor der Kaltfront (blau), die sich zu diesem Zeitpunkt noch weit im Westen über Frankreich befand:

Luftmassen- und Frontenanalyse 08.09.2013 02:00 MESZ

Luftmassen- und Frontenanalyse 08.09.2013 02:00 MESZ

Die Eigendynamik an der vorlaufenden Konvergenz liess eine Druckwelle in der Nacht bis weit nach Osten auslaufen, sie reichte am frühen Morgen bereits weit nach Bayern hinein:

Luftmassen- und Frontenanalyse 08.09.2013 08:00 MESZ

Luftmassen- und Frontenanalyse 08.09.2013 08:00 MESZ

Anhand der Theta-E-Karte kann man gut die Rolle von Kaltfront und vorlaufender Konvergenz erkennen: Die Karte stellt den Energiegehalt der Luft dar, welche sich aus Temperatur (Wärme) und Feuchtigkeit zusammensetzt. Die Aktivität der vorlaufenden Konvergenz hat die subtropische Luftmasse stark abgekühlt, daher ist die Luft westlich der Konvergenz energieärmer als im Osten. Beidseits dieser schwarzen Linie befindet sich jedoch dieselbe Luftmasse, sie weist denselben Taupunkt (=Feuchtegehalt) auf. Die Kaltfront trennt somit nicht mehr kühle von warmer Luft, sondern bloss noch trockenere von sehr feuchter Luft. Das ist der Grund, warum im Bereich zwischen Konvergenz und Kaltfront am Sonntag nur geringe Gewitteraktivität auftritt und die Kaltfront in erster Linie nur noch kräftigen Regen bringt.

Gewittervorschau 06.-12.09.2013

Energiereiche Luft liefert am Samstag die Grundlage für Gewitter

Energiereiche Luft liefert am Samstag die Grundlage für Gewitter

Die Gewittersaison ist eigentlich vorbei. Eigentlich… denn im September kann es bei günstiger Konstellation doch noch mal interessant werden. An diesem Wochenende ist die Wahrscheinlichkeit für Gewitter durchaus gegeben. Wir sehen uns mal im Detail an, was dafür und was dagegen spricht.

Die Erfahrung zeigt, dass in der ersten Septemberhälfte die Wahrscheinlichkeit, dass auf der Alpennordseite an einem bestimmten Tag irgendwo ein Gewitter auftritt, zwischen 10 und 30 % liegt. Damit ist allerdings noch nichts über die Verbreitung und die Heftigkeit der Gewitter gesagt. Für unwetterartige Entwicklungen müssen aufgrund des doch schon tiefen Sonnenstands und der reduzierten Tageslänge alle Parameter zusammenpassen. Wie steht es damit am kommenden Wochenende?

Die Luftmasse muss einen hohen Energiegehalt aufweisen, was zu dieser Jahreszeit fast nur bei südlicher bis südwestlicher Herkunft möglich ist. Die antreibenden Grosswetterlagen sind also Südwest, Trog Westeuropa und Tief Britische Inseln: positiv!

Nur nahezu uneingeschränkte Sonneneinstrahlung vermag die bodennahen Luftschichten noch ausreichend aufzuheizen, damit die Auslösetemperatur für die Überwindung von jahreszeit-typischen Inversionen erreicht wird: positiv!

Für ausreichende Labilität muss nicht nur die hohe Bodentemperatur stimmen, sondern auch Höhenkaltluft vorhanden sein: negativ!

Divergenzen in der Höhenströmung begünstigen das Aufsteigen der Luftpakete: ab Samstag positiv!

Zyklonale Strukturen im mittleren und höheren Druckniveau: nur im Westen positiv!

Konvergenzen in der bodennahen Strömung: positiv!

Nun gilt es, diese Zutaten bezüglich Gewittergefahr richtig zu interpretieren. Die meisten Parameter stimmen, doch einige sprechen dagegen, insbesondere die mangelnde Labilität. Mit konstant bleibenden 27 Grad Differenz zwischen 850er und 500er Niveau kann man zwar mit konvektiven Entwicklungen rechnen, doch müssen die anderen Zutaten noch etwas „nachhelfen“. Ein weiterer Bremsklotz ist der Hochdruckrücken, der sich bis Sonntag stabil knapp östlich der Schweiz befindet. Er gibt uns zumindest den Hinweis, dass stärkere Entwicklungen im Westen wahrscheinlicher sind als im Osten.

