Vorhersagekarte Bodendruck und Geopotential 500 hPa, Quelle: wetter3.de
Für Meteorologen ist es eine Herausforderung, bei Kaltfronten die Eintreffzeit und Stärke von erwarteten Gewittern möglichst exakt vorherzusehen. Bei der kommenden Kaltfront ist die Prognose besonders heikel. Das hängt mit zwei Faktoren zusammen:
1. Die Kaltfront kommt erst morgen Samstag. Falls es Gewitter gibt, werden diese im Vorfeld der Kaltfront erst in der Nacht auf Samstag erwartet – zu einer Tageszeit also, zu welcher die Sonne den Boden nicht mehr aufheizen kann, so dass ein wichtiger Trigger von Gewittern wegfällt.
2. Die Kaltluft kann in tiefen Schichten ohne Gewitterauslösung einsickern, die Luftmasse stabilisiert sich rasch – in der Folge kommt es allenfalls zu länger andauernden Niederschlägen – nur vereinzelt noch mit Blitz und Donner.
Als Laie kann man sich auf mehrere Arten orientieren:
a) man konsultiert die Vorhersagen des persönlichen Lieblings-Wetterdienstes, oder besser, man konsultiert gleich mehrere Wetterdienste, um sich das bestmögliche Bild zu machen.
b) man schaut sich die im Internet zahllos vorhandenen Wetterkarten an und bildet sich eine eigene Meinung.
c) man konsultiert die Diskussionen in einschlägigen Wetterforen, um die Sicht verschiedenster User (Fachleute und Laien) kennenzulernen. In der Schweiz kommt man selbstverständlich um das Schweizer Sturmforum (www.sturmforum.ch) nicht herum.
Wir kämpfen uns für einmal für Sie durch das Infomaterial durch und präsentieren Ihnen unsere Lesensweise. Selbstverständlich besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit. Ebensowenig versuchen wir, in die Tiefe einer Wetterkartenanalyse zu gehen. Eine solche zu machen und dann auch niederzuschreiben ist sehr zeitaufwendig. Auch so wird dieser Artikel noch lang genug. Wenn Sie, lieber Leser, sich durchlesen, dann ist Ihre Geduld schon sehr gross, und ich freue mich darüber :-).
A) Aktuelle Texte der Wetterdienste (Stand: Freitag, 14 Uhr)
MeteoSchweiz:
Heute sonnig. Dünne hohe Wolkenfelder und in der zweiten Tageshälfte etwas Quellbewölkung. In den Bergen mässiger, im Flachland allmählich schwacher Südwestwind. Morgen am Vormittag im östlichen Alpenraum noch einige Aufhellungen, sonst stark bewölkt und auf der Alpennordseite zeitweise Regen, einzelne Gewitter möglich.
SF Meteo
Heute weiterhin meist sonnig und bis 30 Grad heiss. Zeitweise Schleierwolken, im Jura einige Quellwolken. In der Nacht auf Samstag zunehmend bewölkt und bereits erste Schauer oder Gewitter.
Meteomedia:
In der Nacht auf Samstag breiten sich im Vorfeld einer Kaltfront vom Jura und vom Hochrhein ausgehend Schauer und Gewitter aus.
meteotest:
Entlang dem Jura und den Voralpen steigt das Gewitterrisiko am Abend leicht an.
meteonews (für Zentralschweiz):
In der Nacht zunehmend bewölkt und gegen Morgen aufkommende Regengüsse, örtlich auch Gewitter möglich.
Unsere Zusammenfassung: Erste Gewitter kann es bereits heute Abend (im Jura, meteotest) geben, oder auch erst morgen Vormittag, wenn überhaupt (MeteoSchweiz). Die demokratische Mehrheit der Wetterdienste ist für Gewitter in der kommenden Nacht, eigentlich nur mit der Gegenstimme der MeteoSchweiz.
B) Sicht des Modells GFS
Meine persönliche Präferenz ist das GFS Modell, vor allem deshalb, weil die Karten bei wetter3.de, zuverlässig und in angenehmer Farbdarstellung abrufbar sind. Die hier referenzierten Karten sind diesem Artikel beigefügt. Es wird darauf verzichtet, die folgenden Aussagen anhand der Karten für den Leser nachvollziehbar zu begründen. Ebenso verzichten wir darauf, andere Modelle zu Rate zu ziehen, Begründung siehe oben…
Was kann ich da sehen?
– eine vorlaufende Bodenkonvergenz, welche um 20 Uhr (18 Z) knapp NW der Schweiz liegt (Karte 1). Im Bereich der Konvergenzlinie sind die CAPE-Werte (Karte 2) aber auch die CIN-Werte (Karte 3) besonders hoch. Hohe CIN-Werte bedeuten eine grosse Hemmschwelle zur Auslösung von Gewittern. Wenns aber losgeht (z.B. durch thermisch oder orographische Unterstützung), dann sind aufgrund der hohen CAPE-Werte durchaus auch kräftige Gewitter möglich.
Die Niederschlagsvorhersagekarte (Karte 4) zeigt bis 20 Uhr (18 Z) erste Signale im Jura. Diese Signale können nur durch lokale Schauer oder Gewitter generiert werden. Flächdeckend bleiben die erwarteten Niederschlagsmengen bis 20 Uhr gering, lokal kann es aber durchaus schon einen anständigen Sprutz geben.
Meine Interpretation: Am Abend, irgendwann nach 18 Uhr, erste Schauer im Jura möglich. Dabei dürften auch rasch einmal Blitz und Donner dabei sein. Aber Achtung, andere Modelle sehen das ganz anders, deshalb… Sprung zum Punkt C)
C) Sicht des Schweizerischen Sturmforums
Verfolgen Sie die seit einigen Tagen spannende Diskussion auf www.sturmforum.ch, aktuell in folgenden Threads:
http://www.meteoradar.ch/forum/viewtopic.php?f=2&t=8183
http://www.meteoradar.ch/forum/viewtopic.php?f=2&t=8189
Vorhersagekarte CAPE, "lifted index", Quelle: wetter3.de
Vorhersagekarte CIN, Quelle: wetter3.de
Vorhersagekarte Niederschlag bis 210 Uhr, Quelle: wetter3.de