Wie sieht es mit dem Föhn aus? Die Höhenströmung ist zwar auf Süd, jedoch wird der Föhn in den unteren Luftschichten wegen des nördlich der Alpen liegenden Hochdruckkerns nicht gestützt. Dass diesmal der Osten von den Gewittern wahrscheinlich länger verschont bleibt, ist somit nicht dem Föhn, sondern dem oben erwähnten Hochdruckrücken und der damit trockeneren Luft zuzuschreiben.

Die recht lange Einleitung soll aufzeigen, dass Gewitterprognosen für dieses Wochenende nicht einfach aus dem Ärmel zu schütteln sind. Regionale Gegebenheiten, orografische Unterstützung, mehr oder weniger zufällig entstehende Bodenkorvergenzen werden darüber entscheiden, ob es überhaupt zu namhaften Entwicklungen kommen wird und vor allem wo. Am ehesten dürften Gewitter am Samstagnachmittag im Hochjura sowie in den westlichen und zentralen Voralpen entstehen, wobei in der südlichen Höhenströmung die Verdriftung ins Mittelland durchaus zu erwarten ist. Am Sonntag wird das Vorankommen der Kaltluft entscheidend sein: Vieles deutet darauf hin, dass seichtes Einfliessen eher zu flächigen Niederschlägen führen wird als zu markanten Gewitterentwicklungen, wobei diese vor allem nach Osten hin am Abend nicht auszuschliessen sind.

Ab Montag ist die subpolare Luftmasse auf der Rückseite der Kaltfront wetterbestimmend. Je nach Entwicklung und Verlagerung des sich abzeichnenden Trogs über Mitteleuropa kann es vor allem zur Wochenmitte zu Kaltluftschauern kommen, je nach Sonneneinstrahlung im Tagesgang sind dabei einzelne Gewitter nicht auszuschliessen.

Neue Donnerradar App fürs iPhone

Anzeige einer starken Gewitterlage auf dem iPhone.

Anzeige einer starken Gewitterlage auf dem iPhone.

Gute Nachrichten für mobile User. Ab sofort steht die neue Donnerradar App für iPhone Geräte zur Verfügung. Die App ist kostenlos und kann auf dem eigenen iPhone als App-Symbol hinterlegt werden. Dazu muss die Webseite http://www.metradar.ch/app über den Pfeil-Button als „Home-Bildschirm“ mit einem Namen versehen und gespeichert werden.

Die App ist schnörkellos und kinderleicht zu bedienen. Sie zeigt den Donnerradar-Loop der Homepage www.metradar.ch optimiert auf die kleinere Bildschirmgrösse und optimiert für schnellen Download auch bei langsamem Datenempfang. Zusätzlich werden der tägliche Wetterbericht und ein Banner angezeigt. Alles andere wurde entfernt, um die Darstellung nicht zu überladen.

Eine Demo des „Look and Feel“ der App für eine starke Gewitterlage kann über die folgende Webseite aufgerufen werden: www.metradar.ch/appdemo.

Wir wünschen allen Usern viel Spass und gute und störungsfreie Anzeige. Sollten Fehler bei der Darstellung oder der Bedienung auftreten, sind wir für Rückmeldungen dankbar. Wir sind uns bewusst, dass, aufgrund der zahllosen Gerätetypen, Fehler auftreten können. Wir haben bislang keine Tests mit Android Geräten durchgeführt. Bei diesen werden möglicherweise gif-Animationen nicht korrekt dargestellt. Eine für Android-Geräte optimierte Version ist geplant.

Gewittervorschau 23.-29.08.2013

Auch Waschküchenwetter kann seinen Reiz haben

Auch Waschküchenwetter kann seinen Reiz haben

Das uns bevorstehende Muster könnte man als typische Aprilwetterlage bezeichnen. Eigentlich stimmt alles: Der Sonnenstand (entspricht derzeit jenem von Mitte April) wie auch die stetig vom Nordmeer Richtung Alpen abtropfenden Tröglein. Einzig die Höhenkaltluft weist zum Ende des Sommers ungefähr 10 Grad mehr auf als im April, was aber in Bezug auf die Labilität durch die höhere Boden- und Wassertemperatur teilweise ausgeglichen wird. Statt Schnee- und Graupelschauer sind somit niederschlagsintensive Schauer und Gewitter zu erwarten.

Heute Freitag zieht ein erster schwacher Randtrog über die Alpen hinweg ostwärts. Das Timing ist im Tagesgang für Gewitterentwicklungen ungünstig, am Nachmittag und Abend befindet sich der Trog bereits so weit im Osten, dass sich lokale Schauer und Gewitter auf die Ost- und Südalpen konzentrieren. Allenfalls können in der west-nordwestlichen Höhenströmung Entwicklungen vom Schwarzwald in Richtung Nordostschweiz ziehen, allzu stark dürften diese aber nicht ausfallen.

Am Samstag beschäftigt uns die markante Kaltfront eines Tiefs mit Zentrum über den Benelux-Ländern. Der Vormittag dürfte noch weitgehend sonnig werden, sodass sich die Luft noch mal auf sommerliche Werte erwärmen kann, besonders in der Ostschweiz. Um die Mittagszeit erreicht die Kaltfront den Jura und zieht in der Folge wahrscheinlich recht zügig über die Schweiz hinweg nach Osten. Dabei können kräftige Gewitter mit Sturmböen auftreten und hohe Regenmengen in sehr kurzer Zeit sind wahrscheinlich, während die Hagelgefahr zumindest was grössere Kaliber betrifft eher geringer einzustufen ist. Im Mittelland wird sich die Lage wahrscheinlich zum Abend hin rasch beruhigen, besonders am östlichen Alpennordhang ist aber noch länger mit teils intensivem Regen zu rechnen.

Ab Sonntag beginnt der Eiertanz mit einem Höhentief ziemlich genau über der Schweiz und mehreren Bodentiefs, welche den Kaltlufttropfen im Gegenuhrzeigersinn umkreisen:

Boden- und Höhendruckkarte für Sonntagmittag

Boden- und Höhendruckkarte für Sonntagmittag

Diese Konstellation macht eine genaue Prognose bezüglich Schwerpunkt der Schauertätigkeit und zeitlichen Abläufen nahezu unmöglich. Klar ist: Der Kaltlufttropfen dürfte sich bis Dienstag nur unwesentlich verlagern und somit für sehr unbeständiges Schauerwetter besorgt sein. Je nach Länge der Sonnenfenster tagsüber kann es dabei auch zu Gewittern kommen. Abends und nachts dürfte es jeweils deutlich ruhiger werden.

Wie geht es zur Wochenmitte weiter? Das Zünglein an der Waage spielt eine Schwachstelle in der Hochdruckbrücke, die sich von den Azoren über die Britischen Inseln bis nach Nordrussland erstreckt. Bleibt diese Schwachstelle bestehen, kann wie bei einem undichten Wasserhahn immer wieder Höhenkaltluft in Richtung Alpen abtropfen. Einzelne Modelle haben den Klempner bestellt und lassen den  tropfenden Hahn abdichten, das derzeit wahrscheinlichere Szenario geht aber von einem weiteren Abtropfen am Mittwoch und dann wieder zum Wochenende aus. Hier gibt es aber ebenfalls noch mehrere Möglichkeiten, je nachdem ob sich die Schwachstelle noch etwas nach Osten verlagert oder in der für uns ungünstigen Position über der Nordsee verbleibt.

Mögliche Grosswetterlage am Mittwoch, markiert ist die wahrscheinliche Zugrichtung weiterer Kaltlufttropfen durch die Schwachstelle in der Hochdruckbrücke

Mögliche Grosswetterlage am Mittwoch, markiert ist die wahrscheinliche Zugrichtung weiterer Kaltlufttropfen durch die Schwachstelle in der Hochdruckbrücke

Gewittervorschau 16. – 22.08.2013

Fotogene nachtgewitter waren diesen Sommer dünn gesät. Sammelfoto einer Reihe von Blitzen über Muri AG, 09.07.2013. Foto: Willi Schmid

Fotogene Nachtgewitter waren diesen Sommer dünn gesät. Sammelfoto einer Reihe von Blitzen über Muri AG, 09.07.2013. Fotos: Willi Schmid

Das Ende der wunderschönen, wolkenlosen und angenehm warmen Spätsommertage ist in Sicht. Ab heute Abend greift die atlantische Westwinddrift wieder weiter nach Süden aus und wird uns mit einer Reihe von wenig aktiven Wellenstörungen beglücken. Der Witterungscharakter bleibt bis inklusive Sonntag freundlich und mässig warm. Allerdings werden variable Wolkenfelder immer wieder die Sonne verdecken, und gelegentlich sind einige Regenspritzer, vielleicht sogar das eine oder andere kleine Gewitter, nicht ausgeschlossen.

Das heute noch wetterbestimmende Hoch zieht langsam nach Osten ab. Damit verflacht sich die Druckverteilung. Für starke Gewitterentwicklungen fehlt aber der über Westeuropa weit nach Süden ausgreifende Höhentrog. Dieser Trog führt normalerweise zur Zufuhr von Bodenfeuchte aus dem westlichen Mittelmeerraum, welche dann die Gewitterentwicklung begünstigt. Zudem nimmt nun die Sonneneinstrahlung von Tag zu Tag ab, und damit verliert auch der thermische Gewitterauslöser an Kraft. In der westlichen, an Stärke allmählich zunehmenden Höhenströmung sind mehrere Wellenstörungen eingelagert, welche temporär für günstige Hebungsverhältnisse sorgen. Für Gewitter braucht es bei dieser Konstellation ein optimales Timing, da diese Wellenstörungen immer auch von Wolkenfeldern begleitet sind, welche die Sonne abdecken. Ideal wäre eine ungestörte Sonneneinstrahlung tagsüber, kombiniert mit dem Durchzug eines Hebungsgebietes am späten Nachmittag und Abend.

Diese Konstellation ist heute Freitag noch am klarsten gegeben. Einzelne Gewitter sind somit am späten Nachmittag und am Abend in den Bergen nicht ausgeschlossen. Weitere Wellenstörungen folgen am Samstag (siehe Prognosekarte GFS am Artikelende) und am Sonntag, leider vorwiegend tagsüber. Damit dürfte betr. Gewitter nicht viel passieren. Überraschungen sind nicht ausgeschlossen, so möglicherweise morgen Nachmittag ganz im Osten, und dann auch am Sonntagabend, falls tagsüber die Sonne nochmals gut einheizen kann. Der Sonntagabend wäre nicht uninteressant, weil die Höhenströmung zunimmt und damit auch die Scherbedingungen für rotierende Gewitterzellen besser werden. Am Montag rückt die Kaltfront ebenfalls zu ungünstiger Tageszeit an, vielleicht reicht es für den einen oder anderen elektrischen Kaltluftschauer auf der Rückseite der Kaltfront.

Mit der Kaltfront wird ein Schwall kühlerer Atlantikluft unser Land aus Nordwesten überschwemmen und damit wohl die erste herbstlich anmutende Witterungsperiode einleiten. Diese kühlere Luft gerät zwar rasch wieder unter Hochdruckeinfluss, das Hochzentrum scheint aber längere Zeit über der Nordsee steckenzubleiben. Damit ist Bise angesagt, und beim aktuell sinkenden Sonnenstand bedeutet dies eine Zunahme der ach so sattsam bekannten langweilig-grauen Hochnebelfelder, die Killer der Sonnenwärme schlechthin. Für Gewitter ist da kein Platz mehr in Sicht, damit könnte diese Vorschau auch die letzte des aktuellen Sommers werden.

Vorherswagekarte des GFS-Modells, Vorticityadvektion 300 hPa. Quelle: wetter3.de

Vorherswagekarte des GFS-Modells, Vorticityadvektion 300 hPa. Quelle: wetter3.de